Eucherius von Lyon
Gedenktag katholisch: 16. November
Name bedeutet: der Freundliche (griech.)

Eucherius stammte aus einem Geschlecht von Senatoren und hatte schon in jungen Jahren eine bedeutende Stellung im öffentlichen Leben in Lyon. Um 420 zog er sich mit seiner Frau Galla von Bagenum und seinen Kindern auf die Klosterinsel St-Honorat zurück, später auf die Nachbarinsel Lero - die heutige Insel Ste-Marguerite; in dieser Zeit war er v. a. literarisch tätig. Seine Söhne gab er zur Erziehung an Vinzenz von Lérins, sie wurden später Bischöfe als Salonius von Genf und Veranus von Vence; als seine Töchter werden Consortia verehrt, die Nonne wurde, und Tullia, die später als Reklusin lebte.
434 wurde Eucherius Bischof von Lyon und unterstützte Hilarius von Arles in dessen Bemühen um eine weitgehende Eigenständigkeit der vom Adel beherrschten gallischen Kirche. 441 nahm er an der 1. SynodeSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. in Orange teil.
Erhalten sind von Eucherius exegetische Werke und asketische Schriften wie De laude eremi
, Lob der
Einsiedler
, die er um 427 Hilarius von Arles übersandte, sowie
De contemptu mundi
, Über die Verachtung der Welt
, die er 432 an
Valerianus von Cimiez adressierte; beide enthalten wegweisende
Ausführungen über die Theologie von der Gnade Gottes. In großen Teilen verloren sind die von Eucherius zusammengestellten
Auszüge aus den Conlationes (patrum)
, den Unterredungen mit den Vätern
des
Johannes Cassianus und eine Abhandlung über wahre Philosophie. Als
Bischof verfasste er noch die erste Leidensgeschichte über die Thebäische Legion des
Mauritius. Einige weitere ihm zugeschriebene Schriften sind unecht.
Von Eucherius berichteten Hilarius von Arles in seiner Biografie über Honoratus von Arles und Gregor von Tours. Die Verehrung in Lyon ist im 6. Jahrhundert nachgewiesen und breitete sich, gefördert vom Kloster Cluny, v. a. im Südosten Frankreichs aus.
Worte des Heiligen
In einer Mahnschrift an einen Verwandten ermuntert Eucherius diesen zu christlicher Hoffnung:
Nichts sehen die Menschen so sehr Tag für Tag wie den Tod; aber nichts verdrängen sie so sehr aus dem Bewusstsein
wie den Tod. … Unsere Väter sind vorübergegangen, wir werden weggehen, die Nachkommenden werden folgen: So wie die
vom Meer her anbrandenden Wogen ununterbrochen aufeinander folgen und sich am Rand der Küste brechen, so zerschellen die
Lebensalter niederfallend an der Grenze des Todes. Diese Betrachtung, dieses Gedenken an unsere menschliche Verfasstheit
soll uns Tag und Nacht nicht in Ruhe lassen! …
Bereiten wir unsere Wege
, wie die Schrift sagt (Maleachi 3, 1)
für das Ende!
Wenn wir dies bedenken, wenn wir dies meditieren, dann werden wir uns vor dem Tod nicht ängstigen und
fürchten. …
Unsere ganze seelische Spannkraft soll sich auf die Zukunftshoffnung richten. Damit du eine solche Hoffnung in
größerer Fülle und Deutlichkeit verfolgen kannst, will ich sie gerne mit einem Beispiel erhellen: Wenn einer einem heute
fünf Münzen aus Erz anböte, jedoch 500 Goldmünzen für den morgigen Tag, und er die Wahl anböte gleich das Erz oder lieber
das Gold später in Empfang zu nehmen; gibt es da einen Zweifel, dass er dann die großen Gaben, jedoch mit einer kleinen
Verzögerung vorzöge? Auch du solltest, wenn du die Kürze dieses irdischen Lebens und die Ewigkeit des künftigen Lebens
in Betracht ziehst, nicht das Wertlose erwählen, da du doch Wertvolles erhoffen kannst. Was bedeutet schon die Wahl des
Kleinen angesichts der Möglichkeit, Großes zu erwarten? Wenn wir also all das Unbeständige in der Welt sehen und ergreifen,
dann besitzen wir in dieser Weltzeit offensichtlich keinesfalls eine Hoffnung (der Begriff Hoffnung kommt von hoffen);
denn in ihr genießen wir ja schon, was wir sehen können. Eine Hoffnung nämlich, die man sieht, ist keine Hoffnung.
Denn was kann einer noch erhoffen, was er schon sieht?
(Römerbrief 8, 24) Jede Hoffnung im menschlichen Bereich muss
also auf Zukunft hin gerichtet sein; sonst kann sie nicht Hoffnung genannt werde, wenn man nicht hofft.
Deshalb folgen wir offensichtlicher dem, was uns die Hoffnung für die Zukunft vor Augen stellt, als dem, was wir in
der Gegenwart erhoffen und erfahren können. Sieh das, was uns unmittelbar vor die Augen gestellt wird, können wir nicht
uneingeschränkt und gleichsam nur mit fast geschlossenen Augenlidern anschauen; viel sicherer aber können wir gleichsam mit
unbehinderten Augen den Blick auf das richten, was uns aus weiterer Entfernung dargeboten wird: So etwa verhält es sich
zweifellos bezüglich Gegenwärtigem und Zukünftigem. Denn die Gegenwart, die gleichsam in unsere Augen hineingestellt ist,
kann man nicht richtig sehen; die Zukunft aber, die von unseren Auge entfernt ist, kann man ganz deutlich erblicken.
Dieses Vertrauen auf die Zukunft erbringen wir nicht aufgrund eines unsicheren Gewährsmanns, sondern aufgrund unseres
Herrn Jesus Christus, dem zuverlässigsten Bürgen der Wahrheit, der den Gerechten das nicht endende Reich und als reichen
Lohn die ewige Seligkeit verspricht.
Quelle: Eucherius von Lyon: Epistola paraenetica ad Valerianum cognatum. In: Patrologia Latina 50, Sp. 717, 723
Zitate von Eucherius von Lyon:
Der Demut sollen wir uns besonders befleißigen; denn sie stellt uns den Gerechten gleich, sie verbindet
uns mit den Engeln, sie lässt uns Gott nahekommen. Sie ist es, die keinen Sturz, keinen Abgrund und kein Fallen zu
fürchten braucht; denn die Demut kann nirgendwohin fallen: Willst du also nicht fallen? Dann erhebe dich nicht!
Mit Recht dürfte ich wohl die Wüste den unbegrenzten Tempel Gottes nennen; denn er, der ganz sicher in der
Stille wohnt, freut sich offensichtlich an der Abgeschiedenheit. Dort zeigte er sich öfter den Heiligen und, da dieser
Ort es nahelegte, verschmähte er nicht die Begegnung mit Menschen; in der Wüste nämlich erblickte Mose mit strahlendem
Antlitz Gott (2. Mose 3); in der Wüste verhüllte Elija sein Gesicht aus Furcht, Gott zu schauen
(1. Könige 19, 13). Und obwohl Gott alles als sein Eigentum betrachtet und er überall anwesend ist, bevorzugt er doch
offensichtlich [die Abgeschiedenheit der] Wüste.
Quelle: Eucherius von Lyon: Exhortatio ad monachos 2. In: Patrologia Latina 50, Sp. 865f
Eucherius von Lyon: De laude eremi epistola. In: Patrologia Latina 50, Sp. 703f
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Martyrologium Romanum Flori-Legium
Schriften von Eucherius und seine Lebensgeschichte gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
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- zuletzt aktualisiert am 27.12.2020
Quellen:
•
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 3. Herder, Freiburg im Breisgau 1995
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel Eucherius von Lyon, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon - http://161.97.88.200/LUCRARI%20PE%20TEME/Aghiologie/Texte%20in%20alte%20limbi/Vietile%20Sfintilor%20germana%20-%20Acta%20Sanctorum/www.heiligenlexikon.de/BiographienE/Eucherius_von_Lyon.html, abgerufen am 19. 3. 2025
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://d-nb.info/1175439177 und http://d-nb.info/969828497 abrufbar.