Ökumenisches Heiligenlexikon

Pantaleon

auch: Pantaleimon, Botlan, Asia

Gedenktag katholisch: 27. Juli
Gedenktag IV. Klasse      Im alten Messbuch entspricht die IV. Klasse einem nichtgebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Feste der IV. Klasse können außerhalb der geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtsoktav, Fastenzeit, Osteroktav) statt der Tagesliturgie gefeiert werden, müssen aber nicht gefeiert werden, sondern können stattdessen auch nur kommemoriert werden (dann wird das zweite oder dritte Gebet von dem Gedenktag IV. Klasse genommen, während die übrigen Texte vom Tag sind).

nicht gebotener Gedenktag im mozarabischen      Der mozarabische Ritus, auch „westgotisch” oder „altspanisch” genannt, ist eine Liturgie in der römisch-katholischen Kirche, die sich im 4./5. Jahrhundert auf der Iberischen Halbinsel entwickelt hat und heute noch an einigen Orten in Spanien praktiziert wird. Der Name entstand nach dem Einfall der Mauren im Jahr 711, als die unter maurischer Herrschaft lebenden Christen – die „Mozaraber” – weiter ihren Glauben ausüben durften und damit auch diese Liturgie feierten. Ritus: 19. Februar
Übertragung der Gebeine nach Köln: 5. Februar
Übertragung der Gebeine: 17. Februar
Übertragung des Kopfes nach Köln: 18. Februar, 19. Februar, 20. Februar
Übertragung der Gebeine nach Paris: 18. Februar
Entfernung der Gebeine in Genua: 16. März
Verehrung der Reliquien in Cremona: 10. Juni
Übertragung des Hauptes nach Lyon: 17. Juli

Gedenktag orthodox: 27. Juli
bedacht in der Proskomidie      Die Proskomidie ist die Vorbereitung der Gaben Brot und Wein vor der Eucharistie in den Orthodoxen Kirchen

Gedenktag armenisch: 27. Juli
liturgische Feier am 4. Donnerstag nach dem Kreuzerhöhungssonntag
Auffindung der Gebeine: 30. September

Gedenktag koptisch: 13. Juli, 12. Oktober

Gedenktag äthiopisch-orthodox: 13. Juli, 12. Oktober

Gedenktag syrisch-orthodox: 27. Juli, 1. Oktober, 14. Oktober

Name bedeutet: Pantaleimon: der ganz Barmherzige (griech.)
Pantaleon: ganz Löwe (griech.)

Arzt, Märtyrer, Nothelfer
* 278 (?) in Nikomedia, heute Ízmit in der Türkei
305 (?) daselbst


Buchmalerei, 1493, Hartmann Schedels Nürnberger WeltChronik
Buchmalerei, 1493, Hartmann Schedels Nürnberger WeltChronik

Pantaleon war der Überlieferung zufolge Sohn des heidnischen Vaters Eustorgius und der christlichen Mutter Eukuba. Schon als Kind erkannte er seine Heilkräfte, als er auf der Straße zu einem von einer Schlange gebissenen, toten Kind kam; ohne weitere Absicht rief er über ihm den Namen Jesus aus und wurde gewahr, dass das Kind wieder lebendig wurde. Er ließ sich nun in der Arzneikunst ausbilden durch den kaiserlichen Leibarzt Euphrosynus und nach Unterweisung durch einen weisen Priester namens Hermolaus taufen. Als er im Beisein seines Vaters durch Anrufung Christi einen Blinden sehend machte, bekehrte sich auch der Vater. Mit Kräutern und Salben heilte Pantaleon viele Kranke, meist ohne Entlohnung zu verlangen. Mit einem Teil seines Erbes befreite er die Witwe des Töpfers Demetrios aus ihren Schulden. Neidische Berufskollegen verklagten ihn beim Kaiser, der nun einen Wettstreit um die Heilung eines Lahmen zwischen den Anklägern und Pantaleon abhielt, den letzterer für sich entschied.

Kaiser Diokletian wählte sich den Könner als Leibarzt. Als Pantaleon dessen Frau erzählte, dass er Christ sei und versuchte, auch sie zu bekehren, wurde das Gespräch belauscht und Pantaleon in den Verfolgungen beim Kaiser denunziert. Der soll daraufhin abgedankt und sich freiwillig in die Verbannung begeben haben. 1

Der Nachfolger ließ Pantaleon verhaften und anklagen, aber seine Standhaftigkeit konnte auch durch Geißelung, Gebranntwerden, Hunger und andere Martern nicht erschüttert werden; der Löwe, dem er in der Arena zum Fraß vorgeworfen wurde, verschonte ihn; schließlich spaltete ein Schwertschlag, der ihn enthaupten sollte, dem an einen Ölbaum gebundenen Pantaleon das Haupt. Aus seiner Wunde sei danach kein Blut, sondern Milch geflossen; nachdem er nun um Barmherzigkeit für seinen Henker gebeten hatte; kam eine Stimme vom Himmel und sprach: Von nun an sollst du nicht Pantaleon, sondern Pantaleimon, Allerbarmer, heißen und versprach, dass viele Menschen durch seine Fürbitte Barmherzigkeit erfahren werden. Als daraufhin der Henker Caius Severinus beeindruckt zögerte, nahm der Richter Hierokles selbst das Schwert und vollendete die Hinrichtung mit tödlichem Schlag. Nach mancher Überlieferung staben mit Pantaleon 560 - oder 5060 - Gefährten als Märtyrer.

An der Stelle des Martyriums von Pantaleon wuchs ein Olivenbaum, der - vom Blut aus seiner Wunde getränkt - fortan reiche Frucht trug. Dass Pantaleon bei der Hinrichtung die Hände mit einem Nagel auf dem Kopf festgehalten wurden, begegnet in Darstellungen vom 15. Jahrhundert an.

Albinus(links), Maria (Mitte), Pantaleon (rechts) und Veronika mit dem Schweißtuch (unten), um 1510, Skulpturen am Lettner der Kirche St. Pantaleon in Köln
Albinus(links), Maria (Mitte), Pantaleon (rechts) und Veronika mit dem Schweißtuch (unten), um 1510, Skulpturen am Lettner der Kirche St. Pantaleon in Köln

Die Verehrung Pantaleons begann schon im 4. Jahrhundert, belegt erstmals durch Theodoret von Kyrrhos um 440. Im 5. oder 6. Jahrhundert entstand Pantaleons erste - griechische - Leidensgeschichte, bald darauf armenische und koptische Übersetzungen. Lateinische Leidensgeschichten liegen in verschiedenen Fassungen vor, in Deutschland entstanden verschiedene mittelalterliche Legenden, als bekannteste die des Konrad von Würzburg, überliefert in einer Handschrift um 1385.

Die Ostkirche verehrt Pantaleon als Großmärtyrer, er gehört dort zu den Heiligen Ärzten. 550 ließ Kaiser Justinian I. „der Große” zu seinen Ehren in Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul - eine Kirche bauen. Um 800 kam sein Kopf der Überlieferung zufolge nach Lyon, von einem Gesandten aus Byzanz als Geschenk für Kaiser Karl „den Großen” mitgebracht. Erstmals 866 wird eine Kirche samt Armenhospital an der Stelle der heutigen Kirche Kirche St. Pantaleon in Köln erwähnt; Bischof Bruno stiftete ihr um 960 Pantaleons Reliquien und ergänzte sie durch Kölns erstes Benediktinerkloster, 980 wurde die erweiterte Kirche Pantaleon geweiht. 1216 wurde ihm die schon vorher unter seinem Namen existierende Kirche San Pantaleo in Rom durch Papst Honorius III. geweiht. In Montauro bei Catanzaro wird eine Ampulle mit Blut und ein Stück seines Halses verehrt und an seinem Gedenktag jedes Jahr das Wunder der Verflüssigung seines Blutes - ähnlich wie bei Januarius von Neapel - gefeiert.

Weitere Reliquien von Pantaleon sind in Genua, Arles, Verdun, Ravenna, in der Kirche San Pantalon in Venedig, in Montauro bei Catanzaro, im Kloster Andechs in Oberbayern, in Salem sowie Zwiefalten in Württemberg und anderswo. Pantaleon-Ampullen, die von der aus ihm geflossenen Milch enthalten sollen, gibt es u. a. in Bari, Neapel, Venedig und Madrid. Im Pantaleon geweihten Dom in Ravello verflüssigt sich deren Inhalt jedes Jahr aufs Neue. Seit dem Mittelalter ist Pantaleon einer der 14 Nothelfer.

moderne Ikone
moderne Ikone

Attribute: Nägel, Salbenbüchse, Heilpflanze
Patron von Köln und Montauro bei Catanzaro; der Ärzte, Ammen, Hebammen; der Haustiere; gegen Kopfschmerzen, Auszehrung, Heuschreckenplage; bei Verlassenheit und Viehkrankheiten

1 Diokletian dankte am 1. Mai des Jahres 305 ab – er war der einzige römische Kaiser, der freiwillig aus dem Amt schied - und zog sich ins Privatleben zurück in seinen Palast nach Spalato - dem heutigen Split in Kroatien.

Catholic Encyclopedia

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 09.04.2022

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 7., Herder, Freiburg im Breisgau 1998
• https://it.wikipedia.org/wiki/Montauro#Monumenti_e_luoghi_di_interesse - abgerufen am 09.04.2022

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.info/1175439177 und http://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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