
Hinweise zu Stadlers »Heiligen-Lexikon« Abkürzungen
Bernhard von Clairvaux
S. Bernardus, Abbas et Ecclesiae Doctor, (20. August). Aus dem Altd. = nach
Wachter: Der tapfere Mann; nach Schwenck = Bärenstark. - Das Wunder und die
Zierde des 12. Jahrhunderts war der hl. Bernardus, erst er Abt von Clairvaux in
Burgund, aus dem Cisterzienserorden, Kirchenlehrer und unter den Theologen als
der »honigfließende Lehrer« (Doctor mellifluns) bekannt. Er wurde im Jahre 1091
auf dem Schlosse Fontaines bei Dijon geboren und stammte sowohl von väterlicher
als mütterlicher Seite von sehr vornehmem Geschlechte ab, das mit den Herzogen
von Burgund in verwandtschaftlicher Beziehung stand. Sein Vater hieß Tesselin
(Thesselin, Tecelin) und bekleidete einen hohen Rang im Heere der burgundischen
Fürsten; seine Mutter aber hieß Aletha (Alays,
Alaysia, Aalys, Elisabeth), eine ausgezeichnete Persönlichkeit, die Tochter
Bernhards, Herrn von Mombard (Mont-bar = Mons Barrus) in Burgund. Sie gebar
ihrem Manne sechs Söhne und eine Tochter, worunter der hl. Bernhard, dem sie den
Namen ihres Vaters gab, der drittgeborne Sohn war. Noch ehe er das Licht der
Welt erblickte, hatte sie einen Traum, worin sie in ihrem Leibe ein Hündlein
erblickte, welches bis auf den schwarzen Rücken ganz weiß war und mit allem
Eifer bellte. In ihrer Angst erholte sie sich Auskunft bei einem frommen Manne,
der sie völlig getrost seyn hieß, indem sie einen Sohn gebären werde, welcher
ein treuer Wächter der Kirche seyn und mit Macht seine Stimme wider ihre Feinde
erheben würde. Kaum hatte sie den hl. Bernhard zur Welt gebracht, als sie ihn
nicht nur wie die übrigen Kinder dem Herrn
opferte, sondern ganz der Kirche weihte und ihn von dieser Stunde an nur mehr
als Eigenthum des Herrn betrachtete. Sie brachte daher ihr Söhnlein, an dem sie
mit doppelt zärtlicher Liebe hing, sobald er etwas herangewachsen war, nach
Chatillon an der Seine, um ihn hier den weltlichen Chorherren zu übergeben,
welche eine Lehranstalt hatten. Unter der geistlichen Pflege dieser Lehrer wuchs
der Heilige zu den schönsten Hoffnungen heran, und erregte nicht wenig ihr
Erstaunen über seinen eindringenden und lebhaften Geist, sowie über die
ungewöhnlichen, sein Alter weit übersteigenden Fortschritte, die er in jeder
Beziehung machte. Hier war es auch, wo er das Erstemal himmlischer Erscheinungen
gewürdigt wurde. Denn als er einst in der Christnacht vor der Mette, wie es
scheint, in einen leisen Schlummer verfallen war, da zeigte sich ihm das
Jesuskind in lieblichem Glanze und offenbarte ihm das Geheimniß seiner Geburt.
Der Anblick davon entzückte ihn dergestalt, daß er den dabei gewonnenen Eindruck
nie mehr vergaß, und man will bemerkt haben, daß er von jenem Tage an von der
zärtlichsten Andacht für das Geheimniß der Menschwerdung erglüht gewesen sei,
und diese Gluth hauptsächlich in seinen spätern Predigten über dieses Geheimniß
ausgesprochen habe. Von der himmlischen Richtung seines Gemüths in der frühesten
Jugend zeugt auch die Thatsache, daß er einst, als er wegen heftiger
Kopfschmerzen das Bett hüten mußte und man ihm zur Abwendung derselben
abergläubische Mittel, wie es scheint, anrieth, diese mit allem Abscheu
zurückwies und lieber die Schmerzen ertragen wollte als sich der angebotenen
Mitteln bedienen. Während seines Aufenthaltes in Chatillon starb seine
vortreffliche Mutter, welche von den Schriftstellern des Cisterzienserordens zu
den »Seligen« gerechnet wird (S. Aletha), und
bei deren Tod er nach den Einen 14, nach den Andern 19 Jahre alt war. Bernardus,
der an's Sterbebett seiner Mutter nach Fontaines zurückgekehrt war, blieb sich
nun selbst überlassen, zumal sein Vater seiner Geschäfte wegen beim Kriegsheer
seyn mußte und über seinen Wandel nicht wachen konnte. Er trat nämlich in die
Welt, mit Allem ausgeschmückt, was einem Jünglinge von Stand schmeicheln und ihm
die Liebe der Menschen erwerben konnte. Die herrlichen Vorzüge des Geistes und
Leibes, womit er begabt war, hätten aber ebensoviele Fallstricke werden können,
wenn er nicht sorgfältig über sich gewacht und das Andenken seiner trefflichen
Mutter treu bewahrt hätte. Einmal geschah es, daß er auf eine weibliche Gestalt
aus Neugierde seine Augen heftete; da er aber von der Versuchung ergriffen wurde,
bestrafte er sich sogleich dafür, indem er in einem nahen Teich, dessen Wasser
sehr kalt war, sich stürzte, und das unreine Feuer, das seine Unvorsichtigkeit
angefacht hatte, wieder auslöschte. Ein anderes Mal ging ein von schändlicher
Leidenschaft hingerissenes Weib soweit in der Unverschämtheit, daß sie des
Nachts in sein Schlafgemach kam; aber sogleich, wie er ihre Anwesenheit merkte,
sprang er auf und rief aus voller Kehle: »Räuber, Räuber!« Auf seinen Ruf lief
Alles im Hause herbei, fand zwar nichts, aber die schändliche Person war
verschwunden. Aus diesen und andern Versuchungen ersah der hl. Jüngling, wie
viele Gefahren im Umgang mit der Welt verbunden seyen, und mehr als je erwachte
in ihm der Gedanke, der endlich zum Entschlusse heranreifte, die Welt zu
verlassen, und in den damals neu gegründeten, im großen Rufe stehenden
Cisterzienserorden zu treten (gegründet durch Abt Robert
im J. 1098). Er hatte wegen dieses seines Entschlusses viele Kämpfe mit seiner
Familie und seinen Freunden durchzumachen; auch in seinem Innern erhoben sich
Schwierigkeiten; allein das Andenken an seine liebe Mutter, die ihm öfter vor
Augen schwebte und ihm zu sagen schien: »Ich habe dich nicht für die Welt
geboren und erzogen«, half ihm alle Schwierigkeiten so sicher überwinden, daß er
nicht blos seinen Oheim, Galdrich, Herrn von Touilion bei Autun, und seine
Brüder Guido, Gerhard, Bartholomäus und Andreas zum Eintritt in genannten Orden
vermochte, sondern auch viele seiner Studiengenossen und Freunde, so zwar, daß
im Ganzen bei dreißig aus dem Adel sich ihm anschlossen. Auch sein jüngster
Bruder Nivard, der bei seinem Eintritt
in's Kloster noch sehr jung war, verließ später Alles, was er hatte, und trat in
den Orden. - Rührend ist in den Acten, welche darüber auf uns gekommen sind, die
Art und Weise zu lesen, wie er seine Brüder zur Verlassung der Welt bewog, und
die Gewalt, die er damals schon über die Gemüther ausübte, war so groß, daß
Väter und Mütter ihre Söhne, Gattinnen ihre Männer, Geschwister ihre Brüder von
seinem Umgange zurückzuhalten suchten, um sie der vermeintlichen Gefahr zu
entreißen, von ihm zum Eintritt in's Kloster bewogen zu werden. Zu Chatillon
bewohnte er mit seinen Gesinnungsgenossen ein halbes Jahr lang (bis zur
Bereinigung ihrer zeitlichen Angelegenheiten) unter den heiligsten Uebungen ein
eigenes Haus, und trat dann nach Verfluß derselben mit seiner heiligen Schaar
seine Reise nach Citeaux (Cisterz) an, wo sie alle, auf die Erde hingeworfen, im
J. 1113 unter Thränen um Aufnahme flehten, die ihnen vom Abt Stephan
mit Freuden gewährt wurde. Von dem Augenblicke seines Eintritts in den Orden war
der hl. Bernhard der Welt gänzlich abgestorben und hatte für das, was er aß, so
wenig Interesse, daß es ihm genügte, schwarzes Brod in Wasser getaucht zu
genießen, und er einmal aus Versehen Oel statt Wasser trank, ohne es gewahr zu
werden. Damit sein Eifer nicht erkalten möge, sagte er oft nach dem Beispiele
des hl. Arsenius: »Bernardus, warum bist
du hierher gekommen?« und übte Alles das, was er denen zu sagen pflegte, die
sich in der Folge zur Clairvaux seiner Leitung übergaben: »Wenn ihr in diesem
Hause leben wollt, müßt ihr eure Leiber verlassen; hier gehen nur Geister ein.«
Nachdem die Prüfungszeit verflossen war, legte er mit den Genossen seiner
Einsamkeit im J. 1114 die Gelübde in die Hände des hl. Abtes Stephanus ab.
Allein nicht lange sollte er in der Einsamkeit von Citeaux ein mit Christo in
Gott verborgenes Leben führen, da er zu höherer, ausgebreiteter Wirksamkeit
berufen war. Als sich nämlich die Zahl der Ordensgenossen daselbst beträchtlich
vermehrte, bot Graf Hugo von Troyes dem Abte Stephan einen Platz auf seinen
Ländereien an, um ein Kloster darauf zu bauen. Es war dieß in dem sogenannten
Wermuthsthal (vallis absinthialis), einem wüsten Orte im Bisthum Langres mitten
in einem Walde, der ein Aufenthalt von Räuber war, woher auch sein Name kommen
mag. Hierher sandte der Abt Stephan zwölf Ordensmänner, mit dem hl. Bernhard an
der Spitze, und gründete im Jahre 1115 das so berühmt gewordene Kloster
Clairvaux (Clara vallis) d.i. Leuchtenthal, vom Volke so genannt wegen der
Tugend und Heiligkeit des hl. Bernardus und seiner Brüder, die aus demselben
über die ganze Umgegend ausstrahlte. Merkwürdig war der Einzug in dieses Kloster.
Sie zogen, Bernhard voran mit einem Crucifixe, Psalmen singend von Cisterz aus,
und schritten unter Gebet dem Orte ihrer Bestimmung zu. - Durch allzugroße
Lebensstrenge und Mangel an Schlaf zog sich unser Heiliger schon im nächsten
Jahre eine gefährliche Krankheit zu, aus welcher er nur dadurch gerettet wurde,
daß sein Freund Wilhelm von Campeaux, Bischof von Chalons an der Marne, nach
Darlegung des Sachverhalts sich den auf einer Versammlung vereinten Vätern des
Cisterzienser-Ordens zu Füßen warf und sich erbat, den Heiligen ein Jahr lang
fern vom Kloster unter seiner Aufsicht und Leitung halten zu dürfen. Nach einem
Jahre, während dessen er auf Anordnung seines Freundes von aller zu großer
Strenge sich enthalten mußte, genesen, hatte er die Freude, unter die
Ordensnovizen auch seinen Vater Tesselin aufzunehmen, den er dadurch zur
Ergreifung des Ordensstandes gebracht haben soll, daß er Feuer in dessen
Schloßhof anzünden ließ, und darauf hinweisend ihm bedeutet haben soll, wie das
Holz, so werde er einmal in der Hölle brennen, wenn er sich nicht zur Verlassung
der Eitelkeit der Welt entschließe, was auf Tesselin einen solchen Eindruck
gemacht haben soll, daß er, Alles im Stiche lassend, seinem Sohne nach Clairvaux
gefolgt sei. Ueberhaupt war er weit entfernt von jener sinnlichen
Verwandtenliebe, welche sich scheut, mit den Nächsten ein ernsthaftes Wort zu
reden. Wie mit dem Vater machte er es mit seiner einzigen Schwester Humbelina,
welche mit einem vornehmen Manne verheirathet, aber eine der Eitelkeit der Welt
sehr ergebene Frau war. Als sie einst ihre Brüder zu Clairvaux besuchen wollte,
und dabei im schönsten Putze und Gefolge an der Klosterpforte anklopfte, ließ
ihr der hl. Abt wissen, er wolle sie nicht sehen; sie sei eines der Netze,
welches der Satan ausgeworfen, die Seelen zu fangen und zu verderben. Dieß
machte solchen Eindruck auf sie, daß sie sich von Stunde an bekehrte, und nach
einiger Zeit mit Erlaubniß ihres Mannes in das Kloster Baillt oder Julli
(Julleium) trat, wo sie Buße that, und gottselig verstarb (am 21. Aug. 1141).
Der hl. Bernhard hat an seinem Leibe selbst erfahren, wohin es führe, wenn man
denselben einer zu großen Strenge unterwirft. Daher durch Erfahrung milder
geworden, erschien er unter den Seinigen als ein zärtlicher Vater und sah sich
dadurch bald an der Spitze von 700 Brüdern, die ihm auf den leisesten Wink
folgten und mit Eifer die Wege der Tugend wandelten. Der Ruf seiner und seiner
Brüder Heiligkeit drang überall hin, und von allen Seiten kamen Wünsche, Ableger
seines Ordens in ihren Gegenden einzusenken. Er gründete schon im J. 1118 die
Klöster Troies-Fontaines, Fontenai und das Kloster Tarouca in Portugal; dann im
Jahre 1121 Foigny. Obwohl der innigste Freund der Einsamkeit, folgte er doch aus
Liebe zu den Menschen dem Rufe, der an ihn erging, die Angelegenheiten der
Fürsten und Völker zu ordnen, auf Kirchenversammlungen zu erscheinen, gegen
Irrthum und Ketzerei sich zu erheben. Es ist mit Worten kaum zu schildern, was
der hl. Bernhard in allen diesen Beziehungen gethan, mit welchem Erfolge er
allerorts gewirkt, und wie viel der christliche Erdkreis ihm zu verdanken habe.
Er war das »Orakel seiner Zeit.« Mit Eifer betrieb er im Jahre 1130 die
allgemeine Anerkennung des Papstes Innocenz II. gegen den Gegenpapst Anaklet,
versöhnte im nächsten Jahre die Genueser mit ihm, brachte im J. 1133 den Frieden
zwischen Kaiser Lothar und den zwei Neffen Heinrich's V. zu Stande, bekehrte auf
seinen Wanderungen durch Deutschland, Italien und Frankreich eine Menge Sünder
und beruhigte die Stadt Mailand, wo er auch mit auffallenden Wundern leuchtete.
Dabei war er die Bescheidenheit und Demuth selbst, der stets nur gering von sich
dachte, und alle Ehre zurückwies, die ihm erwiesen werden wollte. Aus lauter
Demuth schlug er mehrere Bisthümer aus, die ihm angeboten wurden, wie das von
Mailand, Langres etc., und Niemand wagte es, ihn zur Annahme zu zwingen. Daher
konnte sein Biograph sagen, er selbst habe keinen Neid gehabt, noch sei er vom
Neide Anderer verfolgt worden; in solch allgemeiner Bewunderung und
Hochschätzung stand er bei Allen, mit denen er verkehrte. Kaum war er im Jahre
1134 wieder in seine stille Zelle und zu seinen vorigen Beschäftigungen
zurückgekehrt, so erhielt er abermals einen Ruf nach Aquitanien, wo er den
unbezähmbaren Herzog Wilhelm daselbst, über den der Kirchenbann ergangen war, in
ein Lamm zu verwandeln wußte, das reumüthig zur Buße griff. Vorzügliche
Verdienste aber erwarb er sich durch die Bekämpfung und Ausrottung des Irrthums
und der Ketzerei. Mit Eifer wirkte er gegen Peter Abaillard, sowie später gegen
Arnold von Brescia und Gilbert von Porée, welche ketzerische Meinungen
ausstreuten, durch Schriften und auf Concilien. Als sein Schüler Bernardus von
Pisa im J. 1143 Papst geworden unter dem Namen Eugen
III., schrieb er eine Abhandlung (de Consideratione) an ihn, die demselben
die ganze Verantwortlichkeit seines hohen Amtes klar vor Augen stellte. Diese
Schrift, welche eines seiner bedeutendsten Werke ist, wurde vom hl. Bernhard
nicht, wie Einige wollen, auf einmal verfaßt, sondern nach und nach, und
stückweise an den Papst geschickt. Das Stiften neuer Klöster setzte er fort und
gründete in Allem während seiner Regierung 160. Der Zulauf nach Clairvaux war
ein außerordentlicher, und selbst Fürsten, Grafen, Gelehrte und Soldaten kamen
(einmal 100 an einem Tage), um aus seinen Händen das Ordenskleid zu empfangen.
Auch für die Kreuzzüge war er thätig. Im Jahr 1145 predigte er auf dringende
Einladung mit Macht den zweiten Kreuzzug und gab in Speyer selbst dem Kaiser
Conrad III. das Kreuz. Er übte dabei durch Predigten und Wundergaben auf die
Sitten Deutschlands großen Einfluß, und wenn er auch den Schmerz haben mußte,
diesen Kreuzzug erfolglos ablaufen zu sehen, so waren doch seine Bemühungen mit
andern segensreichen Wirkungen begleitet. Während seines ganzen thatenreichen
Lebens hatte der hl. Bernhard immerfort an einer gewissen Kränklichkeit zu
leiden, und nie hatte er in demselben eine Stunde, wo er sich ganz gesund und
wohl fühlte, was wohl von seiner strengen Lebensweise herkam. Zu Anfang des
Jahres 1153 verschlimmerte sich jedoch sein Zustand zusehends, und er verlor
gänzlich die Lust nach einer Speise. Allein trotz seiner großen Schwäche eilte
er nach Metz, um die Einwohner dieser Stadt, welche gegen einen benachbarten
Fürsten wegen der von ihm erlittenen Unbilden aufgeregt waren, zu beruhigen;
doch kaum war er nach Clairvaux zurückgekehrt, als seine Krankheit sich
verstärkte, von allen Zeichen der Todesgefahr begleitet. Nachdem er seine
geistlichen Söhne der göttl. Barmherzigkeit empfohlen und durch Verdopplung
seiner innigen Zerknirschung und Liebe zu seiner letzten Stunde sich vorbereitet
hatte, entschlief er am 20. August, Vormittags zwischen 11 und 12 Uhr, im J.
1153 in seinem 63. Lebensjahre, nachdem er 38 Jahre Abt von Clairvaur gewesen,
und wurde in seinem Kloster vor dem Altare der seligsten
Jungfrau, zu der er eine ganz besondere Verehrung trug, beerdigt. Wie im
Leben, so wurde er auch nach seinem Tode von Gott durch seine Wunder
verherrlicht, und der Wunder geschahen so viele, daß dem Heiligen, wie die
Lebensbeschreiber ausdrücklich sagen, gleichsam verboten werden mußte, ein
solches zu wirken, was wohl den Sinn haben dürfte, daß vor dem großen Zudrange
der Leute sein Grab abgesperrt wurde, weil zu befürchten stand, wie als Grund
beigesetzt wird, es möchte die klösterliche Stille und Einsamkeit durch
denselben leiden. Die Anzahl der Wunder des Heiligen nehmen in den auf uns
gekommenen Acten ganze Bücher ein, so groß ist dieselbe, abgerechnet die, welche
nicht schriftlich auf uns gekommen sind. Dieß, sowie die Heiligkeit seines
Lebens, und der allgemeine Ruf, in dem er bei Päpsten und Fürsten stand, war
wohl der Grund, warum man sogleich nach seinem Tode zum Processe seiner
Canonisation schritt, und wirklich wurde er nach 21 Jahren (nach Andern 12
Jahren), nämlich im Jahre 1174 vom Papst Alexander
III. feierlich unter die »Heiligen« gesetzet. In der Schule galt der hl.
Bernhard schon längst als Doctor, und aus der Canonisationsbulle, sowie aus der
für sein Fest angeordneten Missa geht hervor, daß er als Doctor Ecclesiæ verehrt
werden dürfe, indem er in der früheren Oration geradezu Doctor genannt, und das
Evangelium de Doctoribus genommen wurde; allein es scheint, daß er nur im
Cisterzienserorden in dieser Qualität verehrt worden ist; wenigstens ist er
wegen seiner salbungsvollen Schriften erst durch Papst Pius VIII. zum Doctor
universalis Ecclesiæ erhoben worden mit Verleihung eines für immer geltenden
jährlichen vollkommenen Ablasses für jeden, der am Feste des Heiligen eine
Klosterkirche des Cisterzienserordens besucht (Brev. Rom. ad 20. Aug.) Mabillon
nennt ihn übrigens nicht blos einen Doctor Ecclesiæ (Kirchenlehrer), sondern
sagt von ihm, er schließe die Reihe der Kirchenväter (ultimus inter Patres), und
weist aus seinen Schriften, besonders aber aus dem Umstande, daß der Heilige
seine Wissenschaft nicht aus den Büchern geschöpft, sondern aus Eingebung des
heil. Geistes, wie er denn selbst sage: quercus et fagos se magistros habuisse,
seine Eigenschaft als Kirchenvater nach. Uebrigens steht sein Name am 20. August
nicht nur im allg. Mart. Rom., sondern auch in dem für die Orden des hl.
Benedictus und für die Cisterzienser. Seine Reliquien sind fast auf der ganzen
Erde verbreitet und wurden bald nach seinem Tode überall hin verschickt. - Vom
hl. Bernhard kann man gar häufig lesen, die bekannte Antiphon Salve Regina rühre
von ihm her, und wird dabei die Sache also erzählt: Als einst in einer Nacht,
während Alle schliefen, Bernhard wachend gewesen, habe er in der Kirche
wunderliche Stimmen wie von Engeln gehört, welche die seligste Jungfrau lobten
und priesen. Als er darauf sich in aller Stille in die Kirche begeben, um zu
sehen, was es daselbst gebe, habe er die seligste Jungfrau von Engeln umgeben
gesehen, und gehört, wie sie das Salve Regina sangen, welchen Gesang er im
Herzen behalten, des andern Tages aufgeschrieben und an Papst Eugen III. zur
allgemeinen Einführung in der Kirche gesendet habe. Wenn auch diese Erzählung
aus den Lectionen der Kirche von Fontaines entnommen ist, so entbehrt sie doch
aller historischen Wahrheit. Besser begründet jedoch, obwohl wir darüber bei den
Bollandisten nichts finden konnten, dürfte die Erzählung seyn, daß er im Dom zu
Speyer, wo er den Kreuzzug predigte, beim Eintritte in die Kirche knieend die
Worte sprach: »O clemens«, dann vorwärtsschreitend und wieder niederknieend die
Worte beifügte: »O pia«, endlich wieder vorwärtsschreitend und zum Drittenmal
niederknieend, mit den Worten schloß: »O dulcis Virgo Maria«, welche Worte
sodann dem Salve Regina beigefügt wurden. Andere Erzählungen - wie z. B. daß er
in Speyer vor dem versammelten Volke die seligste Jungfrau dreimal gegrüßt und
dann von dem Bildniß Mariä entgegengegrüßt worden: »Salve, Bernarde«; ferner,
wie er ein anderes Mal der seligsten Jungfrau Stillschweigen geboten auf Grund
des apostolischen Ausdruckes, daß das Weib in der Kirche zu schweigen habe;
weiter, wie er an der Brust der seligsten Jungfrau getrunken und von daher seine
honigähnliche Beredsamkeit erlangt habe, und endlich wie er gleichfalls von
einem Bildnisse Mariens im Kloster Afflighem unweit Brüssel gegrüßt worden -
beruhen auf keinem glaubwürdigen Zeugnisse und kommen in Ordenschroniken vor,
die aus neuerer Zeit stammen und keine andere Gewährschaft haben, als eine
ungegründete Volkssage; dagegen ist jene andere Erzählung historisch nachweisbar,
wornach im Kloster Moris ein Cruzifixbild, vor dem der Heilige mit besonderer
Andacht betete, 1Die bewährtesten Ordensschriftsteller
sprechen
davon und geben den Wortlaut des Gebetes an, welches Bernhard vor diesem Bilde
verrichtet hat. Er ward von einem Abte Medardus (8. Juni)
belauscht, woher man von seinem Gebete nähere Kenntniß erhielt. Das Gebet lautet:
Salve, mundi Salutare,
Salve salve, Jesu chare!
Cruci tuæ me aptare
Vellem vere: tu scis, quare. die Arme über ihn ausgebreitet, ihn
umfangen und geküßt habe. Bei den Bollandisten findet sich ein Bild seiner
Person, das nach einem authentischen Berichte dem Original am nächsten kommen
solle. Endlich ist noch zu bemerken, daß er mehrere Werke hinterlassen, von
denen Mabillon die beste Ausgabe besorgt hat.
1 ▲ Die bewährtesten Ordensschriftsteller
sprechen
davon und geben den Wortlaut des Gebetes an, welches Bernhard vor diesem Bilde
verrichtet hat. Er ward von einem Abte Medardus (8. Juni)
belauscht, woher man von seinem Gebete nähere Kenntniß erhielt. Das Gebet lautet:
Salve, mundi Salutare,
Salve salve, Jesu chare!
Cruci tuæ me aptare
Vellem vere: tu scis, quare.
Heiligenlexikon
als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
Artikel kommentieren / Fehler melden
Suchen bei amazon: Bücher über Stadlers Heiligen-Lexikon: Bernhard von Clairvaux
Wikipedia: Artikel über Stadlers Heiligen-Lexikon: Bernhard von Clairvaux
Fragen? - unsere FAQs antworten!
Impressum - Datenschutzerklärung
korrekt zitieren: Artikel Stadlers Heiligen-Lexikon: Bernhard von Clairvaux, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon - http://161.97.88.200/LUCRARI%20PE%20TEME/Aghiologie/Texte%20in%20alte%20limbi/Vietile%20Sfintilor%20germana%20-%20Acta%20Sanctorum/www.heiligenlexikon.de/Stadler/Bernhard_von_Clairvaux.html, abgerufen am 19. 3. 2025
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.info/1175439177 und http://d-nb.info/969828497 abrufbar.