
Hinweise zu Stadlers »Heiligen-Lexikon« Abkürzungen
Konstantin der Große
Constantinus Magnus, Imperator. (21. Mai). Wenn gleich der Bollandist Daniel
Papebroch nicht ansteht, Constantin den Großen, den ersten christlichen Kaiser,
in die Acta Sanctorum aufzunehmen und ihm den Titel »heilig« beizulegen, so
wagen wir es doch nicht, ihm darin zu folgen, weil uns seine öffentliche
Verehrung nicht genug nachgewiesen erscheint, wie er denn auch bei Butler und
Migne nicht zu den »Heiligen« gezählt wird. Denn wenn auch die griechische
Kirche durch die dankbare Erinnerung an die Wohlthaten, die er der Kirche
erzeigte, sich bestimmen ließ, ihn als Heiligen zu ehren und eigene Feste
anzuordnen; so ahmte die abendländische Kirche doch dieses Beispiel nicht,
wenigstens nicht allgemein nach, 1 und v. Rauscher dürfte
bezüglich seines Lebens Recht behalten, wenn er im Kirchenlexikon von Wetzer und
Welte schreibt: »Constantin besaß große und edle Eigenschaften, und seine
Schattenseiten sind von alten und neuen Feinden des Christenthums nicht selten
übertrieben oder einseitig hervorgehoben worden; doch fehlt viel, daß sein Leben
geeignet wäre, zum Vorbild christlicher Vollkommenheit zu dienen.« Constantin I.,
gewöhnlich der Große genannt, mit seinem vollen Namen Constantinus Flavius
Valerius Aurelius Claudius, war der Sohn des Kaisers Constantius Chlorus und der
hl. Helena, wurde am 27. Febr. 274 zu Naissus in
Obermösien geboren und verlebte seine Jugend am Hoflager Diokletians, welcher
ihn als Geißel für seines Vaters Treue zurückbehielt. Nach Diokletians Abdankung
entlassen, gelangte er glücklich nach York (Eboracum) in Britannien zu seinem
Vater, und als dieser bald darauf (25. Juli 306) starb, begrüßte das Heer ihn
als Augustus. Ueber das Reich herrschten damals vier Cäsare, nämlich: Maxentius,
Maximinus Daja, Constantinus und Licinius, von denen Einer den Andern bekriegte.
Constantin verband sich mit Licinius wider Maxentius, rückte in Italien ein, und
schlug ihn am 28. Oct. 312 bei Rom. Bei dieser Gelegenheit war es, wo nach
Eusebius von Cäsarea dem Constantin kurz vor Beginn der Schlacht ein glänzendes
Kreuz am Himmel erschien, umgeben von der Inschrift: En touto nika = In hoc
(signo) vince, d.i. »In diesem (Zeichen) siege.« Auch hatte er nach demselben
Schriftsteller Nachts darauf einen Traum, in dem ihm der Heiland
befahl, ein Kreuzbild, wie er es im Himmel gesehen, als Banner zu führen, was er
dann auch that, indem er auf seiner Fahne (Labarum) ein Zeichen anbrachte,
welches zugleich den Namen des Heilandes und das Kreuz, durch welches die Welt
erlöset worden, andeutete, nämlich die in einander geschlungenen griechischen
Buchstaben X und P (). Seit
diesem Siege trat Constantin, der theils von seiner hl. Mutter Helena, theils
von den Christen am Hofe Diokletians einige Kenntniß vom Christenthum erhalten
hatte, als Beschützer der Christen und Verehrer des Christenthums auf, und als
ihn Licinius im Jahre 313 zu Mailand besuchte und sich mit seiner Schwester
Constantia vermählte, bewog er denselben zu einem
gemeinschaftlichen Edicte, durch welches beide Kaiser den Christen ihres
Gebietes nicht nur freie Religionsübung gewährten, sondern auch die Zurückgabe
der eingezogenen Kirchen und Kirchengüter anbefahlen. Man liest bei Baronius,
daß er in dem Jahre, wo er den Maxentius besiegte, dem Bischofe von Rom (Papst
Silvester) den kaiserlichen Palast Lateran
schenkte, in welchem dann die erste christliche Kirche entstand, die jetzt
»Omnium Urbis et Orbis Ecclesiarum Mater et Caput« heißt und ist. Doch erst nach
der Schlacht bei Adrianopel, die er im Jahre 324 über seinen Schwager Licinius
gewann, brach er ganz mit dem Heidenthume, umgab sich immer mehr mit Christen,
erbaute viele Kirchen und begann den Götzendienst einzuschränken. Auch noch in
anderer Weise machte sich Constantin um das Christenthum verdient. In den
arianischen Streitigkeiten versammelte er zu Nicäa (325) das erste allgemeine
Concil und bestrafte die Wenigen, welche dem daselbst angenommenen
Glaubensbekenntnisse den Beitritt verweigerten, mit der Verbannung. So energisch
er hier gegen die Arianer auftrat, so rief er doch nach zwei Jahren den Arius
sammt seinen Freunden, welche ihn durch falsche Vorspiegelungen zu täuschen
wußten, aus der Verbannung zurück, und verfolgte, von den Arianern durch
Verläumdungen gegen ihn aufgereizt, den hl. Athanasius,
der nach Trier in die Verbannung mußte. Doch erkannte Constantin noch vor seinem
Tode die Unschuld des hl. Athanasius und gab sogar den Befehl, ihn zurück zu
rufen, welcher Befehl aber erst nach seinem Tode vollzogen werden konnte.
Außerdem wird ihm Grausamkeit zu Last gelegt, und das Jahr 326 soll ein blutiges
für seine Familie gewesen seyn, indem er nicht nur seinen Sohn Crispus aus
erster Ehe, sondern auch seine Gemahlin Fausta und den jungen Sohn des Licinius,
sowie viele Vornehme tödten ließ. Im Jahre 337 rüstete Constantinus wider die
Perser, als ihn eine tödtliche Krankheit befiel. Nun empfing er von dem Arianer
Eusebius von Nikomedia auf der Villa Achiron (in der Vorstadt jener Stadt) die
lange verschobene Taufe 2 und beschloß am 22. Mai (am
Pfingstfest) desselben Jahres um Mittag sein Leben, nachdem er 31 Jahre regiert
und 66 alt geworden war. In dem alten Byzanz (Byzantium) erbaute er eine neue
Residenz, die er Neu-Rom oder Constantinopel benannte und sie mit vielen
prachtvollen Kirchen versah, wie er solche auch in Jerusalem, Nikomedia,
Antiochia und andern größern Städten errichten ließ.
1 ▲ In England, wo er bei seinem Vater längere Zeit verweilt hatte, sollen nach Wilfords Zeugniß ihm zu Ehren viele Kirchen und Altäre errichtet worden seyn. Auch in mehreren Kalendern von Sicilien, Calabrien, Böhmen etc. findet sich uach Butler (XI. 228) sein Name.
2 ▲ Nach Andern erhielt er die heil. Taufe von Papst Silvester und von jenem Eusebius nur das heil. Chrisma. Jedenfalls lebte dieser Eusebius wenigstens dem äußeren Scheine nach in der Gemeinschaft mit der Kirche, und der Ort, wo der Kaiser die Taufe empfing, lag in seiner Diöcese (Butler VI. 55).
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