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Band XI (1996)Spalten 351-353 Autor: Ekkart Sauser

SYMEON SALOS von Emesa: »Narr um Christi willen«, * in Edessa, + um 550 in Emesa. Fest am 21. Juli, nach Maryr. Rom am 1. Juli. - Er wird genannt »klassischer Narr in Christo der byzantinischen Zeit.« (J. Leonhardt-Aumüller). Er bietet »das umfassendste und gewaltigste Beispiel der Torheit um Christi willen und muß als richtungsweisend für die ganze Salos-Tradition gelten.« (J. Leonhardt-Aumüller, S. 45). - Zusammen mit Andreas von Konstantinopel (880-946), der ebenfalls aus Syrien stammt, bilden die Viten dieser beiden »den Anfangspunkt einer Tradition dieser besonderen Narrenidee. Sie tragen den Hinweis auf ihre spezifische Lebensform bereits in ihrem Beinamen, in der Bezeichnung Salos, der Narr.« (J. Leonhardt-Aumüller, S. 45-46). Symeon Salos ist mit seinen Lebensdaten in die Zeit des Kaisers Justinian (527-567) zu datieren. In Edessa in Syrien als Sohn wohlhabender Eltern geboren wissen wir von ihm auf Grund der Beschreibung seines Lebens durch Leonties von Neapolis erst seit seiner Reise nach Jerusalem. S. unternahm diese Reise mit seinem Freunde Johannes, um die heiligen Stätten zu besuchen. Es handelt sich dabei um eine ausgesprochene Wallfahrt. Auf dieser Reise kam über S. das große Bekehrungserlebnis. Er gab seine bisherige Lebensform als christlicher Weltmann auf und wurde Anachoret in der Wüste jenseits des Jordans. Am Ende dieser Anachoretenzeit kam es zu einer großen Wende in seinem Leben: Er wählte die Lebensform eines »Narren um Christi willen.« Daher verließ er die Wüste und lebte nun in der syrischen Stadt Emesa, in der er das Leben »eines Narren in Christo« voll auslebte. Von den Bollandisten wird seine Vita zum 21. Juli gebracht, das Martyrologium Romanum nennt ihn am 1. Juli mit den Worten: »Zu Emesa in Phönizien der heilige Bekenner Simeon, mit dem Beinamen Salos. Er wurde um Christi willen zum Toren, doch Gott machte seine tiefe Weisheit durch große Wunder offenbar.« Von S. wird, wie von Andreas berichtet, daß er in Lumpen gehüllt ging, ansonsten aber meist völlig nackt war. Sollte es aber die Situation erfordern, dann war er schnell dabei, sich sehr herauszuputzen. Von S. wird weiters berichtet, daß er ein besonderes Verhältnis zum Hunde hatte. Vielleicht zeigt sich darin eine mögliche Nachwirkung der Kyniker. - Seine wie des Andreas Legenden wurden in Rußland bereits sehr früh bekannt. Weithin dienten diese Legenden, die zwar immer wieder eine Kürzung der »anstößigen« Stellen erfuhren, als Vorbilder der Askese für die russischen frommen Gläubigen. Der Biograph des S. faßt sein Wirken in die Worte zusammen: »Dies war der ganze Zweck des Allweisen Symeon, die Seelen zu retten, sei es durch Erkenntnisse, die er den Menschen in lachenerregender oder methodischer Form beibrachte, sei es in Form von Wundern, die er unbemerkt vollbrachte oder durch Verkündigungen, die er vortrug, indem er den Narren spielte«. (In: E. Benz: Heilige Narrheit, in: Kyrios 3/1938, S. 36-37). Beim Tode des S. geschieht dies: Zwei Menschen aus Emesa packen den Leichnam und verscharren ihn total ungewaschen, ohne Psalmengesang, ohne Kerzen, ohne Weihrauch auf dem Friedhof für die Fremden. Ein Bekannter aber hört eine himmlische Musik, die Psalmodie der Engel, die dem S. die letzte Ehre erweisen, welche ihm die Menschen versagten. E. Benz bemerkt dazu treffend: »Während in der schäbigen Begräbnisszene des Narren gewissermaßen die Rolle des Erniedrigten und Beleidigten zu Ende gespielt wird, und der Leib des Heiligen, dessen Gebet die Welt zusammenhielt, ohne kirchliche Ehre auf dem Friedhof der Fremden verscharrt wird, offenbart der himmlische Jubel den geistlichen Ohren das Geheimnis, das über seinen Tod hinaus gewahrt blieb.« (a.a.O. S. 55). Sein Geheimnis war Spielen und Humor. Walter Nigg hat in seinem grandiosen Buch: »Der christliche Narr« zum Ende seiner Ausführungen zu S. geschrieben: »Symeon war eine singuläre Erscheinung. Gleichwohl war sein Leben nicht ein einzigartiges Vorkommnis, das es nur einmal und nie wieder gab. Es stellt ein Zeugnis dar, das als solches nicht ihm gehörte und das als religiöse Demonstration in der Christenheit immer wieder gelebt wurde. Zwar dauerte es lange Zeit, bis er einen Nachfolger fand. Schließlich erhielt seine närrische Lebensweise doch ihre Fortsetzung in der Persönlichkeit des Andreas von Konstantinopel, obschon man nicht weiß, ob dieser von seinem Vorgänger nähere Kenntniß besaß.« (S. 61). Nach L. Ryden vollzieht S. das Leben Jesu nach und erscheint teilweise selbst als christusähnliche Gestalt.

Lit.: PG93, Sp. 1669-1748, AASS Julii die 21 tom. I; - H. Lietzmann, Byzantinische Legenden, Jena 1911, 63-81; - E. Benz, Heilige Narrheit, in Kyrios 3/1938, 33-55; - W. Nigg, Der christliche Narr, Zürich-Stuttgart 1956, 27-62; - St. Hilpisch, Die Torheit um Christi willen, In: Zeitschrift für Askese u. Mystik 6 (1931) 125; - J. Leonhardt-Aumüller, Narren um Christi willen - Eine Studie zu Tradition und Typologie des »Narren in Christo« und dessen Ausprägung bei Gerhard Hauptmann, Kulturgeschichtliche Forschungen Bd. 18, München 1993, 45-54; - L. Ryden, Bemerkungen zum Leben des Heiligen Narren Symeon von Leontios von Neapolis, Uppsala 1970.

Ekkart Sauser

Letzte Änderung: 09.07.1999