Ökumenisches Heiligenlexikon

Christian Scriver

Gedenktag evangelisch: 5. April

Name bedeutet: der Christ (griech. - latein.)

Pfarrer, Liederdichter
* 2. Januar 1629 in Rendsburg in Schleswig-Holstein
5. April 1693 in Quedlinburg in Sachsen-Anhalt


Christian Scrivers Vater und seine Geschwister starben kurz nach seiner Geburt an der Pest; sein Stiefvater, der Rendsburger Propst Kuhlmann, starb, als Christian sieben Jahre alt war. Seine Mutter konnte das Geld für ein Studium nicht aufbringen, aber ein wohlhabender Großonkel ermöglichte ihm das Studium der Theologie in Rostock. 1653 wurde Scriver Archidiakon an St. Jakob in Stendal, 1667 Pfarrer an der Jakobskirche in Magdeburg, wo er ab 1679 auch als Senior des Geistlichen Ministeriums und ab 1685 als Kircheninspektor über 40 Pfarreien wirkte. Auf Anraten von Philipp Jakob Spener folgte er 1690 der Berufung zum Oberhofprediger in Quedlinburg, einem Zentrum des mystischen Spiritualismus und des frühen Pietismus.

Scriver verlor drei Ehefrauen und elf seiner vierzehn Kinder durch den Tod. Als Erbauungs- und Volksschriftsteller übte er großen Einfluss aus. Predigten aus seiner Zeit in Magdeburg gab er überarbeitet heraus unter dem Titel Seelen-Schatz; nach dem Vorbild von Johann Arndt wird darin der Heilsweg der christlichen Seele von ihrer ursprünglichen Würde über die Sünde zur Buße, Bekehrung und Vollendung beschrieben; einen breiten Umfang nehmen die Themen Kreuz und Leiden ein. Aufgrund der Erfahrung eigener Krankheit schrieb er das Trostbuch für Kranke Gottholds Siech- und Siegesbette.

Das Evangelische Gesangbuch enthält von Scriver ein Abendlied (EG 479).


Web 3.0 - Leserkommentare:

Ich würde mich freuen, wenn Sie einen Aspekt der Wirksamkeit von Scriver noch erwähnen würden: Barmherzigkeit gegen Tiere. Sie können sich dabei auf folgende Veröffentlichung berufen: Ulrich Seidel / Hans-Eberhard Dietrich, An der Seite der Tiere. LIT Verlag 2019, S.100f.
In diesem Werk forderte er auf zur Barmherzigkeit gegen Tiere. Eines muß ich noch sagen, daß der gläubigen Seelen Barmhertzigkeit sich auch über das Vieh und die unvernünfftigen Thiere erstrecke. Scriver argumentierte mit Sprüche 12, 10 und leitete daraus konkrete Verhaltensweisen ab. Ein Christ solle, so sagte er, kein Thier mit allzuschwärer und stätiger Arbeit belästigen, es nicht mit Grausamkeit und Unbarmhertzigkeit schlagen und ihm nicht schröcklich fluchen. Nach diesen Verboten schärfte er die Gebote ein: Der Christ solle dem Vieh sein Futher und seine Ruhe zu rechter Zeit reichen und ihm helfen, wenn es sich verirrt habe oder unter seiner Last zusammenbreche. Scriver erinnerte auch daran, dass Grausamkeit gegen Tiere zu einem grausamen Umgang mit Menschen führe. (Scriver, Seelen-Schatz T. 3, S. 579 f.)

Hans-Eberhard Dietrich aus Kornwestheim über E-Mail, 28. Dezember 2021





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 04.01.2021

Quellen:

• Karl Dienst. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. IX, Herzberg 1995

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.info/1175439177 und http://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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