Ludwig Harms
Gedenktag evangelisch: 13. November
Name bedeutet: der berühmte Krieger (althochdt.)

Ludwig Harms, Sohn eines Pfarrers, kam 1817 nach
Hermannsburg, wo sein Vater eine neue Pfarrstelle
antrat. Nach dem Studium in Göttingen war er neun
Jahre als Hauslehrer in Lauenburg, dann in
Lüneburg tätig. 1843 kam er als Hilfsprediger
zu seinem Vater, 1848 übernahm er selbst die Pfarrstelle seines verstorbenen Vaters. Harms war ein gefragter Prediger,
jeden Sonntag hielt er drei mehrstündige Gottesdienste; besonders bemühte er sich um die Verbesserung der Schulen, ließ
Schulhäuser bauen und Lehrer anstellen, die er dann in regelmäßigen Konferenzen religionspädagogisch schulte. Kirche und
Schule müssten zusammenwirken in der Bildung der Gemeine
, wie Harms in Anlehnung an
Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf seine Wirkungsstätte
nannte. Zu ihren Aufgaben gehörte auch die Entfaltung einer umfassenden Liebesgemeinschaft; so wurde Waisenkinder in
Familien vermittelt oder Almosen sollten durch Vermittlung von Arbeit überflüssig werden. Besonders nach Eröffnung der
Eisenbahnlinie 1847 kamen Menschen auch von weit her, um Harms' Predigten und seine plattdeutschen Bibelauslegungen zu hören.
Harms' besondere Liebe aber galt der Mission; ab 1845 stellte Ludwig Harms dies in den Mittelpunkt seines Wirkens, so
dass reichlich Gaben für die Mission zusammen kamen und mehrere junge Männer Missionare werden wollten. 1849 gründete er
ein eigenes Missionshaus in Hermannsburg als Ausbildungsstätte für Missionare; dort wurde Wert auch auf körperliche Arbeit
und die in der Landwirtschaft gelegt. 1852 konnte unter großer Beteiligung das erste Missionsfest gefeiert werden. Die
erste Gruppe von Missionaren, begleitet von Kolonisten, zur Verwirklichung des ganzheitlichen Konzepts von Harms, reiste
1853 ab und benützte ein Schiff, das extra dafür aus Spenden neu gebaut wurde, um nicht unter der Flagge einer europäischen
Kolonialmacht anzukommen. Ihr Ziel war das als kriegerisch geschilderte Volk der Oromo in Äthiopien; so wie einst
Bonifatius die kriegerischen Sachsen christianisert hatte, sollte von
der Mission bei den Oromo die Christianisierung des ganzen afrikanischen Kontinents ausgehen. Als der geplante Landgang in
Mombasa in Kenia vom dortigen Sultan untersagt
wurde, reiste die Gruppe mit ihrem Schiff weiter nach Natal in
Südafrika und gründete dort die Kolonie
Hermannsburg. 1857 wurden von dort Missionare
auch ins Betschuanaland
- das heutige Botswana, 1858 zu den Zulus in
Transvaal gesandt. Die Missionsgruppen lebten in Gütergemeinschaft
mit gemeinsamer Kasse - dies wurde erst nach Harms' Tod aufgegeben.
1854 erschien erstmals ein von Harms herausgegebenes Missionsblatt, 1856 wurde eine eigene Druckerei gebaut. Seine gedruckten Predigten erschienen in über 100.000 Exemplaren. 1863 wurde das zweite Missionshaus - wieder aus Spenden - gebaut; 1857 wurde Harms' Werk nach manchem vorherigen Zögern von der Kirchenleitung in Hannover anerkannt. Weitere Versuche, in Äthiopien Fuß zu fassen, kosteten Ausgesandte das Leben; Harms litt unter der Unmöglichkeit, seine Vision zu realisieren; kurz vor seinem Tod fand er sich mit diesem Umstand ab; stattdessen begann 1866 die Mission unter den Telugu in Indien. Ludwig Harms arbeitete bis zur völligen körperlichen Erschöpfung; in seinem letzten Lebensjahr sandte er eine Missionsgruppe zu den Aborigines in Australien, die von den neuen Siedlern bedrängt wurden; die Missionare gründeten auch dort ein Hermannsburg, mit ihrer Bibelübersetzung in die Sprache der Ureinwohner begründeten sie deren Schriftsprache.
Harms starb mit 57 Jahren.
Das Evangelisch-lutherische Missionswerk mit Sitz in Hermannsburg arbeitet heute mit evangelischen Kirchen in folgenden Ländern zusammen: Argentinien, Äthiopien, Botswana, Brasilien, Chile, Deutschland, Frankreich, Indien, Madagaskar, Malawi, Namibia, Peru, Russland und GUS-Staaten, Südafrika, Swasiland, Zentralafrika.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 27.07.2022
Quellen:
•
• Jobst Reller: Ein lernfähiger Charismatiker. In: Deutsches Pfarrerblatt 5/2008
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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