Ludwig Orione
italienischer Name: Luigi
deutsch auch: Aloisius
Gedenktag katholisch: 12. März
Hochfest im Kleinen Werk von der göttlichen Vorsehung
: 16. Mai
nicht gebotener Gedenktag bei den Salesianern Don Boscos: 16. Mai
nicht gebotener Gedenktag im Erzbistum Mailand: 16. Mai
Name bedeutet: der ganz Weise (latein. Form von Alwis, althochdt.)

Ludwig, ältester Sohn des Straßenarbeiters Vittorio Orione und der frommen Carolina geb. Feltri, wurde ab seinem 13.
Lebensjahr bei den Franziskanern in
Voghera ausgebildet. Nach zwei Jahren musste er
wegen einer schweren Lungenentzündung das Kloster verlassen und half dann seinem Vater beim Straßenbau. Sein Ortspfarrer
vermittelte 1886 den Besuch des Gymnasiums Valdocco
der Salesianer und den Eintritt in den Orden, wo er vor
Michael Rua das Gelübde der Keuschheit ablegte. Nach dem Tod von
Johannes Don Bosco 1888 wurde Ludwig wundersam geheilt und konnte
1889 mit dem Theologiestudium am Priesterseminar in
Tortona beginnen. Schon als Student gründete er
1892 in Tortona ein kirchliches Kinder- und Jugendzentrum, das Feiertags-Oratorium
und 1893 im Stadtteil San
Bernardino ein Heim für mittellose Priesteramtskandidaten, die im Seminar nicht aufgenommen wurden. Schon als Student
erhielt er Predigterlaubnis in der ganzen Diözese, 1895 wurde er zum Priester geweiht.

Aus seiner Kinder- und Jugendarbeit entwickelte Ludwig Orione das caritative Piccolo Opera della Divina Provvidenza
,
das kleine Werk der göttlichen Vorsehung
, getragen von den zwei durch ihn ins Leben gerufenen Ordensfamilien, den
1903 päpstlich anerkannten Figli della Divina Provvidenza
, Söhnen der göttlichen Vorsehung
, und den 1915
approbierten gegründeten Piccole Suore Missionarie della Carità
, den Kleinen Missionsschwestern von der Liebe
.
Papst Pius X. beauftragte ihn mit Seelsorge im Gebiet vor der
Porta San Giovanni in Rom; er arbeitete an der
damals kleinen Kapelle, an deren Stelle dann die Kirche
Ognisanti gebaut wurde. Nach dem schweren Erdbeben
von 1908 ging er nach Messina und sammelte zu
Waisen gewordene Kinder in neu errichteten Heimen; 1909 wurde er zum Generalvikar der Erzdiözese
Messina ernannt; das Amt übte er bis 1912 aus.

Auch die Opfer des Erdbebens von Marsica - der Gegend um Avezzano - im Jahr 1915 und die zahlreichen Kriegswaisen von 1915 bis 1918 erfuhren seine Hilfe. Orione sah sich in alledem als Verkündiger des Evangeliums, besonders auch gegenüber der Kirche ferne Stehenden. Im Auftrag der Päpste betreute er im Modernismusstreit ausgeschiedene Priester. Er solidarisierte sich auch mit den Nöten der Arbeiter, so anlässlich eines Streiks in Candia Lomellina 1901.
Ora et labora
, bete und arbeite
, das Motto von Benedikt
von Nursia wurde auch Ludwigs Leitmotiv, gepaart mit der Kreuzesliebe des
Franziskus von Assisi, dem Vorbild der Schwerstkrankenpflege bei
Josef Benedikt Cottolengo sowie der Arbeit unter Jugendlichen
und der Missionen seines Lehrers Johannes Don Bosco. Die Verehrung
der Maria war für ihn immerwährende Kraftquelle. Briefe und von ihm gegründete
Zeitschriften verbreiteten seine Einsichten, weitere von ihm gegründete Vereinigungen wie die Suore Sacramentine
,
die Sakramentsschwestern
und die Einsiedler des hl. Albert
arbeiteten nach seinem Vorbild. Volksmissionen, die Organisation von Wallfahrten,
die Errichtung von Heimen mit dem Namen Piccolo Cottolengo
, die Einrichtung landwirtschaftliche Kolonien und
weiterer caritativer Hilfseinrichtungen prägten sein Wirken. Schon 1913 sandte er Missionare nach Brasilien, 1921 nach
Argentinien, Uruguay und Palästina, 1923 nach Polen, 1925 nach
Rhodos, ab 1934 in die USA, nach Großbritannien
und nach Albanien.
Don Luigi Orione erscheint uns als eine wunderbare, geniale Verkörperung christlicher Liebe. Es ist unmöglich, das abenteuerliche und manchmal dramatische Leben dieses Mannes, der sich selbst demütig, aber hintersinnig denGepäckträger Gottesnannte, mit wenigen Sätzen zusammenzufassen. Wir können jedoch sagen, dass er sicher durch seinen öffentlich bekannten christlichen Glauben und seine heldenmütig gelebte Liebe eine der herausragendsten Persönlichkeiten dieses Jahrhunderts war. Er war mit ganzer Hingabe und Freude ein Priester Christi, während er Italien und Lateinamerika bereiste, sein Leben denen widmete, die durch Unglück, Elend und menschliche Schlechtigkeit am meisten zu leiden hatten. … Es berührt mich, den polnischen Papst, gar sehr, dass Don Orione stets eine besondere Vorliebe für Polen hatte und unsagbar darunter litt, als meine geliebte polnische Heimat im September 1939 besetzt und zerstückelt wurde. Ich weiß, daß die weiß-rote Fahne, die er in jenen tragischen Tagen wie im Triumphzug zum Heiligtum der Gottesmutter in Tschenstochau getragen hatte, noch immer an der Wand seines armseligen Zimmers in Tortona hängt; dort wollte er sie haben. Und in einem letzten Gruß sagte er noch am Abend des 8. März 1940, ehe er sich nach Saremo begab, wo er dann starb:Ich habe die Polen sehr geliebt. Ich habe sie schon als Kind geliebt … Seid stets gut zu diesen euren Brüdern.Aus diesem so intensiven und bewegten Leben ergeben sich Geheimnis und Genialität Don Oriones. Er hat sich einzig und allein und immer von der Logik der Liebe leiten lassen. Unsagbar große, totale Liebe zu Gott, zu Christus, zu Maria, zum Papst und ebenso absolute Liebe zum Menschen, zum ganzen Menschen mit seiner Seele und seinem Leib, und zu allen Menschen, den kleinen und den großen, den reichen und den armen, den bescheidenen und den klugen, den Heiligen und den Sündern, wobei er ganz besonders Güte und Feinfühligkeit gegenüber den Leidenden, den Einsamen und Verzweifelten bewies. Sein Aktionsprogramm formulierte er so:Unsere Politik ist die große, göttliche Liebe, die allen Gutes erweist. Unsere Politik soll die des Vaterunser sein. Wir schauen auf nichts anderes als auf die Seelen, die es zu retten gilt, Seelen und immer wieder Seelen! Das ist unser ganzes Leben, das ist unser Ruf und unser Programm, unsere ganze Seele, unser ganzes Herz!Und mit dichterischen Anklängen rief er aus:Christus kommt und trägt in seinem Herzen die Kirche und in seiner Hand die Tränen und das Blut der Armen, die Klage der Betrübten, der Unterdrückten, der Erniedrigten, der Ausgestoßenen, der Witwen und Waisen. Hinter Christus tun sich neue Himmel auf. Es ist wie die Morgenröte des Triumphes Gottes!
Don Orione hatte das Wesen und das Herz des Apostels Paulus: feinfühlig und sensibel bis zu Tränen, unermüdlich und mutig bis zur Kühnheit, zäh und dynamisch bis zum Heroismus, indem er sich jeder Art von Gefahren stellte, an hohe Personlichkeiten aus Politik und Kultur herantrat, glaubenslose Menschen erleuchtete, Sünder zur Umkehr brachte und dabei immer sich zu unablässigem, vertrauensvollem Gebet sammelte, das mitunter von schrecklichen Bußübungen begleitet war. Ein Jahr vor seinem Tod hat er das wesentliche Programm seines Lebens so zusammengefaßt:Leiden, schweigen, beten, lieben, sich kreuzigen lassen und verehren.
Ludwig starb unerwartet während eines Erhloungsaufenthaltes in der
Villa Santa Clotilde in Sanremo. Sein Grab
ist in der von ihm errichteten Wallfahrtskirche
Madonna della Guardia in
Tortona, wo sich die Zentrale seines Werkes
befindet. Bei einer Sargöffnung zum 25. Todestag fand man seinen Leichnam unverwest. Er wird als Apostel der Caritas
und Vater der Armen
verehrt.
Noch vor seinem Tod breitete sich Ludwig Oriones Werk in Polen, Brasilien und den USA aus. Bei seinem Tod zählten die
beiden Kongregationen 820 Mitglieder, darunter 220 Priester, die in mehr als hundert Werken Dienst an Armen, Kranken und
an jungen Menschen taten. Bis heute wird es unterstützt von den Absolventen seiner Schulen und den Amici di Don Orione
,
den Freunden von Don Orione
. Die von ihm gegründete Ordensfamilie arbeitet heute in fast allen Ländern der Erde
als Helfer für Alte, Kranke und Notleidende, besonders unter der Jugend.
Kanonisation:
Ludwig Orione wurde am 26. Oktober 1980 von Papst
Johannes Paul II. selig- und am
16. Mai 2004 vom selben Papst heiliggesprochen.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 20.11.2022
Quellen:
• Otto Wahl. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz † (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon,
Bd. VI, Herzberg 1993
• Rudolf Hauschka: Substanzlehre, Klostermann-Verlag, Frankfurt, 11. Aufl. 1996
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl. Bd. 6. Herder, Freiburg im Breisgau 1997
• Ferdinand Holböck: Die neuen Heiligen der katholischen Kirche, Band 1. Christiana, Stein am Rhein 1991
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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