Nilus der Faster
auch: Neilos
auch: von Ankyra, der Ältere
Gedenktag katholisch: 12. November
Gedenktag orthodox: 12. November
Gedenktag armenisch: 12. November, Donnerstag nach dem zweiten Adventssonntag
bedacht in der armenischen Anaphora Als Anaphora (griechisch: Erhebung) wird das Hochgebet bezeichnet, das liturgisch auf das Abendmahl hinführt.
Name bedeutet: der Wassergraben (griech.)

Nilus war verheiratet, hatte zwei Kinder und arbeitete als hoher Beamter in Konstantinopel. Nach einiger Zeit zog er sich mit Zustimmung seiner Frau zurück, um mit seinem Sohn Theodoulos unter Mönchen am Berg Sinai zu leben. Als Johannes „Chrysostomus” 404 aus Konstantinopel verbannt worden war, schrieb Nilos zwei tadelnde Briefe an Kaiser Arcadius. Um 410 griffen Araber das Kloster am Sinai an, töteten viele Mönche und verschleppten Theodoulus. Nilus machte sich auf die Suche nach seinem Sohn, bis er ihn nach einigen Jahren schließlich in Elusa - der heutigen Ruinenstadt Haluza in der Negev-Wüste - fand. Theodoulus war vom Ortsbischof freigekauft worden und inzwischen ein erwachsener Mann. Der Bischof, der Theodoulus gerettet hatte, weihte Vater und Sohn zu Priestern, bevor sie an den Sinai zurückkehrten und ein Leben des Gebets und der Askese fortführten.

Nilus galt als bewandert in Theologie und der Heiligen Schrift, berühmt für seine Frömmigkeit, sein Wissen und sein Urteilsvermögen, viele Menschen suchten seinen Rat. Er pflegte auch einen regen Briefverkehr, viele Briefe sind bis heute erhalten. So fragte ihn der Präfekt Olympiodoru, ob er seine Kirche neben Mosaiken mit religiöse Darstellungen auch mit Kunstwerken schmücken könne, die Vögel oder Ungeheuer zeigen; Nilus lehnte dies ab und riet zu Darstellungen aus dem Neuen und AltenWir verwenden den Begriff Altes Testament, wissend um seine Problematik, weil er gebräuchlich ist. Die hebräische Bibel, der „Tanach” - Akronym für „Torah” (Gesetz, die fünf Bücher Mose), „Nevi'im” (Propheten) und „Kethuvim” (Schriften) - hat aber natürlich ihre unwiderrufbare Bedeutung und Würde. Testament zur Unterweisung der des Lesens Unkundigen. In einem anderen Brief riet er, Kirchen nur mit einem einzigen Kreuz - im Altarraum - auszustatten. Er verfasste eine Abhandlung über das Leben von Einsiedlern im Vergleich zum Gemeinschaftsleben von Mönchen und schrieb über Versuchungen und Schwierigkeiten der Einsiedler in ihrer Abgeschiedenheit.
In den Orthodoxen Kirchen wird Nilus als Kirchenvater verehrt.
Worte über den Heiligen
Die Nachrichten über Nilos entstammen einer romanhaften Erzählung.
Um dem Beispiel Christi zu folgen, zogen sich die Anachoreten (Mönche) in die Einsamkeit der Wüste zurück und wurden
so ihrerseits zum Vorbild für alle Christen:
Er [Nilos] nämlich hatte dem Leben als erster den Weg zu ihr gebahnt, indem er einen reinen Lebenswandel an den
Tag legte, seine Seele stets über die Leidenschaften erhaben hielt und schließlich auch diese seine Seele verachtete, als
das von ihm gewirkte Heil der Menschen seinen Tod verlangte. Dadurch lehrte er, dass jener, der sich vornimmt, in rechter
Weise zu philosophieren, einerseits auf alle Annehmlichkeiten des Lebens verzichten und andererseits seiner Mühen und
Leidenschaften sehr wohl Herr sein muss, indem er den Leib verachtet. Ja nicht einmal seine Seele darf er für wert erachten,
sondern er muss auch diese bereitwillig hingeben, wenn es erforderlich ist, dass er sie lässt, um die Tugend sichtbar zu
machen. …
Da zwar die Christen verpflichtet sind, ihr eigenes Leben getreu diesem Vorbild nachzuzeichnen, sie es aber (damals)
entweder nicht wollten oder für die Nachahmung zu schwach waren, so vermochten (zumindest) einige wenige sich über die
Beunruhigungen der Welt hinwegzusetzen und vor dem Sturm in den Städten zu fliehen. Und so dem Trubel entronnen, um das
einsame Leben in die Arme zu schließen. … Dem Besitz zogen sie die Besitzlosigkeit vor, da man so Ablenkung vermeidet;
sie gaben der rasch zubereiteten Speise den Vorzug vor der lecker gekochten, um wegen des Aufstands der Leidenschaften das
Bedürfnis des Leibes mit der gerade vorhandenen Speise zu befriedigen. Ebenfalls weit davon entfernt, weichliche Gewänder
zu benutzen - sie machten sich nämlich keine Gedanken um menschliche Bequemlichkeit -, trugen sie schlichte und schmucklose
Kleidung, weil der Leib ihrer bedurfte. Sie hielten es nämlich für nicht vereinbar mit der Philosophie, die Sorge um den
Himmel im Hinblick auf das zu stören, was sich auf dem Boden befindet und den Tieren von selbst zuteil wird. Sie kannten
die Welt nicht, da sie den menschlichen Leidenschaften fremd geworden waren. Es gab bei ihnen niemanden, der übervorteilte
oder übervorteilt wurde; keinen, der richtete oder gerichtet wurde. Es hatte ja ein jeder als unbestechlichen Richter sein
eigenes Gewissen. Es war nicht einer reich, ein anderer arm, noch schwand der eine vor Hunger dahin, und der andere barst
vor Sättigung. Es glich nämlich die Not der Bedürftigen die Freigebigkeit derer aus, die im Überfluss besaßen. Auch bestand
Gleichheit und Gleichberechtigung, da sich die Höhergestellten freiwillig mit den Niedrigeren zusammentaten und die
Ungleichheit aufgegeben war. … Aufgrund der täglichen Askese und Ausdauer hatten sie sich zu einer solchen Haltung
erhoben. Überhaupt waren sie Leuchten, welche in der Finsternis schienen, Fixsterne, welche die dunkle Nacht des Lebens
erhellten, befestigte Häfen, welche in ihrem Bereich keinen Sturm zu fürchten hatten, und bewiesen dadurch allen, dass es
leicht ist, den Angriffen der Leidenschaften unbeschadet zu entrinnen.
Fangen wir also an, uns von den gegenwärtigen Dingen zurückzuziehen! Verachten wir den Besitz, den Reichtum und alles,
was den Sinn überflutet und ihn im Strudel mitreißt. Werfen wir das Gepäck fort, und das Schiff wird sich ein wenig erheben.
Werfen wir, vom Sturm bedrängt, auch den Großteil der Einrichtung über Bord, damit der Steuermann - der Geist - zusammen
mit den Reisenden - den Gedanken - heil davonkommen kann. Wenn nämlich die zu Wasser Reisenden, vom Sturm bedrängt, die
Fracht geringachten und die Ladung eigenhändig ins Meer werfen, weil sie ihre Habe für weniger wichtig als das Leben halten;
wenn sie das Schiff erleichtern, indem sie vielleicht ihre wertvollen Kostbarkeiten in die Tiefe schleudern, damit es nicht
überladen in Gefahr gerate und durch das Gewicht der Ladung untergehe - warum verachten dann nicht auch wir um des besseren
Lebens willen, was die Seele in die Tiefe hinabzieht? Warum vermag die Furcht Gottes nicht, was die Furcht vor dem Meer
vermag?
Quelle: Philokalie der heiligen Väter der Nüchternheit, Bd. 1, 7. Aufl. Verlag Der christliche Osten, Würzburg 2200, S. 313 - 315, 373f
Zitate von Nilos:
Hege nicht den Wunsch, dass sich deine Angelegenheit so gestaltet, wie es dir gut scheint, sondern wie
es Gott gefällt!
Wie das Brot Nahrung für den Leib und die Tugend Nahrung für die Seele ist, so ist auch das geistige Gebet Nahrung
des Geistes.
Bist du ein Theologe, wirst du in Wahrheit beten. Und wenn du in Wahrheit betest, bist du ein Theologe.
Selig der Mönch, welcher nach Gott alle Menschen als Gott betrachtet.
Ein Mönch ist, wer von allen getrennt und mit allen vereint ist.
Jene, die sich Betrübnis und Groll anhäufen, gleichen solchen, die Wasser schöpfen und in ein durchlöchertes Fass
gießen.
Glaube nicht, du habest eine Tugend erworben, falls du nicht vorher bis aufs Blut um sie gekämpft hast.
Weiche nicht den Walkern aus! Wenn sie auch mit den Füßen treten und schlagen, kochen und straffziehen, so wird
dadurch doch dein Gewand glänzendweiß.
Quelle: Philokalie der heiligen Väter der Nüchternheit, Bd. 1, 7. Aufl. Verlag Der christliche Osten, Würzburg 2200, S. 289ff
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
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- zuletzt aktualisiert am 11.11.2022
Quellen:
• https://www.die-tagespost.de/kirche-aktuell/Tagesheiliger-12-November-Nilus-der-AEltere;art312,173779
• https://en.wikipedia.org/wiki/Nilus_of_Sinai