Thomas Müntzer
Gedenktag evangelisch: 27. Mai
Name bedeutet: der Zwilling (hebr.)

Thomas Müntzer erhielt eine akademische Bildung und wurde um 1513 zum Priester geweiht. Noch vor Martin Luther war er auf Distanz zur katholischen Kirche gegangen. Dann begrüßte er die sich ausbreitende Reformation, Luther empfahl ihn 1520 auf die Pfarrstelle in Zwickau.
Müntzers Auffassungen begannen zunehmend, sich von denen Luthers zu unterscheiden. Er war überzeugt, dass das Vertrauen
in das durch Christus geschenkte Heil noch nicht wirklicher Glaube sei; der
müsse in einem inneren Leidensprozess zustande kommen, indem der Mensch die Passion Christi nachvollziehe. Der Glaube an
die Wirksamkeit der Sakramente in der traditionellen Kirche sei ebenso falsch wie die Betonung der Bibel durch
Luther; Müntzer setzte auf das Wirken des Heiligen Geistes. Das Endgericht
und die unmittelbar folgende Herrschaft Christi auf Erden stehe unmittelbar bevor. So griff er die Pfaffen
der alten
Kirche und bald ebenso die Doktörchen
der Reformationsbewegung an, sie stünden der Reinigung der Christenheit nur im
Wege. In seiner Schrift Wider das geistlose sanftlebige Fleisch zu Wittenberg
machte er 1524 seine Überzeugung
geltend, dass auch die neue Theologie der Reformation nur die Herrschaft der Gottlosen stütze.
1523 wurde Müntzer Pfarrer in Allstedt,
heiratete die ehemalige Nonne Ottilie von Gersen und hielt hier den ersten Gottesdienst in deutscher Sprache. Er hoffte nun
auf Unterstützung des Landesfürsten für die notwendige Reinigung der Kirche, wozu die Anwendung des Schwerts
nötig
sei. Aber Herzog Johann I. von Sachsen lehnte dies ab; Müntzer
musste Allstedt verlassen und wich nach Mühlhausen
aus, wirkte als Prediger dort und gewann großen Einfluss in der freien Stadt
, die er zum Modell einer Stadt des
angebrochenen Gottesreiches machen wollte. Er wurde auf die aufständischen Bauern aufmerksam, die sich seit Juni 1524 in
Süddeutschland erhoben hatten, reiste durch die aufständischen Gebiete und wurde in seiner Auffassung bestärkt, dass
Pfarrer wie Fürsten die einfachen Leute nur vom Glauben abhielten, die Bauern aber das Werkzeug zur für ihn notwendigen
apokalyptischen Reinigung seien. Ihr Aufstand schaffe die Voraussetzung für eine Welt, in der die rechte Verkündigung
stattfinden könne.
Müntzer bestärkte die Bauern, Gottes Gericht zu vollstrecken: Dran, solange das Feuer heiß ist. Lasset euer Schwert
nicht kalt werden!
Aus Mühlhausen zog er den
herannahenden Fürstenheeren zog er zusammen mit 300 Anhängern entgegen nach
Frankenhausen in Thüringen, wo sie zusammen mit
dem Bauernheer die Entscheidungsschlacht führten. Ein Regenbogen - von Müntzer schon zuvor als Symbol gewählt -
beleuchtete tatsächlich am 15. Mai die Szene; Gott will mit eurer Hilfe die Welt reinigen, kämpft mutig!
ermunterte
er die Aufständischen.
Die hatten gegen die Landskechte der Fürsten und deren Feuerwaffen keine Chance, Panik brach aus, die Bauern versuchten sich in kopfloser Flucht zu retten; 6000 von ihnen ließen ihr Leben, Müntzer wurde gefangen genommen. Er deutete die Niederlage als Strafe Gottes, weil die Bauern für ihren eigenen Vorteil und nicht für das Reich Gottes gekämpft hätten. Auch unter Folter widerrief er seine Lehren nicht und wurde daraufhin hingerichtet. Sein Körper wurde auf einen Pfahl gespießt und zur Abschreckung vor den Toren von Mühlhausen aufgestellt.

Theologisch war Müntzers Apokalyptik nicht wirklich ernst zu nehmen. Aber Müntzer blieb im Gedächtnis wegen seiner
Unterstützung der Bauern in ihrem von christlichen Hoffnungen getragenen Aufstand gegen ihre Unterdrückung, bei dem
Martin Luther so eklatant versagt hatte, als er sich auf die Seite der
Fürsten stellte. Der Name Müntzer erinnerte immer wieder an das soziale Gewissen von Kirche und Gesellschaft. Dass die
Staatsführung der ehemaligen DDR ihn als Vorläufer des Kommunismus vereinnahmte, war nur eines der vielen Missverständnisse,
das er posthum zu ertragen hatte; die DDR gab seinem Todesort
Mühlhausenden offiziellen Namenszusatz
Thomas-Müntzer-Stadt
und bildete ihn auf der 5-Mark-Banknote ab.
Das katholische Gotteslob
enthält Müntzers Lied Gott, heil'ger Schöpfer aller Stern
(GL neu 230).
Die Thomas-Müntzer-Gesellschaft e.V. stellt Leben und Erinnerungsstätten auf ihrer Website dar.
Lüko Willms stellt auf seiner
Internet-Site Stimmen der proletarischen Revolution
Texte
von Müntzer zur Verfügung.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 21.02.2017
Quellen:
• Stefan Schenk: Prediger der Apokalypse. Evang. Gemeindeblatt für Württemberg 21/2000
• Prof. Dr. Hans-Jürgen Goertz, Vorsitzender der Thomas-Müntzer-Gesellschaft aus Hamburg
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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