2. Das Wunderbare der Empfängniß und Geburt Jesu.
Der Erstgeborne trat in den Mutterleib (der h. Jungfrau) ein, und die Reine litt nicht;1 dann erhob er sich und S. 62 kam durch die Geburt2 an's Licht hervor, und da ward ihn die Liebliche gewahr. Herrlich und verborgen war sein Eintritt: in sichtbarer Niedrigkeit geschah sein Hervortreten. Gott war er bei seinem Hineingehen, und Menschensohn (Gott=Mensch) bei seinem Herauskommen. O Wunder, entzückend anzuhören! Das Feuer drang in den Mutterschooß ein, umhüllte sich mit Fleisch und trat so hervor. Gabriel nannte ihn Herr, den Herrn der Engel. Herr nannte er ihn, um zu lehren, er sei sein Herr, nicht sein Genosse. Gabriel hat den Michael als seinen Genossen. Der Sohn ist Gebieter über die Diener; erhaben über sie ist sein Wesen und Name. Ein Diener kann ihn nie ergründen. Wie erhaben auch ein Geschöpf sei, erhaben über dasselbe ist, der es erschaffen hat.
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Ihre Jungfrauschaft blieb unversehrt. ↩
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Wörtlich „unter Geburtswehen.„ Der Ausdruck bedeutet einfach „er ward geboren,“ ohne daß man anzunehmen braucht, Ephräm habe wirklich geglaubt, daß die h. Jungfrau Geburtswehen wie die gewöhnlichen Frauen gehabt. Daß Maria allezeit unversehrte Jungfrau geblieben, lehrt Ephräm ausdrücklich und bestimmt. Ephräm sowohl als Jakob von Sarug bedienen sich dieses Ausdrucks der Geburtswehen gegen die Doketen, Ketzer, die Jesu nur einen Scheinleib zuschrieben. Er ist einfach so aufzufassen, daß Maria die Geburt gefühlt habe, damit sie nicht glaube, sie bringe bloß einen Geist zur Welt. ↩
