4.
Unter diesen Umständen zerfällt die Angabe der Maroniten und Melchiten, „Ephraem sei nach dem Tode des h. Jacobus getauft,“ von selbst. Ephraem war bei dem Tode S. 46 des h. Jacobus bereits 31 Jahr; er hätte ja sonst in einem Alter von 5 Jahren den h. Jacobus zum Concil nach Nicaea begleiten müssen, während er doch ohne Zweifel bereits älter gewesen sein muss, als er aus dem elterlichen Hause vertrieben wurde; wie hätte er sonst nur den Unterschied des Christenthums und Heidenthums erfassen, geschweige denn zu jenem sich hingezogen fühlen können? Er hätte ferner schon als ein Jüngling von höchstens 17 bis 18 Jahren mit dem h. Jacobus den Commentar über die Genesis verfassen müssen; ein solcher Commentar konnte aber erst die Frucht reiferer Jahre, eines längeren Studiums, einer tieferen Erkenntniss und besonders eines reiferen Umganges des h. Ephraem mit dem h. Jacobus sein. Ferner ist aber auch die Angabe der Taufe Ephraem's im 28. Jahres seines Lebens von Seiten des syrischen Biographen zu verwerfen; denn wir haben gezeigt, dass Ephraem beim Tode des h. Jacobus 31 J. sein musste, wie sollte er also im 28. Jahre seines Lebens nach dem Tode des h. Jacobus erst getauft sein. — Nach dem Tode des h. Jacobus, so meldet die Biographie, blieb Ephraem in Nisibis, bis die Stadt durch die Perser unterworfen wurde, zog dann nach Edessa, in ein Kloster, das auf einem Berge dicht an der Stadt lag. Hier sehen wir ihn seine Commentare zur Schrift 1 verfassen. S. 47 Vor allen Dingen wird sein Commentar über die Genesis2 erwähnt und gepriesen (s. die Stelle in der Uebers.).
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Wir besitzen nur noch Commentare über die canonischen Bücher des alten Testaments (die vorhandenen s. im Anhange). Es ist indess nach dem Urtheile verschiedener Autoren sehr wahrscheinlich, das Ephraem auch Commentare über das neue Testament geschrieben habe. So Gregor Nyssenus (in Encomio). „Die ganze heilige Schrift, das alte und neue Testament, hat Ephraem mit rastlosem Eifer studirt und aufs Wort genau erklärt. Was von der Schöpfung der Welt an bis zum letzten Buche der göttlichen Gnade dunkel und unklar war, hat er, vom Lichte des h. Geistes erleuchtet, auseinandergesetzt.“ — Ferner bezeugt Dionys Bar Salibi, ein Jacobit (Monophysit), Bischof von Amida, das Vorhandensein von Commentaren Ephraem's über das neue Testament (in seiner Erklärung des Evangeliums (phuschoko d'evangelion) mit folgenden Worten: „(xxx)“. „Nachdem wir aber betrachtet und geprüft haben die Commentare zum Evangelium, welche folgende Männer verfasst haben, ich meine der h. Ephraem -, so sind wir dahingekommen -“. Dionys starb etwa um's Jahr 1207 n. Chr. G., musste damals die Commentare, wie wir aus der angeführten Stelle ersehen, in Händen gehabt haben; sie sind auch ohne Zweifel jetzt noch in irgend einem Kloster Syriens verborgen; denn nach Europa sind sie nicht gekommen. Auch Gregor Barhebraeus erwähnt die neutestamentlichen Commentare Ephraem's in seinem Auzar rose („Schatz der Geheimnisse“), einem Commentare zum alten und neuen Testament. ↩
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Aus dem Anfange des Commentars über die Genesis geht deutlich hervor, dass Ephraem auch bereits schon viele Sermonen und Hymnen verfasst hatte. Die Stelle lautet: „Es war eigentlich nicht meine Absicht, einen Commentar über das Buch der Schöpfung zu schreiben, damit ich nicht dasselbe, was ich schon in den Sermonen und Hymnen niedergelegt habe, noch einmal vorbringe, die schuldige Pflicht gegen die Freunde aber zwang mich dazu; so bespreche ich hier mit wenigen Worten, was ich in den Sermonen und Hymnen mit vielen besprochen.“ Es sind dies ohne Zweifel besonders seine ascetischen Schriften, von denen zwar noch ein grosser Theil erhalten, aber leider nicht mehr in der Ursprache, sondern nur in griechischer Sprache vorhanden ist. Wir finden sie in einer Ausgabe des Gerard. Vossius, die reichste Auswahl in der editio Quirini (3 Bde.). Die meisten dieser Schriften, Ermahnungsschriften, Gebete, besondere ethisch-religiöse Schriften verfasste Ephraem zunächst für seine Mitbrüder, für die er zunächst auch wohl seine Commentare bestimmt hatte. ↩
