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Demnach könnten des Methodius Schriften für unsere Zeit höchstens noch als interessante Dokumente des christlichen Lebens und Glaubens im dritten Jahrhundert erscheinen. Aber sie müssen uns viel mehr sein. Denn es sind Reliquien vom Geiste eines ganzen Mannes, eines begeisterten Christen, eines Kämpfers für die Vormacht alles Idealen. Insonderheit das „Gastmahl“ ist eine auch heute noch hellklingende Posaune zur Auferweckung alles Edlen, Schönen und Reinen schon in diesem Leben. Wer die Bibelstellen dieses Büchleins prüft, wer die Gründe für und gegen die Keuschheit kritisch abwägt, wer Hebung von Zweifeln und theoretische Klarheit sucht, der wird enttäuscht werden. Aber wen es verlangt, das Lebensbekenntnis eines Idealisten zu vernehmen und an diesem Licht eigenes Feuer zu entzünden, der wird neu belebt von dannen ziehen. Und es gilt kein Zweifel daran, daß Methodius wahrhaft selbst gelebt hat, was uns dies Büchlein in Worten enthüllt; denn es gibt Worte, die keiner zu schreiben vermag, er habe denn ihren Inhalt selbst in Kampf und Sieg errungen; vor allem gehört das „neue Lied, das die Jungfrauen singen“ in diese Reihe. Darum steht hinter S. 5 dem Gastmahl ein wirkliches, wahres und hohes Menschenleben, so daß die Schrift heute noch trotz ihren unzulänglichen Räsonnements eine Fülle persönlichsten Lebens zu entbinden vermag.
