II. „Über die Menschwerdung des Logos.“
Nach einer kurzen Zusammenfassung der Ausführungen in der ersten Abhandlung (c. l) folgt die Darstellung der durch den Abfall von Gott notwendig gewordenen Erlösung in zwei Abschnitten:
In cc. 2-32 wird die Erlösung nach ihren verschiedenen Seiten und mit ihren Begleitumständen behandelt, und zwar in cc. 2-10 die Erlösung des Menschen vom göttlichen Fluch und dem Todesgeschick. - Es galt, zunächst von den Prämissen der Erlösung zu reden: Die Welt und den Menschen entgegen den falschen Theorien S. 529 von Heiden und Häretikern als das Werk des göttlichen Logos zu verkünden (cc. 2. 3), an den Sündenfall der Menschen und an seine schrecklichen Folgen zu erinnern (cc. 4. 5), eine Erlösung daraus als der Güte und Würde Gottes konform zu erweisen (c. 6) und eventuelle Erlösungsmöglichkeiten (schlechthinnige Aufhebung des Todesurteils durch Gott oder Wiedergutmachung des Geschehenen durch einen Reueakt der Menschen) auszuschließen (c. 7), sodann in cc. 8-10 von der einzig erfolgreichen Erlösung selber zu handeln, die in der Menschwerdung des Schöpfer-Logos und mit der Übernahme und Vernichtung des Todes durch ihn sich vollzog (cc. 8. 9), wofür auch die Schrift zeugt (c.l0).
In cc.11-19 bespricht Athanasius die andere Seite des Werkes Christi, die Erneuerung der Gotteserkenntnis, und zwar wieder zunächst in cc.11-15 die Voraussetzungen: Besitz der wahren Gotteserkenntnis im Urstand, Verlust derselben (cc.11.12), Unmöglichkeit, sie auf anderem Wege zurückzugewinnen (cc.13-15), und in cc.15-19 die Erneuerung selber, die mit der Inkarnation des Logos und durch seine im Leibe vollbrachten Werke möglich und wirklich wurde.
Nach einer kurzen Rekapitulation des Bisherigen und nochmaliger ausdrücklicher Betonung einer Erlösung vom Tode weiß Athanasius in cc. 21-26 die Todesart Christi, ihre Zweckmäßigkeit und Notwendigkeit gegen heidnische Einwände zu verteidigen (cc. 21-24) und auch für wißbegierige Gläubige den Kreuzestod Christi als geziemend und schriftgemäß zu erweisen (c.25).
In cc. 26-32 folgt der Tatsachenbeweis für Tod und Auferstehung Christi und die dadurch besiegelte Überwindung des Todes und der Todesfurcht (cc. 26-30). Ein gewichtiger Beweis für die Auferstehung des Herrn liegt namentlich im Sieg des Gekreuzigten über die Dämonen und in der durch ihn bewirkten Besserung der schlimmen Welt, da ein Toter ja machtlos wäre (c.31). Die Unsichtbarkeit Christi spricht nicht gegen seine Auferstehung, wohl aber zeugen seine sichtbaren Werke dafür, daß er lebt (c. 32).
S. 530 Der zweite Hauptabschnitt (cc.33-55) bringt den Angriff des Athanasius auf den Unglauben der Juden und den Spott der Heiden. In cc. 33-40 erinnert er die Juden an die Weissagungen des Alten Testamentes über die Umstände der Geburt, der Werke und des Todes des Erlösers, die nur auf den erschienenen Christus und sein Wirken passen (cc.33-38), und daß speziell die Zeitangabe in Daniel 9, 24 jedes weitere Warten auf einen anderen Heiland verbiete (cc. 39. 40). In cc. 41-55 erhalten die Heiden ihre Antwort: Ihnen wird die Möglichkeit der Erscheinung Gottes in einem irdischen Körper (cc. 41. 42), ja die Angemessenheit seiner Offenbarung in einem unansehnlichen menschlichen Leibe (c. 43) bewiesen. Zur Erschaffung der Welt aus dem Nichts bedurfte es wohl nur eines göttlichen Winkes; aber es war billig, daß der Logos den Leib durch Vereinigung mit ihm dem Tode wieder entriß, dem er verfallen war (cc. 44. 45). - Sodann werden die Heiden gemahnt, die Wahrheit des Christentums zu erschließen aus seiner mächtigen Ausbreitung, aus dem Zerfall des Heidentums, der Erfolglosigkeit aller Philosophenweisheit (cc.46-48), sowie aus den wunderbaren Taten und Vorgängen im Leben Jesu. In den drei Schlußkapiteln (cc. 55-57) werden die erörterten Hauptgesichtspunkte nochmals berührt und zusammengefaßt und der Leser zum Schluß ermahnt, seine Erkenntnis der christlichen Lehre durch Schriftstudium zu erweitern und zu diesem Behufe besonders auch eines reinen Lebenswandels sich zu befleißigen.
