4.
Die Frechheit ihrer Unternehmung also beweiset ihre Unwissenheit; die neue Weise zu schreiben aber entspricht der arianischen Ketzerei. Denn dadurch, daß sie so geschrieben, zeigten sie, wann sie zu glauben angefangen haben; und von der gegenwärtigen Zeit an wollen sie ihren Glauben verkündigen lassen. Und wie nach dem Evangelisten Lukas 1 ein Gebot ausging hinsichtlich der Ausschreibung, und jenes Gebot zuvor nicht gewesen war, sondern seit jenen Tagen, welche der Geschichtschreiber bezeichnete, seinen Anfang genommen hatte; eben so haben auch diese durch die Worte: Jetzt, ist der Glaube erklärt worden, an den Tag gelegt, daß der Inhalt ihrer Ketzerei neuer sey, und früher nicht war. Da sie aber hinzusetzten: „des katholischen,“ sind sie, ohne selbst es zu bemerken, in den Unsinn der Kataphrygier verfallen, so daß sie, wie jene, sagen: Uns ist es zuerst geoffenbart worden, und von uns nimmt der Glaube der Christen seinen Anfang. Und wie jene die Maximilla2 und S. 221 den Montanus, so bezeichnen diese an Christi Statt den Konstantius als Herrn. Hat aber nach ihnen der Glaube seit dem gegenwärtigen Consulate seinen Anfang, was werden die Väter und seligen Märtyrer thun? Ja, was werden sie selbst in Beziehung auf diejenigen thun, welche von ihnen in dem Christenthume unterrichtet worden und vor diesem Consulate entschlafen sind? Wie werden sie dieselben auferwecken, um in ihnen die Lehren, welche sie ihnen beigebracht zu haben glaubten, zu vertilgen, und ihnen das, <s222 bis 223 fehlt>
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Luk. II, l. ↩
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Montanus, ein Entmannter aus Phrygien, gab sich für einen Propheten aus. Er ward heftig getrieben von einem bösen Geiste, und behauptete, er habe Verzückungen, worüber er den Gebrauch seiner Sinne und sogar seiner Vernunft verlor, wie man aus seinen abenteuerlichen Lehren abnehmen kann. Zwei reiche und angesehene, aber liederliche Frauen gesellten sich zu ihm. Die Eine hieß Prisca oder Priscilla, die Andere Maximilla; auch diese gaben Entzückungen vor, und es gelang ihnen, mehrere Unvorsichtige zu täuschen. Um das Jahr 171 gab Montanus vor, er habe den heiligen Geist empfangen, auf daß er dem Gesetze des Evangeliums seine endliche Vollkommenheit gebe. Seine Anhänger glaubten ihm auf das Wort, und legten ihm den Namen Parakletus (Tröster) bei. Eine außerordentlich strenge Lehre heuchelnd, der jedoch sein Lebenswandel keineswegs entsprach, verdammte er die zweiten Ehen, und die Flucht wahrend der Verfolgung, und schrieb seinen Jüngern aussergewöhnliche Fasten vor. Die Montanisten sagten daheim, daß nebst dem vierzigtägigen Fasten der Katholiken der göttliche Geist noch Andere befohlen habe. Sie hatten jährlich drei Fastenzeiten, jede aus drei Wochen bestehend, und assen dann nur trockene Speisen, indem sie diesen Brauch dem heiligen Geiste zuschrieben, gemäß der neuen Offenbarung des Montanus, welche sie den Schriften der Apostel vorzogen, und indem sie behaupteten, derselbe müßte auf immer beobachtet werden. (Vergl. Tertullian, de Jejun. cap. 15, und den heil. Hieronymus, Epist. 54, ad Marcellam.). Aus dieser Ursache fasteten diese Irrgläubigen, noch sogar zur Zeit des Sozomenus, nur zwei Wochen vor Ostern, obgleich die Katholiken vierzig Tage vor dieser Feier fasteten. Pepuz, eine Stadt in Phrygien, war ihre Metropole, und sie nannten sie Jerusalem. Die asiatischen Bischöfe untersuchten die Irrthümer und Weissagungen des Montanus, und verdammten dieselben. Man sagt, Montanus und Maximilla seyen wahnsinnig geworden, und hätten sich erhängt. (Vergl. Eusebius lib. 5. Eccles. Hist. cap. 5.) ↩
