4.
Wenn also Einige die Synode von Rimini nennen, so sollen sie zuerst die Absetzung der Obengenannten und das anführen, was die Bischöfe schrieben, als sie erklärten, man dürfe ausser den Beschlüssen der Nicäischen Väter nichts weiter suchen, noch sich auf eine andere Synode, als jene, berufen. Allein dieses verheimlichen sie, die gewaltsamen Verhandlungen in Thracien aber bringen sie vor; woraus sich deutlich ergibt, daß sie die Rolle der arianischen Ketzerei spielen und von dem gesunden Glauben ferne sind. Und wollte Jemand jene große Synode im Vergleiche mit ihren Synoden prüfen, so würde er die Gottseligkeit jener Väter und die Unvernunft dieser Menschen finden. Die zu Nicäa versammelten Väter haben sich nicht, nachdem sie abgesetzt worden waren, versammelt, sondern bekannt, daß der Sohn aus der Wesenheit des Vaters ist. Diese hingegen haben, nachdem sie ein und zwei Mal, ja das dritte Mal zu Rimini abgesetzt worden waren, sich erfrecht zu schreiben, daß man nicht sagen dürfe, Gott habe eine Wesenheit oder Hypostasis. Hieraus kann man nun ersehen, meine Brüder, daß die Nicäischen Väter den Geist der Schriften athmen, da Gott selbst im Exodus sagt:1 „Ich bin der, welcher S. 130 ist;„ durch den Jeremias aber:2 „Wer ist in seiner Substanz (Hypostasis), und hat sein Wort gesehen?“ und kurz darauf:3 „Wären sie in meiner Hypostase gestanden, und hätten sie meine Worte gehört.„ Die Hypostase aber ist das Wesen, und hat keine andere Bedeutung, als das Seyn selbst, was Jeremias uparxw (Existenz) nennt, indem er sagt:4 „Und sie haben nicht gehört die Stimme meiner Existenz.“ Denn Hypostase und Wesen ist dasselbe wie uparxij; denn er ist und existirt. Und weil Paulus dieses erkannte, schrieb er an die Hebräer:5 „Der, als Abglanz seiner Herrlichkeit, und als Ebenbild seines Wesens.„ Diese aber, welche die Schriften zu verstehen wähnen und behaupten, daß sie weise seyen, weil sie in Gott keine Hypostase annehmen wollen, (denn dieses haben sie zu Rimini und in ihren andern Synoden niedergeschrieben), wie sind sie nicht mit Recht abgesetzt worden, da auch sie, wie der Thor in seinem Herzen, sprechen:6 „Es ist kein Gott?“ Ferner haben die Nicäischen Väter gelehrt, der Sohn und das Wort sey kein Geschöpf und nichts Gemachtes, weil sie gelesen hatten:7 „Alles ist durch dasselbe gemacht;„ und:8 „Durch ihn ist Alles geschaffen, und besteht Alles.“ Diese aber, die mehr Arianer als Christen sind, haben sich in ihren übrigen Synoden erfrecht, ihn ein Geschöpf und Eines aus den gemachten Dingen zu nennen, deren Schöpfer und Werkmeister das Wort selbst ist. Denn wenn durch das Wort Alles gemacht ist, und es auch selbst ein Geschöpf ist, so muß es ja auch sich selbst geschaffen haben. Und wie kann das Geschöpf erschaffen? oder wie kann der Schöpfer erschaffen werden?
