3.
Mich sendet zu dir Kyrene, mit Gold das Haupt dir zu krönen, mit Philosophie den Geist, eine Hellenische Stadt, ein alter und ehrwürdiger Name, und gefeiert in unzähligen Gesängen alter Dichter; jetzt arm, herabgesunken, und eine große Trümmer, und eines Königs bedürfend, um etwas ihres alten Ruhms Würdiges unternehmen zu können. Diesem Mangel wirst du, wenn du willst, steuern, und von deinem Willen hängt es ab, daß ich dir von meiner großen und bald gesegneten Vaterstadt eine zweite Krone überbringe. Die Reden aber bedürfen jetzt mit nichten der Stadt, um frei zu sprechen und sich vertrauensvoll an den König zu S. 64 wenden; denn Wahrheit ist der Rede Adel, noch nie hat ein Ort einer Rede mehr Schande oder Ruhm gebracht. Laß uns also unter Gottes Geleilung fortfahren, und die schönste der Reden, oder, um mich richtiger auszudrücken, das schönste der Werke beginnen! Denn wer für den Einen Mann, den König, sorgt, daß er recht gut werde, der geht den kürzesten Weg, um das Wohl aller Familien, aller Staaten und aller Völker, kleiner und größerer, naher und entfernter, zu gründen; denn auf alle diese hat der Geist des Königs, wie er immer geartet seyn mag, notwendig Einfluß. Sollen wir es nun vor allem so angehen, daß du bei meiner Rede nicht ungern verweilest? Denn klüglich dürfte es seyn, das Wild nicht zu verscheuchen. Laß uns demnach bestimmen, was einem Könige zu thun obliege, und was nicht, Schändliches und Ehrwürdiges einander gegenüberstellend! Bemerkst du auf beide Theile achtend etwas, das sich ziemt, so liebe dieses, als von der Philosophie bestätigt, und meide das andere, und entschließe dich, jenes stets zu thun, dieses nimmer wieder! Aeußere aber auch während der Rede bei dem, was sich nicht ziemt, und dessen du, gleich uns, dir bewußt bist, Unwillen über dich selbst, und Erröthen, weil sich etwas an dir offenbart, das deiner unwürdig ist! Diese Farbe, traun! verspricht Tugend, die aus Reue entspringt, S. 65 und diese Scham ist göttlich und scheint, es dem Hesiodos. Wer aber aus Scheu vor dem Geständnisse seiner Unwissenheit in Fehltritten verharrt, der gewinnt nicht Erkenntniß aus Reue und bedarf nicht heilender Reden, sondern, wie ein Weiser sagen würde, der Züchtigung. So hart und schwierig ist es Anfangs sich der Philosophie zu nahen; denn ich merke, daß einige von euch schon betroffen und voll Unwillen über meine Freimüthigkeit sind; doch versprach ich so zu thun, und diejenigen, welche dieses vorher wußten, hätten sich mächtig schützen und den Eindrücken widerstehen sollen.
