§ 1. Geschichte der Edition.
Das Ms. führt seinen Namen von dem ersten Besitzer Dr. Askew, der es nach England brachte, wo es von dessen Erben am Ende des IS. Jahrhunderts an das British Museum verkauft wurde. Wo und wann Dr. Askew den Schatz erworben hat, lässt sich nicht mehr feststellen. Die Notiz von Koestlin (Theolog. Jahrbücher, herausgeg. von Baur u. Zeller, 1S54, S. 1, Anm. 1), dass der Besitzer das Ms. neben vielen andern HSS auf seinen Keisen nach Italien und Griechenland erworben habe, und dass sich darüber nähere Kunde in dem Brittischen theolog. Magazin vom Jahre 1770 (Bd. I. Stück 4. S. 223) finde, kann ich nicht kontrollieren.
Die erste Nachricht von der Existenz des Codex gab Woide, der damalige Kenner des Koptischen in England, in einem Artikel über die ägyptische Bibelübersetzung bei Cramer, Beiträge zur Förderung S. X theologischer und anderer wichtigen Kenntnisse, Bd. Ill, 1778 (Kiel n. Hamburg) S. 55 u. 154 f. und benutzte die in dem Texte verkommenden NTlichen Zitate in seinem grossen Werke: Appendix ad editionem Novi Testamenti Graeci e codice MS. Alexandrino a Carolo Godofredo Woide descripti, in qua continentur fragmenta Novi Testamenti juxta interpretationem dialecti superioris Aegypti quae Thebaidica vel Sahidica appellatur, e codicibus Oxoniensibus maxima ex parte desumpta, cum dissertatione de versione Bibliorum Aegyptiaca, quibus subjicitur codicis Vaticani collatio, Oxonii, 1799.
Eine Edition des Ms. selbst hat Woide nicht unternommen. Im Jahre 1812 veröffentlichte der dänische Bischof Munter in einer besonderen Publikation die fünf pseudo-salomonischen Oden 1 nach dem Vorgänge von Woide, (Dissertio etc. p. 14S sq.): Odae gnosticae Salomoni tributae thebaice et latine, praefatione et adnotationibus philologicis illustratae. Havniae 1812. Auch Dulaurier, der bei seinem Aufenthalt in England während der Jahre'1838 40 eine Abschrift von dem Xis. genommen und eine Publikation in Aussicht gestellt hatte , hat sein Versprechen nicht erfüllt·.
Im Jahre 1848 fand Prof. Maur. Schwartze, der im Aufträge der Konigl. Preuss. Akademie der Wissenschaften zum Studium koptischer HSS nach England geschickt war, die Gelegenheit, den Codex von neuem abzuschreiben. Nach seiner Bückkehr nahm er die Edition energisch in die Hand, wurde aber an der Herausgabe selbst durch seinen frühzeitigen Tod verhindert. Diese erschien aus seinem Nachlass, besorgt von Prof. J. H. Petermann, im Jahre 1851 unter dem Titel: Pistis Sophia, opus gnosticum Valentino adiudicatum e codice manuscripto Coptico Londinensi, descripsit et latine vertit M. G. Schwartze, edidit J. H. Petermann, Berolini, 1851. Trotz mancher Mängel ist die Editio princeps eine hervorragende Leistung. Nicht auf gleicher Höhe steht die französische Übersetzung von Amélineau : ΠιΟτις Σόφια (Pistis Sophia), ouvrage gnostique de Valentin, traduit du Copte en Français avec une introduction [Les classiques de lOcculte], Paris. 1895.
S. XI Keinen selbständigen wissenschaftlichen Wert beansprucht die ebenfalls für Theosophen bestimmte Übersetzung in englischer Sprache von G. R. S. Mead: Pistis Sophia. A gnostic gospel (with extracts from the books of the Saviour appended) originally translated from Greek into Coptic and now for the first time englished from Sellwartze’s Latin version on the only known Coptic MS. and checked by Arneli- neau's French version with an introduction, London, IS9(>. Besonderes Lob verdient aber die Introduction wegen der vortrelflicken Orientierung über die erschienene Literatur. Die vorliegende Übersetzung giebt zum ersten Male das gnostische Werk in deutschem Gewände wieder. Auf einer besonderen Mission hat der Herausgeber das Original in London von neuem eingesellen, eine Arbeit, die eine Reihe Verbesserungen des Textes, vor allem aber eine genaue Kenntnis der HS selber ermöglicht hat.
