6.
Dein Wille soll geschehen, wie im Himmel, also auch auf Erden. Da Gott alle Menschen himmlisch machen kann, so legt er das Gebet in unseren Willen, auf daß wir Erdenkinder von uns aus zu himmlischen Kindern werden könnten. Die himmlischen Kräfte dienen alle seinem Willen mit Liebe. Einmütig sind sie vereinigt, Gott zu preisen, und vor seiner furchtbaren Herrlichkeit verhüllen sie ihre Füße und ihr Antlitz, damit sie in sich Gott liebten. Statt mit den Augen zu schauen, halten sie für genug die in ihnen wohnende Liebe. In ihrer Liebe erfüllt Gott auch seinen Willen aus Liebe gegen sie. Streben wir nicht darnach, mit leiblichen Augen Gott zu schauen, damit wir nicht vor der Zeit hingerafft werden. Die Liebe soll Bote an ihn von unserer Seite sein. Und in seiner Liebe wird sein Wille in uns zur Erfüllung kommen. Was uns die Propheten gelehrt haben, darnach sollen wir uns bemühen zu wandeln. Denn diese haben im Worte gesprochen und in der Tat die Erfüllung gewirkt. Kein anderer war ihr Lehrer als derjenige, der auch euch beten lehrt. Auch du S. 282 laß im Worte das Gebet dich lehren und vollführe es eifrig im Werke. Du bist den Engeln nicht fern, sondern mit ihnen trittst du zum Gebete, damit du mit ihnen Gott preisest. Wie du mit ihnen dich vereinst, so werden sie Teilhaber an euren Liedern bei Gebet und Lobpreis. Zuversichtlich öffnest du deinen Mund und sprichst: „Dein Wille geschehe wie im Himmel, also auch auf Erden.“ Das ist eine größere Würde als der vorangehende Lobpreis. Dort wird nur die Herrschaft über die Erde allein in Betracht gezogen, hier sagt er: im Himmel und auf Erden.
