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Martyrium des Hl. Apollonius (BKV)
3.
11. Und nach drei Tagen befahl er, ihn vorzuführen; es war aber eine große Menge von Senatoren, Ratsherren und hochgelehrten Leuten anwesend. Und nachdem er den Befehl gegeben hatte, ihn zu rufen, sprach er: Die Akten des Apollonius sollen verlesen werden. Nach ihrer Verlesung fragte der Statthalter Perennis: Was hast du bei dir beschlossen, Apollonius? 12. Apollonius antwortete: In der Gottesfurcht zu verharren, ganz wie du es in den Akten in richtiger Meinung über uns festgestellt hast. 13. Der S. 322 Statthalter Perennis sprach: Wegen des Senatsbeschlusses rate ich dir, deinen Sinn zu ändern und die Götter zu verehren und anzubeten, die wir Menschen alle verehren und anbeten, und wie wir zu leben.
14. Apollonius antwortete: Ich kenne den Senatsbeschluß, Perennis, allein ich wurde gottesfürchtig, um nicht Götzenbilder anzubeten, die von Menschenhänden gemacht sind. Darum werde ich niemals Gold oder Silber oder Erz oder Eisen oder hölzerne und steinerne sogenannte Götter anbeten, die weder sehen noch hören, weil sie Werke von Handwerkern, Goldgießern und Drechslern sind, Kunstprodukte von Menschenhänden, und sich nicht selbst in Bewegung setzen können. 15. Dagegen diene ich Gott, der im Himmel ist, und bete ihn allein an, ihn, der allen Menschen den Atem des Lebens eingehaucht hat und allen Tag für Tag das Leben spendet. 16. Keinesfalls also werde ich mich selbst erniedrigen, Perennis, und mich nicht auf den Schutt werfen; denn es ist schmählich, etwas anzubeten, was entweder auf gleicher Stufe steht mit Menschen oder wenigstens tiefer steht als die Dämonen. Denn es verfehlen sich die gar zu unterwürfigen Menschen, wenn sie das anbeten, was künstlich zusammengefügt ist: einen kalten Ausschnitt aus einer Steinmasse, dürres Holz, hartes Metall und entseelte Gebeine; was soll der Schwindel eines solchen Betruges? 17. In ähnlicher Weise beten die Ägypter ein Becken, die bei vielen genannte Fußschale, nebst anderen Scheußlichkeiten an; welche Einfalt eines solchen Mangels an Bildung! Die Athener verehren noch jetzt den ehernen Schädel eines Rindes, den sie das Glück der Athener nennen; also ist es ihnen nicht möglich, zu ihren eigenen S. 323 (Göttern) zu beten.
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Martyrium des Apollonius
3.
Nach drei Tagen ließ er ihn wieder vorführen. Diesmal war eine große Zahl von Senatoren, Ratsherren und gelehrten Philosophen anwesend. Perennis gab den Befehl, Apollonius hereinzurufen, und gebot: „Man lese die Gerichtsakten des Apollonius vor.“ Man las sie vor, dann sagte Perennis: „Was hast du nun bei dir beschlossen, Apollonius?“
Apollonius: „Gott treu zu bleiben — genau so, wie du dies in den Gerichtsakten, unsere Ansicht getreu wiedergebend, protokollarisch festgelegt hast.“
Perennis: „Es ist da ein Senatsbeschluß, und mit Rücksicht auf diesen gebe ich dir einen guten Rat: Ändere deine Meinung, neige anbetend dein Angesicht vor den Göttern, so, wie wir Menschen alle sie ehrfürchtig anbeten. Komm zurück zu unserer Anschauung vom Leben. Das ist besser, als elend umzukommen. Ich nehme an, der Senatsbeschluß ist dir nicht unbekannt?“
Apollonius: „Ich kenne den Senatsbeschluß wohl, Perennius. Aber ich bin nicht gottgläubig geworden, S. 83 um jetzt wiederum Idole anzubeten, die von Menschenhänden geformt wurden. Niemals für alle Zukunft bete ich etwas an, das aus Gold oder Silber, aus Erz oder Eisen gemacht ist, diese hölzernen oder steinernen Götterbilder mit ihren trügerischen Namen. Die können ja nicht sehen und hören, denn sie sind Gemachte von Handwerkern, Goldgießern und Drechslern, Schnitzwerk aus Menschenhänden, ohnmächtig zu jeglicher Eigenbewegung. Ich aber bete an den Gott, der in den Himmeln thront, vor Ihm allein beuge ich mich in den Staub: denn Er allein hat allen Menschen eine lebendige Seele eingeschaffen, und Er läßt Tag für Tag sein Leben in alle Menschen überquellen. Nein, Perennis, dazu kann ich mich niemals hergeben, niemals werde ich mich wegwerfen und den Rücken krümmen! Schamrot müßte ich werden, wollte ich anbeten, was nicht höher steht als der Mensch selbst, ja was eigentlich selbst für die Dämonen zu verächtlich ist. Sünde ist’s, wenn der Mensch sich selbst so wegwirft, daß er anbetet, was er selbst mit Kunst geformt hat: eine kalte Statue, aus Stein gehauen, ausgedörrtes Holz, träge thronendes Metall, totes Menschengebein. Sind das nicht dumme Possen, alberner Betrug? So beten die Ägypter neben vielen andern scheußlichen Dingen auch ein ehernes Becken an, die von vielen Schriftstellern erwähnte Fußbadewanne (des Königs Amasis). Welche Torheit eines ungebildeten Volkes! Aber auch die Athener beten bis auf den heutigen Tag einen Stierkopf aus Bronze an. Und dieses Ding nennen sie ,Glück der Athenerʽ.