3.
Als sie am Sabbat ihr Gebet verrichtet und heiliges Brot und Wasser genossen hatten, kam der Tempelwächter Polemon an mit einer Schar solcher, welche das höhere Gericht dem Polemon zur Aufspürung der Christen beigegeben hatte. Als er den Pionius sah, brachte er folgende Worte aus seinem unheiligen Munde hervor: Wisset ihr, daß der Kaiser deutlich geboten hat, die Opfer mitzufeiern? Pionius antwortete: Gewiß kennen wir Gebote, aber jene allein, die uns gebieten, Gott zu verehren. Der Tempelwächter sagte: Kommet zum Gerichtshofe, damit ihr erkennet, daß mein Ausspruch wahr ist! Sabina aber und Asklepiades sagten mit lauter Stimme: Wir gehorchen dem wahren Gotte. Und als sie nun als Opfer zur Gerichtsstätte geführt wurden, da gewahrte das Volk die Stricke an ihrem Halse und, wie das bei dem unvernünftigen, neugierigen Volke gewöhnlich ist, es drängte sich verwundert so, daß der eine den andern fortstieß und dann wieder fortgestoßen wurde. Als nun der Zug im Gerichtshof angekommen war1 , da füllte sich der ganze Platz, soviel Raum er hatte, ja sogar die Dächer der heidnischen Häuser mit einer ungeheuren Volksmasse. Auch große Scharen von Weibern waren da; denn es war Sabbat und die Weiber der Juden waren wegen des Festtags frei von Arbeit. Von allen Seiten trieb die Neugierde Menschen jedes Alters S. 347 zusammen, und denen die nötige Körperlänge fehlte, um alles sehen zu können, die stellten sich auf die Bänke oder bestiegen die Bogen, damit ihnen das Wunder nur nicht entginge; so suchten sie künstlich zu ersetzen, was ihnen die Natur versagt hatte.
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an der östlichen Halle bei dem Doppeltor ↩
