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Diesen und ähnlichen Reden, die sich lange hinzogen, weil der Märtyrer nicht schweigen wollte, hörten Polemon und das ganze Volk so aufmerksam zu, daß keiner ihn zu unterbrechen wagte. Als dann Pionius wiederholte: Eure Götter beten wir nicht an und goldenen Statuen zollen wir keine himmlische Verehrung, führte man sie in den Vorhof. Hier suchte das herumstehende Volk mit Polemon den seligen Märtyrer zu bereden und redete ihm also zu: Pionius, folge uns; denn vieles ist an dir, wegen dessen zu wünschen wäre, daß du am Leben bleibest. Denn du bist wert zu leben S. 351 sowohl wegen deiner Rechtschaffenheit als auch wegen deiner Sanftmut. Es ist ja schön, zu leben und den Odem dieses Lichtes zu schöpfen. Als sie noch vieles andere sagten, erklärte Pionius: Auch ich sage, daß es schön ist, zu leben und das Licht zu genießen, aber jenes, nach dem wir verlangen. Es ist ein anderes Licht, das wir begehren, und diese Gaben Gottes verlassen wir nicht als Undankbare, sondern wir verlassen sie, weil wir größere hoffen, für Besseres verachten wir sie. Ich lobe euch, daß ihr mich der Liebe und Ehre für würdig haltet; aber wir vermuten, daß das nur Hinterlist ist; immer aber hat ausgesprochener Haß weniger geschadet als hinterlistige Schmeichelei.
