6.
1. Was will nun dieses Instrument, der göttliche Logos, der Herr und das neue Lied? Die Augen der Blinden öffnen und die Ohren der Tauben auftun und die Hinkenden und Verirrten zur Gerechtigkeit führen,1 den unverständigen Menschen Gott zeigen, dem Verderben ein Ende machen, den Tod besiegen, ungehorsame Söhne mit dem Vater aussöhnen.
2. Menschenfreundlich ist das göttliche Instrument; der Herr zeigt Erbarmen, erzieht, ermahnt, warnt, rettet, bewahrt; und zum Lohn dafür, daß wir seine Jünger werden, verheißt er uns noch zum Überfluß das Himmelreich, indem er nichts von uns haben will als unsere Rettung.2 Denn die Bosheit nährt sich vom Verderben der Menschen; die Wahrheit aber richtet wie die Biene nirgends Schaden an und freut sich allein am Heil der Menschen.
3. Du hast also die S. 77 Verheißung, du siehst die Güte; ergreife die Gnade! Und mein heilbringendes Lied halte nicht in dem Sinn für neu wie ein neues Gefäß oder ein neues Haus! Denn „vor dem Morgenstern“3 war es, und „im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“.4 Aber als alt erscheint der Irrtum, als etwas Neues die Wahrheit.
4. Mögen nun die Phryger durch die Ziegen, von denen die Sage erzählt, als uralt bekundet werden5 oder die Arkader durch die Dichter, die dies Volk „älter als der Mond“ nennen,6 oder wieder die Ägypter durch die, welche sich einbilden, daß deren Land zuerst Götter und Menschen erzeugt habe,7 so war doch sicherlich von allen diesen kein einziger vor dieser Welt da; wir aber waren vor der Grundlegung der Welt,8 wir, die wir, weil wir in ihm zu sein bestimmt waren, für Gott schon zuvor geschaffen waren, wir, des göttlichen Logos vernünftige Geschöpfe, die wir durch ihn uralt sind; denn „im Anfang war das Wort“.9
5. Weil aber der Logos von Anfang an war, war und ist er der göttliche Anfang aller Dinge. Weil er aber jetzt den von alters her geheiligten und seiner Macht würdigen Namen Christus angenommen hat, habe ich ihn das neue Lied genannt.
