V.
Und der Herr, die Wahrheit, das Licht — was hat er ausgeführt, da er erschienen war? Makellos hat er seinem Fleisch den Schmuck der Jungfräulichkeit bewahrt. So laßt denn auch uns — wenn wir ein Gleichnis Gottes und Christi darstellen wollen — mit eifriger Liebe die Jungfrauschaft hochhalten! Denn Gleichnis Gottes, das ist Entrücktheit vom Verderben. Daß aber der Logos für die Kirche auch Fürst der Jungfrauen geworden ist in seiner Menschheit, gleichwie Fürst der Hirten und Fürst der Propheten, das hat uns auch der christusergriffene Johannes im Buche der Offenbarung also dargestellt: „Und ich schaute und sieh, das Lamm stand auf dem Berge Sion und bei ihm 144 000, die seinen Namen und den Namen seines Vaters geschrieben trugen auf ihren Stirnen. Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel, die war wie das Rauschen von Wassermassen und wie das Dröhnen starken Donners; und es war die Stimme, die ich hörte, wie die Stimme von Kitharasängern, die die Saiten schlagen auf ihren Kitharen. Und sie sangen ein neues Lied vor dem Throne und vor den 4 lebenden Wesen und den Alten; und es konnte keiner erlernen das Lied, als nur die 144 000, die erkauft sind von der Erde. Die sind es, die mit Weibern nie sich befleckten; denn sie sind jungfräulich. Sie sind es, die dem Lamme folgen, wohin es geht“1. Damit zeigt er, daß den Chor der Jungfrauen der Herr anführt. Merke dazu, daß die Jungfrauschaft vor Gott im Werte überaus hoch steht. „Die sind erkauft worden aus der Zahl der Menschen als Erstlinge für Gott und S. 291 das Lamm, und nicht ward erfunden in ihrem Munde eine Lüge, denn sie sind ohne Tadel und folgen dem Lamm, wohin es geht“, sagt Johannes. Auch damit will er uns offenbar darlegen, daß auf diese Zahl, also auf 144 000, von Anfang an die Schar der Jungfrauen beschränkt ist, während die übrigen Heiligen in unbegrenzter Masse sich drängen. So möge man darauf achten, was er noch von den übrigen Heiligen des weiteren kundtut. „Und ich sah aus allen Zungen und Stämmen und jedem Volke eine große Schar, die keiner zählen konnte“2. Es ist also klar, wie ich sagte, daß er auf der Seite der andern Heiligen eine unsägliche Menge auftreten läßt, auf der Seite der Inhaber der Jungfrauschaft aber eine ganz geringe Zahl, gleichsam eine Herausforderung zum Vergleiche mit denen, die eine unzählbare Masse ausmachen.
Verehrte Arete, da hast du meine Rede von der Jungfräulichkeit, schloß sie; wenn ich indessen etwas übersah, so soll Theophila, die nach mir an der Reihe ist, die Lücke ausfüllen.
