2.
Haben sie nun Vertrauen auf ihre Meinung und auf ihre Worte, so mögen sie ihre falsche Lehre ohne Beisatz vorbringen, und es aus derselben nachweisen, wenn sie entweder aus den Schriften, oder doch wenigstens einen menschlichen der Ehrfurcht gegen Gott entsprechenden Beweis zu ihrer Vertheidigung zu haben glauben; haben sie aber keinen solchen, so sollen sie schweigen; denn sie werden nirgends etwas finden, ausser vielmehr Beweise, durch welche sie selbst widerlegt werden. Denn in den heiligen Schriften sagt Johannes:1 „Im Anfange war das Wort;“ welches, wie sie sagen, nicht wahr, ehe es gezeugt wurde. David aber singt in der Person des Vaters so:2 „Mein Herz gab von sich ein gutes Wort,“ welches nach ihrer Behauptung nur dem Gedanken nach ist, und aus Nichts gemacht worden ist; und Johannes sagt ferner in dem Evangelium:3 S. 257 „Alles ist durch dasselbe, gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht worden;“ und Paulus schreibt:4 „Ein Herr Jesus Christus, durch welchen Alles ist;“ und anderswo:5 „Denn durch ihn ist Alles geschaffen.“ Auf was werden sie also diese ihre Zuversicht stützen, ja vielmehr, welcher Schmach werden sie anheimfallen, da sie den Aussprüchen der Heiligen widerstreben, indem sie sagen, der Urheber aller Dinge sey etwas Gemachtes, und derjenige sey ein Geschöpf, durch welchen Alles geschaffen ist und besteht? Nicht einmal ein menschlicher mit der Verehrung Gottes übereinstimmender Vernunftgrund ist ihnen übrig zu ihrer Vertheidigung. Denn welcher Mensch, sey er Grieche oder Barbar, wird es wagen, den Gott, welchen er bekennt, ein Geschöpf zu nennen, oder zu sagen, er sey nicht gewesen, ehe er gemacht wurde? Oder welcher Mensch wird, wenn er denjenigen, welchen er für den einzigen Gott hält, sagen hört:6 „Dieser ist mein geliebter Sohn,“ und: „Mein Herz gab von sich ein gutes Wort,“ sich zu sagen erfrechen: Das Wort, welches aus Gottes Herz hervorgegangen ist, ist aus Nichtseyendem gemacht worden, oder der Sohn ist ein Geschöpf, und nicht der eigene Erzeugte des Redenden? Oder wer wird ferner, wenn er denjenigen, von dem er glaubt, daァ er der Herr und Heiland sey, sagen hört:7 „Ich bin in dem Vater, und der Vater ist in mir,“ und: „Ich und der Vater sind Eins,“ das zu trennen sich getrauen, was jener verbunden, und ungetheilt bewahrt hat?
