3.
Wir hätten bereits, geliebte Brüder, im Anfang als man gegen unsern Amtsgenossen Athanasius Ränke zu schmieden begann, oder nachdem er nach Alexandria gekommen war,1 ihn gegen die Ränke der Anhänger des Eusebius vertheidigen und über die von denselben ihm zugefügten Leiden Beschwerde erheben und alle gegen ihn vorgebrachten Verleumdungen enthüllen können. Da es aber damals die Umstände nicht erlaubten, wie ihr selbst wißt, wir aber jetzt nach der Rückkehr des Bischofs Athanasius glaubten, sie würden wegen ihrer so offenkundigen Ungerechtigkeiten sich schämen und erröthen, so wollten wir deßhalb schweigen. Da sie aber nach so vielen Leiden des Mannes, nachdem er nach Gallien verbannt war und statt im heimathlichen Lande in einem fremden weit entfernten Lande sich aufhielt, nachdem er in Folge ihrer Verleumdungen bald getödtet worden wäre, wenn er nicht einen gütigen Kaiser gefunden hätte, was doch jedem andern wenn auch noch so grausamen Feinde genügt hätte, dennoch nicht erröthen, sondern gegen die Kirche und den Mann wieder übermüthig anstürmen, und weil sie über seine Freilassung ungehalten sind, neuerdings Schlimmeres wagen und leichtsinnige Anklagen erheben, ohne die Worte der heiligen Schrift zu fürchten: „Ein S. 55 lügenhafter Zeuge wird nicht ungestraft bleiben,“2 und: „Ein Mund, der lügt, tödtet die Seele,“3 so können wir aus diesem Grunde nicht mehr schweigen und sind erstaunt über ihre Bosheit und ihren unersättlichen Wetteifer, Ränke zu schmieden. Denn siehe, sie hören nicht auf, von Neuem die Ohren des Kaisers gegen uns zu stacheln, hören nicht auf, zur Beseitigung eines Bischofes unheilschwangere Briefe zu schreiben, der ein Feind ihrer Gottlosigkeit ist. Denn wieder haben sie in einem Schreiben an die Kaiser ihn angegriffen, wieder wollen sie gegen ihn intriguiren, indem sie ihm Mordthaten zur Last legen, die nicht vorgekommen sind. Wieder wollen sie ihn tödten, indem sie Todschläge ihm aufbürden, die nicht stattfanden. Denn auch damals hätten sie ihn durch ihre Verleumdungen getödtet, wenn wir nicht einen gütigen Kaiser gehabt hätten. Wieder suchen sie ihn, damit wir das Geringere sagen, in die Verbannung zu schicken, und stellen sich, als ob ihnen die Unfälle derer zu Herzen gingen, die durch ihn das Loos der Verbannung getroffen habe. Sie äussern ihren Schmerz über das, was bei uns nicht vorkam, begnügen sich aber nicht mit dem, was gegen ihn bereits geschah. Vielmehr wollen sie neuerdings noch Schlimmeres hinzufügen, so groß ist ihre Milde und Güte, so menschenfreundlich sind ihre Sitten, oder vielmehr, um die Wahrheit zu sagen, so verkommen und grausam sind sie, da sie mehr in Schrecken und Drohungen als in Gottesfurcht und Milde, wie es sich für Bischöfe geziemt, ihre Ehre suchen. Denn sie haben solche Reden in ihren Schreiben an die Kaiser vorzubringen gewagt, wie sie nicht einmal irgend ein ausserhalb der Kirche stehender Prozeßkrämer aussprechen möchte, und so vieler Mordthaten und Todschläge beschuldigten sie ihn nicht vor einem Statthalter, noch vor sonst irgend einem Hochgestellten, sondern vor den drei Kaisern. Und sie schracken vor keiner noch so weiten Reise zurück, damit nur alle hohen Gerichtshöfe S. 56 von ihrer Anklage erfüllt würden. Denn eine Anklage ist es in der That, Geliebte, was von ihnen geschah, eine Anklage, die alle andern weit übertrifft, da auch die Gerichtshöfe alle andern menschlichen Gerichtshöfe weit übertreffen. Denn auf was Anderes zielt diese Untersuchung ab, als durch Aufreizung der Kaiser ihm den Tod zu bereiten?
