6.
Als der gottlose Arius, von dem auch die Häresie der Ariomaniten den Namen trägt, vom seligen Bischof Alexander aus der Kirche ausgestoßen worden war, glaubten die Anhänger des Eusebius, da sie Jünger und Genossen seiner Gottlosigkeit waren, gleichfalls ausgestoßen zu sein und wendeten sich schriftlich mit dringenden Bitten an den Bischof Alexander, er möge den Häretiker Arius nicht aus der Kirche ausschließen. Da aber Alexander wegen seiner Frömmigkeit gegen Christus den Gottlosen nicht aufnahm, so grollten sie auf Athanasius, der damals Diakon war, weil sie ausspionirt hatten, daß er mit dem Bischof Alexander sehr viel verkehre und bei ihm in Ansehen stehe. Da sie auch auf der in Nicäa versammelten Synode seine Frömmigkeit gegen Christus kennen gelernt hatten, wo er gegen die Gottlosigkeit der Ariomaniten unerschrocken aufgetreten war, so wurde ihr Haß noch größer. Als ihn aber Gott zur bischöflichen Würde berief, wurde die lange genährte Bosheit von Neuem angefacht, und da sie seine Rechtgläubigkeit und seinen Widerstand gegen die Gottlosigkeit fürchteten und Eusebius noch mehr von seinem schlechten Gewissen beunruhigt wurde, so verfolgten und bedrängten sie den Mann auf alle mögliche Weise. Sie reizten gegen ihn den Kaiser auf, drohten oft mit Synoden und versammelten sich schließlich in Tyrus. Und selbst jetzt hören sie noch nicht auf, gegen ihn zu schreiben, und sie sind so unversöhnlich, daß sie auch seine Erhebung zur bischöflichen Würde begeifern und überall ihre Feindseligkeit und ihren Haß gegen den Mann zu erkennen geben und Lügen verbreiten, um nur durch ihre Lügenhaftigkeit ihn in üblen Ruf zu bringen. Aber gerade mit diesen ihren Lügen beweisen sie, S. 60 daß das, was sie früher sagten, erlogen und ränkevoll war. Sie sagen nämlich: „Nach dem Tode des Bischofs Alexander, da einige Wenige des Athanasius Erwähnung thaten, wählten ihn sechs oder sieben Bischöfe heimlich und an einem verborgenen Orte.“ Das schrieben sie auch an die Kaiser, da sie jede Lüge zu schreiben bereit sind. Daß aber die ganze Menge und das ganze Volk der katholischen Kirche wie in einer Seele und in einem Leibe sich versammelte und rief und schrie und den Athanasius zum Bischof der Kirche verlangte, um das öffentlich zu Christus flehte und uns viele Tage und Nächte hindurch beschwor, hierin zu willfahren, und weder selbst die Kirche verließ, noch uns gestattete, uns zu entfernen, das können sowohl wir bezeugen als auch die ganze Stadt und Eparchie. Und sie brachten nicht, wie Jene schrieben, etwas Ungünstiges gegen ihn vor, sondern nur Gutes, indem sie ihn eifrig, fromm, einen Christen, einen Asceten, einen wahren Bischof nannten. Daß aber die Mehrzahl von uns im Angesichte und unter den Zurufen Aller ihn wählte, dafür sind wiederum wir, die wir ihn wählten, bessere Zeugen als die, welche abwesend waren und lügen. Gleichwohl weiß Eusebius an der Einsetzung des Athanasius Etwas auszusetzen, ein Mensch, der vielleicht gar keine Einsetzung gehabt hat und, wenn er sie hatte, sie selbst ungiltig machte. Anfangs war er in Berytus,1 dann verließ er Berytus und ging nach Nikomedien,2 indem er ersteres im Widerspruch mit dem Gesetze verließ und letzteres gegen das Gesetz in Besitz nahm. Und seine eigene Kirche verließ er lieblos, in die fremde aber ist er unberechtigt eingedrungen. Und indem er die Liebe zur ersten in Folge der Begierde nach der fremden ausser Acht ließ, bewahrte er sie nicht einmal der zweiten, obschon sie aus Begierde entsprungen war. Denn sieh, auch diese verließ er und hat wieder eine fremde in Besitz,3 indem er überall auf fremde S. 61 Städte seine Augen wirft und in den Reichthum und in die Größe der Städte die Gottesfurcht setzt und die Auserwählung Gottes, durch die Einer eingesetzt wurde, für Nichts achtet und nicht weiß, daß, wo zwei oder drei im Namen des Herrn versammelt sind,4 dort der Herr mitten unter ihnen ist, und nicht die Worte des Apostels erwägt: „In fremden Mühen werde ich mich nicht rühmen,“5 nicht achtet auf seine Mahnung: „Bist du an ein Weib gebunden, so suche nicht, dich zu scheiden.“6 Wenn der Ausspruch von einem Weibe gilt, um wie viel mehr von einer Kirche und von dem nämlichen bischöflichen Sitze? Denn wer an einen solchen gebunden ist, muß nicht einen andern suchen, damit er nicht nach den göttlichen Schriften als Ehebrecher erfunden werde.
