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S. 26 Was aber den Marcellus1, Bischof von Galatien betrifft, ist es vielleicht überflüssig, eine Erwähnung zu machen; denn es weiß Jedermann, daß die Eusebianer, zuvor von ihm der Gottlosigkeit beschuldiget, dagegen auch ihn anklagten und die Verbannung des Greises bewirkten. Dieser aber reiste nach Rom, wo er sich rechtfertigte, und auf ihr Verlangen seinen Glauben schriftlich übergab, welchen auch die Synode zu Sardica guthieß. Die Eusebianer aber vertheidigten sich nicht, und schämten sich nicht, daß sie aus ihren eigenen Schriften der Gottlosigkeit überwiesen wurden; sondern sie betrugen sich vielmehr noch frecher gegen Alle. Denn sie waren bei dem Könige von den Weibern empfohlen, und Allen furchtbar. —
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Marcellus schrieb ein kleines Buch wider den Arianismus, das Eusebius von Cäsarea und alle Arianer unter dem Vorgeben, es enthalte die Irrthümer des Sabellius, verdammten; dieses war aber eine Verleumdung. Auch der heil. Hilarius, Basilius, Chrysostomus und Sulpitius Severus beschuldigen ihn derselben Ketzerei, allein sie wurden durch das Geschrei der Arianer hintergangen. Der Pabst Julius (im Jahre 341) und das Concilium von Sardica (347) erklärten seine Lehre für übereinstimmend mit jener der Kirche. Demnach dürfen einige zweideutige Ausdrücke, welche in seinem Buche gegen die Arianer vorkommen, nicht im Sinne der Sabellianer gedeutet werden. Doch wir wollen hierüber den Epiphanius, Haeres. 72, hören, welcher sagt, daß zu seiner Zeit Einige den Marcellus für einen Ketzer, Andere aber für einen orthodoxen Mann hielten. Er berichtet unter Anderm Folgendes:„Ich fragte einmal den Papa Athanasius, seligen Andenkens, was er von diesem Marcellus dachte; er aber vertheidigte ihn nicht, und äußerte sich auch nicht hart gegen ihn, sondern gab mit Lächeln zu verstehen, daß er nicht fern von der Gottlosigkeit gewesen sey, daß er jedoch glaube, derselbe habe sich gerechtfertiget.“ ↩
