5.
Oder haben dir etwa Einige darum den Rath gegeben, dich zu verbergen, weil du nicht nur mit Worten, sondern mit einem Eide gelobt hast, wenn du gewählt wirst, nicht zu bleiben? Denn dieses flüstern jene, wie ich höre, dir in die Ohren, und sie glauben dabei noch gottesfürchtig zu seyn; aber wären sie wahrhaft gottesfürchtig, so würden sie S. 293 vor Allem Gott, der dir dieses Amt übertragen hat, fürchten. Hätten sie aber die göttlichen Schriften gelesen, so würden sie nicht denselben zuwider einen solchen Rath ertheilen. Denn es ist Zeit, daß sie auch den Jeremias tadeln, und den großen Moses beschuldigen, weil sie auf ihren Rath nicht gehört, sondern Gott gefürchtet, ihr Amt verrichtet, und bis zu ihrem Tode geweissagt haben. Denn auch diese haben sich, als sie gesandt wurden und die Gnade der Weissagung erhielten, zwar anfangs geweigert, aber nachmals sich gefürchtet, und den, welcher sie sandte, nicht verachtet. Du magst nun eine schwache Stirne und eine langsame Zunge haben, so sollst du doch Gott, welcher dich erschaffen hat, fürchten; magst du auch sagen, daß du zum Predigtamte zu jung seyest, so sollst du doch den fürchten, welcher dich gekannt hat, ehe du gestaltet wurdest; oder hast du dein Wort gegeben; es gibt aber bei den Heiligen das Wort als Eidschwur; so lies den Jeremias, welcher, obwohl er gesagt hatte:1 „Nicht nennen werde ich den Namen des Herrn,“ doch nachher aus Furcht vor dem in ihm brennenden Feuer nicht mehr that, wie er gesagt hatte und sich nicht, als wäre er durch einen Eid gebunden, verbarg, sondern den, der ihm das Amt übertragen hatte, fürchtete, und die Weissagung vollzog. Oder weißt du nicht, Geliebter, daß auch Jonas, da er floh, in den bekannten Fall kam, nachher aber wieder weissagte?
-
Jer. XX, 9. ↩
