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Er ist also der natürliche vollkommene Sohn aus dem Vollkommenen, vor allen Hügeln gezeugt, das heißt, vor aller mit Vernunft und Verstand begabter Natur, wie ihn anderswo1 Paulus den Erstgebornen aller Kreaturen nennt. Indem er ihn aber den Erstgebornen nennt, gibt er zu verstehen, daß er nicht geschaffen, sondern der Gezeugte des Vaters sey. Denn es verträgt sich nicht mit seiner Gottheit, ihn ein Geschöpf zu nennen. Alles ist ja von dem Vater durch den Sohn geschaffen worden; der Sohn allein aber ist von Ewigkeit her aus dem Vater gezeugt, und daher ist Gott das Wort der Erstgeborne aller Kreaturen, der S. 30 Unveränderliche aus dem Unveränderlichen. Demnach ist der Leib, welchen er unsertwegen angenommen hat, ein Geschöpf, von welchem Jeremias2 nach der Ausgabe der siebenzig Dollmetscher sagt:3 „Der Herr hat uns zur Pflanzung ein neues Heil geschaffen, und in diesem Heile werden die Menschen umhergehen.“ Nach der Uebersetzung des Aquila aber heißt es: „Der Herr hat etwas Neues in dem Weibe erschaffen.“ Dieses für uns zur Pflanzung erschaffene neue und nicht alte Heil nun, für uns und nicht vor uns, ist Jesus, welcher als Heiland Mensch geworden ist, denn das Wort „Jesus“ wird bald durch Heil, bald durch Heiland übersetzt. Es kommt aber von dem Heilande das Heil, wie von dem Lichte die Erleuchtung. Somit hat das neue aus dem Heilande erschaffene Heil, wie Jeremias sagt, uns ein neues Heil erschaffen, und wie Aquila übersetzt, „der Herr hat etwas Neues in dem Weibe geschaffen,“ das ist, in Maria. Denn es wurde nichts Neues in dem Weibe geschaffen, ausser der Leib des Herrn, welcher von der Jungfrau Maria ohne Beiwohnung geboren wurde, wie es auch in den Denksprüchen von der Person Jesu heißt:4 „Der Herr hat mich erschaffen als Anfang seiner Wege zu seinen Werken.“ Er sagt nicht, vor den Werken hat er mich erschaffen, damit nicht Jemand dieses auf die Gottheit des Sohnes beziehen möchte.
