1.
Ich erkannte Deinen Brief (als ein Schreiben aus Deiner Feder), wie man die Kinder von lieben Bekannten S. 12 an ihrer auffallenden Ähnlichkeit mit den Eltern erkennt. Denn wenn Du sagst, die örtlichen Verhältnisse seien nicht von großem Belange, um Dir einen Ansporn zu einem gemeinschaftlichen Leben mit uns zu geben, ehe Du etwas erfahren von unserer Einrichtung und Lebensweise, so ist das wirklich Deine Gesinnung und ehrt deine Seele, die alles hienieden für nichts erachtet im Vergleiche mit der uns in den Verheißungen hinterlegten Seligkeit. Doch was ich tue in diesem meinem weltfernen Winkel bei Tag und Nacht, schäme ich mich zu schreiben. Wohl habe ich das Stadtleben verlassen, diese Brutstätte unzähliger Übel, aber mich selbst zu verlassen vermochte ich noch nicht. Vielmehr gleiche ich den Leuten, die, an eine Schiffahrt nicht gewöhnt, auf dem Meere sich unwohl fühlen und seekrank werden, die dann ungehalten sind ob der Größe des Schiffes mit seinem starken Schwanken und daher in einen Kahn oder Nachen umsteigen, aber überall seekrank werden und sich unwohl fühlen, weil eben Ekel und Galle mit ihnen geht. So etwa ähnlich geht es auch uns. Wir tragen die innern Leidenschaften mit uns herum, sind daher überall auch mit der gleichen Unruhe. Deshalb ziehen wir keinen großen Gewinn aus dieser Einsamkeit. Was aber zu tun wäre, und wodurch wir den Fußstapfen dessen folgen könnten, der den Weg zum Heil uns vorangegangen — denn „wer mir nachfolgen will,” sagt er, „verleugne sich selbst, trage sein Kreuz und folge mir nach1“ —, ist Folgendes.
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Matth. 16, 24. ↩
