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[Brief des Epiphanius gegen die Antidikomarianiten.]
Meinen geehrten Herren und vielgeliebten Söhnen, den edlen Brüdern und wahren Bekennern des S. 234gleichen Glaubens vom Priester bis zum Laien, auch den Katechumenen, in Arabien: Gruß von Epiphanius, dem geringsten der Bischöfe.
Wundern muß man sich heutzutage und doch wieder nicht wundern: Wundern, weil an unserm Geschlecht sich alles erfüllt, — nicht wundern, weil es sich ja erfüllen muß. Tag für Tag nämlich taucht jetzt ganz programmäßig aus menschlichen Gedanken und Vorstellungen irgendeine sophistische Ansicht auf, die zum Schlechteren fortschreitet und die apostolische Lehre verläßt, wie der heilige Apostel voraussagt: "Es werden einige abfallen von der gesunden Lehre und Fabeln und Lehren der Dämonen anhängen"1 usw. Denn wenn irgendwo schlimme Wege auszuforschen und auszuklü¬geln sind, da zeigen die Menschen viel mehr Eifer, als wenn sie das Gebot erfüllen sollen, welches das Schöne und Wohlanständige suchen heißt2 , und das andere: "Eure Rede sei mit Salz gewürzt, auf daß sie mit Gnade vor die Hörer komme"3 , und wenn wir uns darüber Gedanken machen, woher es dann kommt, daß Tag für Tag das Schlechte uns in neuer Gestalt aufgetischt wird, so werden wir auch zu den schlecht Unterrichteten gehören, die nicht auf die prophetischen Gottesworte achten. Es muß ja so kommen. Denn im ganzen Glaubensbereich muß sich erfüllen das Wort: "Wann nun des Menschen Sohn kommen wird: wird er Glauben finden auf Erden?"4 Denn wohin ist des Menschen Sinn nicht schon gekommen, der zum Bösen geneigt ist von Jugend auf?5 Welche Glaubensartikel hat er nicht schon verdorben? Wie hat nicht schon die Bosheit das Heilsame verkehrt? ." [Dagegen kümmert man sich nicht um ...] das, was am meisten frommen würde, was auch der Verfassung der menschlichen Natur entspräche, die berufen wäre, mehr das Wahre zu betrachten, ja nötigenfalls auch gegen die Natur sich dazu zu zwingen, anstatt S. 235zu Verkehrtheiten sich hinreißen zu lassen ais Sklaven des Schlechteren.
