3.
Galerius hatte 297 den Persern fünf armenische Provinzen am Tigris entrissen und dem römischen Reiche einverleibt1. Erst nach vierzig Jahren [337] wagte es Sapor II. [309—380], die Rückeroberung zu versuchen. S. 205 Zu diesem Zwecke fiel er in das römische Mesopotamien ein, mußte aber unverrichteter Dinge wieder umkehren. Seitdem hörten die Grenzkämpfe zwischen den Römern and Persern nicht mehr auf. Dreimal belagerte Sapor die Grenzfestung Nisibis vergeblich: 338 [achtundsechzig Tage lang], 346, worauf ein Waffenstillstand folgte, der aber nicht lange aufrechterhalten wurde, und 350. Diese letzte Belagerung und deren Vereitelung ist von Ephräm wiederholt gefeiert worden. Da Sapor mit seinen Maschinen den Mauern nichts anhaben konnte, griff er zu einem merkwürdigen Auskunftsmittel. Er baute rings um die Stadt einen Wall von der Höhe der Mauer, leitete den Fluß Mygdonius in den Zwischenraum und schwellte ihn ab, bis die Fluten die Höhe der Mauerzinnen nahezu erreicht hatten. Dann griff er auf Schiffen die Besatzung der Stadt an. Ehe er aber diese Kampfesweise zur vollen Wirkung bringen konnte, gab der Wall nach, und die herausstürzenden Gewässer rissen zugleich eine mächtige Bresche in die Stadtmauer, so daß die Stadt verloren schien. Aber in dem aufgeweichten Boden versanken Soldaten und Elephanten, und so mußten die Perser mit dem weiteren Angriff warten, bis das Erdreich getrocknet war. Inzwischen aber hatten die Nisibener die Bresche wieder geschlossen. Daher mußte Sapor zum drittenmale von der Belagerung abstehen.
-
Zum Folgenden vgl. S. Ephraemi Syri Carmina Nisibena, additis prolegomenis et supplemento lexicorum syriacorum primus edidit, vertit, explicavit Dr. Gustavus Bickell, Lipsiae 1866, besonders p. 11-19. ↩
