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S. 71 Dieser Mythos ist Aegyptisch. Ausgezeichnet in der Weisheit sind die Aegyptier. Gewiß also bedeutet dieser, auch als Mythos, etwas mehr, als ein Mythos, weil er Aegyptisch ist. Wenn er aber auch kein Mythos, sondern eine heilige Sage ist, so verdient er noch mehr, erzählt und aufgezeichnet zu werden.
Osiris und Typhos waren zwar Brüder und aus den nämlichen Samen entsprossen. Doch nicht Einer Verwandtschaft sind Geist und Körper; denn nicht das Erzeugtseyn von den nämlichen Aeltern auf Erden, nicht dieß hat Einfluß auf die Geister, sondern das Ausfließen aus Einer Quelle. Die Welt hat zwei Quellen, die des Lichtes und die der Finsterniß. Die eine sprudelt aus der Tiefe empor, gleichsam unten irgendwo wurzelnd und aus der Erde Klüften entspringend, ob sie auf irgend eine Weise dem göttlichen Gesetze Gewalt anthun könne; die andere senkt sich von des Himmels Rücken herab; denn sie wird niedergesendet, um zu ordnen das irdische Loos, und beauftragt, wenn sie herabfließt, sich zu hüten, daß sie nicht, während sie das Ungeregelte und Ungeordnete ordnet und regelt, selbst durch Annäherung von dem Häßlichen und Unordent- liehen erfüllt werde. Es giebt ein Gesetz der Themis, welches den Seelen verkündet, daß die, welche sich mit S. 72 dem Endlichen der Dinge befassend ihre Natur bewahrt und stets unbefleckt bleibt, den nämlichen Weg wieder zurückfließe und sich in die eigentümliche Quelle ergieße, so wie auch die, welche gewissermaßen aus dem entgegengesetzten Theile hervorbrechen, nach der Naturnothwendigkeit in die verwandten Klüfte aufgenommen werden,
Wo der Neid und der Zorn und die Schaaren der anderen Keren Auf der Wiese der Ate in schaurigem Dunkel hinirren.
