Sechstes Hauptstück.
Dann wird ein Glaube gesucht, gleichsam als gäbe es keinen Glauben. Der Glaube muß niedergeschrieben werden, S. 282 gleichsam als wäre er nicht im Herzen. Wieder geboren durch den Glauben werden wir jetzt zum Glauben angeleitet, als wenn jene Wiedergeburt ohne Glauben geschähe. Wir lernen Christum erst nach der Taufe kennen; wie wenn eine Taufe seyn könnte ohne den Glauben an Christus. Wir verbessern, als wäre es erlaubt,1 gegen den heiligen Geist zu sündigen. Aber der stete Grund dieser Gottlosigkeit kommt doch hauptsächlich daher, daß wir den apostolischen Glauben des Evangeliums nicht bekennen wollen; indem wir uns unsere gottlosen Lehren bei dem Volke durch dieses Schwätzen vertheidigen und durch eitles Großsprechen die Ohren der Unbefangenen mit trügerischen Worten täuschen, indem wir vermeiden von dem Herrn Christo dasjenige zu glauben, was er von sich zu glauben gelehrt hat, und unter dem schönen Namen des Friedens in den Bund der Ungläubigen einschleichen; indem wir bei dem Verwerfen der Neuerungen wieder selbst mit neuen Ausdrücken gegen Gott uns empören, und unter dem Titel der heiligen Schrift Nichtgeschriebenes lügen; wir Schwärmer, Verschwender, Gottlose, die wir theils das Vorhandene ändern, theils das Empfangene vergeuden, theils Gottloses uns aneignen.
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Zum Verstehen dieser Stelle mag es nicht undienlich seyn, aus dem 12. Hptstk. zu Matthäus, § 17 anzuführen, daß Hilarlus unter der Sünde gegen den heiligen Geist verstehe: Christo absprechen, daß er Gott sey, und ihm die in ihm seyende Wesenheit des väterlichen Geistes nehmen. ↩
