Kap. 5. Auch der Brudermord Kains, der Haß Esaus gegen Jakob, der Verkauf Josephs durch seine Brüder, die Nachstellungen Sauls gegen David und die Verfolgung Christi durch die Juden gehen auf Eifersucht und Neid als Ursache zurück.
Nur daraus entsprang auch der erste Haß unter den neuen Brüdern, daraus der ruchlose Brudermord, S. 318 indem der ungerechte Kain eifersüchtig wurde auf den gerechten Abel, indem der Böse den Guten voll Mißgunst und Neid verfolgte. Mit solcher Macht trieb die Wut der Eifersucht zur Vollendung der Untat, daß weder die Bruderliebe noch die Entsetzlichkeit des Verbrechens, weder die Furcht Gottes noch die Strafe für das Vergehen bedacht wurde. Gegen alles Recht wurde der erschlagen, der als erster Gerechtigkeit an den Tag gelegt hatte; Haß mußte der erdulden, der den Haß nicht kannte; in gottloser Weise wurde der ermordet, der selbst beim Tode keinen Widerstand leistete. Und auch daran, daß Esau mit seinem Bruder Jakob sich verfeindete, war nur Eifersucht schuld. Denn weil der eine den Segen des Vaters empfangen hatte, entbrannte durch die Flammen des Neides in dem anderen der Grimm der Verfolgung. Auch wenn Joseph von seinen eigenen Brüdern verkauft wurde, so ist der Grund für den Verkauf nur in der Eifersucht zu suchen. Denn nachdem er das Glück, das ihm in Traumerscheinungen verheißen worden war, ganz offen und ehrlich als Bruder seinen Brüdern kundgetan hatte, da verfiel ihr übelwollendes Herz dem Neide. Und daß König Saul den David haßte, daß er in oft wiederholten Verfolgungen den Unschuldigen, den Barmherzigen, den in milder Sanftmut Geduldigen zu töten wünschte, was trieb ihn anderes dazu an als der Stachel der Eifersucht? Nur weil das Volk voll Bewunderung mit rühmendem Beifall in Lobeserhebungen auf David sich erging, als er Goliath getötet und mit Gottes Hilfe und Gnade den mächtigen Feind vernichtet hatte, steigerte sich Sauls Neid darüber zu wütender Feindschaft und Verfolgung. Und um mich nicht zu lange mit der Aufzählung von Einzelbeispielen aufzuhalten, laßt uns nur den Untergang eines ganzen Volkes betrachten, das mit einem Male dem Verderben geweiht war! Sind die Juden nicht deshalb zugrunde gegangen, weil sie lieber Christus mit Neid verfolgen als an ihn glauben wollten? Indem sie die großen Wundertaten, die er vollbrachte, herabzusetzen suchten, ließen sie sich von blinder Eifersucht betören und vermochten nicht die Augen ihres Herzens zu öffnen, um das Göttliche zu erkennen.
