2. Kapitel
Auch entschuldige sich niemand damit, daß er selbst ja der Bühne entsagt habe, wenn er doch andere noch darin unterrichtet! Denn man kann es doch nicht gelten lassen, daß einer zurückgetreten ist, wenn er andere an seine Stelle setzt und für sich, den einen, noch mehr Ersatzleute liefert, indem er gegen Gottes Gebot unterrichtet und lehrt, wie der Mann sich zum Weibe herabwürdigt, wie man das natürliche Geschlecht künstlich verändert und durch die Vergehungen eines verdorbenen und entnervten Leibes das Gefallen des Teufels findet, der das göttliche Gebilde entstellt. Schützt aber ein solcher Mensch Dürftigkeit und drückende Armut vor, so läßt sich wie bei den anderen, die auf Kosten der Kirche erhalten und ernährt werden, auch seiner Not abhelfen. S. 5 Allerdings muß er sich dann mit einer bescheideneren und einfachen Beköstigung begnügen und darf sich nicht einbilden, man müsse ihm erst eine Entschädigung dafür bezahlen, daß er von seinen Sünden ablasse, obwohl doch dies nicht uns, sondern ihm zugute kommt. Mag er übrigens mit seinem Beruf einen noch so großen Gewinn erzielen, was ist das für ein Gewinn, der die Menschen von dem Tische Abrahams, Isaaks und Jakobs wegreißt1 und sie zu ihrem Unheil und Verderben in der Welt mästet, um sie dann den Qualen ewigen Hungers und Durstes zuzuführen! Rufe ihn deshalb mit aller Kraft von diesem verkehrten und schändlichen Treiben zurück auf den Weg der Unschuld und zur Hoffnung seines (ewigen) Lebens, damit er sich mit den zwar kärglicheren, aber heilbringenden Gaben der Kirche zufrieden gibt! Sollte aber die dortige Kirche nicht imstande sein, für den Unterhalt der Notleidenden aufzukommen, so kann er sich zu uns begeben und hier in Empfang nehmen, was er für Nahrung und Kleidung notwendig braucht. So wird er selber in der Kirche lernen, was zum Heile dient, anstatt andere außerhalb der Kirche Dinge zu lehren, die zum Tode führen.
Ich wünsche dir, teuerster Sohn, stetes Wohlergehen!
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Matth. 8, 11. ↩
