Translation
Hide
Gottes Schöpfung (BKV)
IV. Hauptstück. Über die Hinfälligkeit des Menschen.
§ 1. Eben die Leute führen darüber Klage, daß der Mensch den Krankheiten und einem vorzeitigen Tode unterworfen sei. Sie sind nämlich darüber ungehalten, daß sie nicht als Götter zur Welt gekommen sind. Keineswegs, sagen sie, sondern aus diesem Umstande beweisen wir bloß, daß der Mensch ohne alle Vorsehung geschaffen worden ist, da seine Schöpfung durch eine Vorsehung anders hätte erfolgen müssen.
§ 2. Was dann, wenn ich zeige, daß mit gutem Grund die Anordnung getroffen worden ist, daß der Mensch von Krankheiten heimgesucht und der Lebensfaden oft mitten abgeschnitten wird? Da nämlich Gott wußte, daß das Wesen, das er geschaffen, freiwillig in den Tod gehen würde, um den Tod, d. i. die Auflösung der Natur zu gewinnen, so schuf er es gebrechlich, wodurch dem Tode der Zutritt zur Auflösung des Lebewesens verschafft werden sollte.
§ 3. Denn, wenn es [der Mensch] eine solche Festigkeit besäße, daß ihm Krankheit und Schwäche nichts anhaben könnten, dann würde ihm nicht einmal der Tod etwas schaden können, da der Tod eben nur eine Folge der Krankheit ist. Wie aber sollte ein Wesen dem Tode nicht vor der Zeit erliegen können, dem der Tod doch mit der Zeit bestimmt ist? Sie wünschen nämlich [die Epikureer], daß der Mensch erst nach dem vollendeten hundertsten Jahre sterbe.
§ 4. Wie soll aber bei so zahlreichen Widersprüchen ihre Rechnung stimmen können? Damit niemand vor hundert Jahren stürbe, müßte man ihm etwas S. 236 Unsterblichkeit zuteilen: in diesem Falle aber ist der Tod ausgeschlossen.
§ 5. Was kann aber das nur wieder sein, das gegen Krankheiten und äußerliche Einflüsse stark und unempfindlich macht? Was ist am Menschen, der aus Knochen, Sehnen und Eingeweiden besteht, so fest, daß es der Gebrechlichkeit und dem Tode nicht unterläge?
§ 6. Aus welchem Stoff werden sie [die Epikureer] dem Menschen einen Leib zuteilen, damit er nicht vor der von ihnen für notwendig erachteten Lebensdauer zugrunde gehe? Gebrechlich ist alles, was man da sieht und berühren kann. Es erübrigt nur, etwas vom Himmel herzuholen, da auf der Erde alles hinfällig ist.
§ 7. Da für den Menschen bei seiner Schöpfung durch Gott1 die Bestimmung getroffen ward, einstmals zu sterben, so erfordert schon dieser Umstand seine Erschaffung aus einem irdischen und vergänglichen Leibe; er muß also jederzeit dem Tode erliegen können, da er ja körperlich ist; denn jeder Körper ist auflösbar und daher sterblich.
§ 8. Höchst töricht sind also diejenigen, welche sich über einen frühzeitigen Tod beklagen, da doch die Natur selbst dazu führt. So folgt also, daß der Mensch auch den Krankheiten unterworfen sein müsse; denn die Natur verlangt, daß der Körper, der einmal der Auflösung anheimfallen soll, der Krankheit unterworfen sei.
§ 9. Doch gesetzt den Fall, es wäre, wie jene wollen, möglich, daß der Mensch so zur Welt käme, daß er den Krankheiten und dem Tode erst am Ende seines Lebenslaufes im hohen Greisenalter anheimfiele.
§ 10. Erkennen nun jene nicht die daraus sich ergebende Folge, daß er dann die ganze übrige Lebenszeit nicht sterben könnte? Wenn ihm aber ein anderer den Lebensunterhalt entzieht, wird er sterben können. Die Voraussetzung jedoch verlangt es, daß ein Mensch, der vor der bestimmten Zeit nicht sterben kann, der Lebensmittel, die ihm entzogen werden können, nicht bedarf. Wenn er aber keine Speise mehr nötig hat, so S. 237 ist er nicht mehr ein Mensch, sondern Gott. Demnach beklagen sich, wie oben gesagt, diejenigen, welche über die menschliche Hinfälligkeit Klage führen, vornehmlich darüber, daß sie nicht unsterblich zur Welt gekommen sind2.
§ 11. Jedermann darf nur als Greis sterben3. Doch es läßt sich die Unsterblichkeit nicht mit der Sterblichkeit vereinigen. Wer nämlich im Greisenalter sterblich ist, kann in der Jugend nicht unsterblich sein, und es ist weder für den, der einmal sterben soll, der Tod in die Ferne gerückt, noch bleibt irgendein Rest von Unsterblichkeit demjenigen, dem ein Ziel gesetzt ist.
§ 12. So ergibt sich also, daß der Mensch, falls es ausgeschlossen ist, daß er überhaupt unsterblich sei, und falls die Annahme aufgestellt wird, daß er zu einem bestimmten Zeitpunkt sterblich sei, in die Lage kommt, daß er in jeder Altersstufe dem Tode müsse verfallen können. Es ergibt sich also allseits die Forderung, daß es weder anders hätte kommen dürfen, noch daß es anders Recht gewesen. Die Epikureer aber haben kein Verständnis für die sich daraus ergebenden Folgerungen, da sie sich in der Hauptsache geirrt haben.
§ 13. Sah man von der göttlichen Vorsehung in der Welt ab, so folgte notwendig, daß alles von selbst entstand. Daher erfanden sie4 jene Stöße kleiner Körperchen [Regen der Atome] und deren zufälliges Zusammentreffen, da sie den Ursprung der Dinge nicht sahen.
§ 14. Nachdem sie sich einmal in diese Enge begeben hatten, sahen sie sich zur Annahme gezwungen, daß die Seele mit dem Körper werde und vergehe. Ihre Annahme bestand also darin, daß nichts durch göttliche Vorsehung geschehe. Dies konnten sie nicht anders beweisen, als daß sie darzutun versuchten, es gebe einiges, worin es mit der göttlichen Vorsehung nicht gut bestellt sei.
S. 238 § 15. Sie tadelten nämlich Dinge, in denen die Vorsehung ihre Göttlichkeit sogar im höchsten Grade gezeigt, z. B. in dem, was ich über die Krankheiten und den vorzeitigen Tod gesagt habe, während sie bei ihrer Annahme an die daraus sich ergebenden Folgen hätten denken sollen.
§ 16. Es folgt also, wie gesagt, dies: Bekäme der Mensch keine Krankheit, so hätte er weder Wohnung noch Kleider5 nötig. Was hätte er sich vor Wind, Regen oder Kälte zu fürchten, deren Wirkung darin besteht6, daß sie Krankheiten erzeugen? Darum hat der Mensch ja seinen Verstand erhalten, um sich in Anbetracht seiner Schwäche gegen die schädlichen Einflüsse zu schützen.
§ 17. Es folgt nun notwendigerweise, daß er, da er die Krankheiten zur Betätigung der Vernunft bekommt, auch zu jeder Zeit sterben könne, weil der, dem der Tod nichts anhaben kann, notwendigerweise gefeit sein muß. Die Hinfälligkeit birgt den Tod in sich. Wenn aber einer gefeit ist, so kann weder das Greisenalter noch der auf das Greisenalter folgende Tod an ihn herantreten.
§ 18. Wenn überdies der Tod an ein gewisses Alter gebunden wäre, so würde der Mensch höchst übermütig und aller Gesittung bar werden. Denn fast alle Bande der Menschlichkeit, wodurch wir untereinander verbunden sind, nehmen von der Furcht und dem Bewußtsein unserer Schwäche ihren Anfang.
§ 19. Endlich scharen sich gerade die schwächeren und hinfälligen Lebewesen zusammen, um, da sie durch ihre eigene Stärke sich nicht schützen können, durch ihre große Zahl sich zu schützen, die stärkeren dagegen suchen die Einsamkeit auf, da sie auf ihre Kraft und Stärke vertrauen7.
§ 20. Wenn aber der Mensch in gleicher Weise zur Abwendung der Gefahren hinlängliche Stärke besäße und nicht fremder Hilfe bedürfte, was wäre das für eine S. 239 Gesellschaft, was für eine gegenseitige Achtung, was für ein Verhältnis, was für eine Menschenliebe? Und was gäbe es Häßlicheres, was Ungeheuerlicheres, was Zügelloseres als den Menschen?
§ 21. Da er aber schwach ist und für sich allein ohne andere Menschen nicht leben kann, so sucht er Gesellschaft, so daß eben dadurch das gesellschaftliche Leben angenehmer wird und größere Sicherheit bietet.
§ 22. Du siehst also, wie das ganze Wesen des Menschen darin besteht, daß er nackt, daß er hinfällig, daß er Krankheiten unterworfen ist, daß er frühzeitig stirbt. Wäre der Mensch hiervon frei, müßte man ihm auch Vernunft und Verstand nehmen.
§ 23. Indes habe ich allzulange über diese höchst offenkundigen Dinge gehandelt, während es doch am Tage liegt, daß nichts ohne Vorsehung geschehen ist noch hat geschehen können. Ihre Werke bildeten, wenn es jetzt darüber zu sprechen beliebte, einen ungeheuren Stoff.
§ 24. Ich aber habe mir vorgenommen, bloß vom menschlichen Leibe zu handeln und an diesem die Größe der göttlichen Vorsehung zu zeigen, freilich nur insoweit, als der Gegenstand deutlich und klar ist; das Wesen des Geistes jedoch ist weder sichtbar noch begreifbar. Nun werde ich vom sichtbaren menschlichen Leibe handeln8.
-
Laktantius nimmt hier wie überall von seinem teleologischen Standpunkte aus die Schöpfung der Welt durch Gott an. ↩
-
Laktantius wird in seiner Polemik nicht selten ironisch und sarkastisch. ↩
-
Äußerung der Epikureer. ↩
-
Die Atomlehre wurde begründet von Leukippus [um 500 v. Chr.?], weiter ausgebildet durch Demokritus [geb. um 460 v. Chr.?, gest. 361 ?], aufgenommen von Epikurus. ↩
-
Laktantius konnte nur die damals bekannten Völker im Auge haben. ↩
-
Natürlich mit Beschränkung. ↩
-
‚Der Aar fliegt gern allein‛. ↩
-
Diese Beweisführung zeigt ganz klar, daß die Behauptung der Epikureer, der Mensch habe von der Vorsehung, wenn eine solche existierte, besser ausgestaltet werden müssen, unstatthaft ist. Schon das über die Krankheiten und den Tod Gesagte, noch mehr aber der Hinweis, daß der Mensch als ‚animal sociale‛, zur höhreren Bildung berufen sei, widerlegt die Forderung der Epikureer. Der Mensch würde niemals diesen Grad der Kultur erreicht haben, wenn er nicht sozusagen naturnotwendigerweise ein ‚animal sociale‛, ein ζῷον πολιτικόν, wäre. ↩
Translation
Hide
De l'ouvrage de Dieu, ou de la formation de l'homme
IV.
Ces mêmes philosophes se plaignent de ce que l'homme est sujet aux maladies et à une mort avancée. Est-ce qu'ils sont fâchés de n'être pas d'une nature divine? Je sais bien qu'ils disent que ce n'est pas ce qu'ils prétendent, et qu'ils veulent seulement montrer que l'homme n'est point l'ouvrage d'une sage providence, et qu'il devrait être fait d'une manière différente de celle dont il l'a été. Je ferai voir au contraire qu'il y a eu de bonnes raisons pour l'assujettir aux maladies et à la mort, qui termine souvent sa vie au milieu de sa course. Dieu, voyant que l'ouvrage qu'il avait fait tendait à la mort, lui a donné en partage la faiblesse, pour le préparer à cette dissolution de son être. S'il avait été d'une constitution assez ferme pour être exempt de maladies, il aurait été aussi exempt de la mort, qui n'est qu'une suite de ces mêmes maladies. Mais comment aurait-il été exempt d'une mort qui arrive avant la saison, puisqu'il est sujet à une mort qui arrive dans la saison ? Ces philosophes voudraient-ils que personne ne mourût avant l'âge de cent ans ? Mais comment peuvent-ils accorder des contradictions si manifestes que celles où ils tombent? Car, pour faire qu'une personne ne pût mourir avant l'âge de cent ans, il faudrait qu'avant ce temps-là, elle fût en quelque sorte immortelle ; et si elle l’était, elle ne serait plus sujette à la mort. Or que peut-on s'imaginer qui eût la force d'en exempter l'homme et de le mettre hors d'état de craindre ni les maladies, ni les accidents étrangers! Étant composé d'os et de nerfs, de sang et d'humeurs, que peut-il avoir d'assez solide pour être inaccessible à la mort. De quelle matière faudrait-il que le corps fût fait pour être inaltérable et indissoluble avant le terme de cent ans, qu’il leur plaît de prescrire à la vie humaine? Il n'y a rien de ce que l'on peut voir et toucher sur la terre qui ne soit fragile. Il faudrait donc aller chercher une matière dans le ciel. Dieu formant l'homme de telle sorte qu'il pût mourir un jour, il était à propos qu'il choisit pour cet effet sot matière aussi fragile qu'est la terre. Il faut qu'il puisse mourir de tout temps, puisqu'il a un corps, et que tout corps en tout temps se peut dissoudre, C'est donc une folie de se plaindre d'une mort arrivée avant la saison, puisque cette mort-là même est une condition à laquelle nous sommes assujettis par la loi de notre naissance. Nous sommes assujettis aux maladies par la même loi, parce que l'ordre de la nature ne permet pas qu'un corps qui doit un jour être détruit ne puisse être ni altéré, ni affaibli. Mais supposons que l'homme ait été fait de telle sorte qu'il ne pût être malade ni mourir qu'après avoir passé une longue vie et être parvenu à une extrême vieillesse, et montrons les fausses conséquences qui se peuvent tirer de ce principe, car il s'ensuit qu'avant le terme prescrit l’homme ne pourrait mourir. Il est pourtant certain qu'il mourrait s'il ne mangeait point. Ainsi pour l'exempter de la nécessité de mourir, il faut l'exempter de la nécessité de manger. S’il était exempt de cette nécessité, et que, pour conserver sa vie, il n'eût plus besoin d'aliments, ce ne serait plus un homme, mais un dieu. Il est donc clair, comme je l'ai déjà dit, que quand ces philosophes se plaignent de ce que les hommes ont un corps infirme et délicat, ils se plaignent, à proprement parler, de ce qu'ils ne sont pas immortels. Ils sont mortels, parce qu’ils, ne sont pas des dieux. On ne peut tout ensemble et mortel et immortel. Si l'homme est mortel dans la vieillesse, il n'est pas immortel dans la jeunesse. Quiconque doit mourir un jour est chaque jour sujet à la mort, et quiconque voit un terme prescrit à la vie ne se peut attribuer l'immortalité. Un moment auquel on ne soit point immortel, et un moment auquel on soit mortel, rend mortel en tout temps. On est donc nécessairement obligé de conclure que l'homme ne pouvait ni ne devait être fait d'une autre sorte. Mais les philosophes dont je parle n'ont garde de voir la suite de ce raisonnement, parce qu'ils se sont trompés dans le principe. Car après avoir une fois ôté la Providence, il fallait qu’ils avouassent que toutes choses étaient nées d'elles-mêmes, et c'est ce qui les a portés à inventer ce concours fortuit d'atomes. Depuis qu'ils se sont engagés dans cet embarras, ils ont été contraints de croire que les âmes naissent et meurent avec les corps. Ils avaient reçu comme une maxime certaine que la sagesse divine ne produit rien, ce qu'ils ne pouvaient établir qu'en trouvant quelque chose à redire à l'ordre de la Providence. Ils ont donc repris les choses où cette Providence paraît avec le plus grand éclat, telles que sont les maladies et la mort précipitée. Que s'ils les avaient considérées avec toute l'attention qu'ils devaient, ils auraient mieux prévu les suites de leur doctrine. Car, si l'homme avait été exempt de maladies, il n'aurait eu besoin ni d'habits, ni de maisons, puisqu'il n'aurait appréhendé ni le vent, ni la pluie, ni le froid, dont le plus dangereux effet est de causer les maladies. C'est pourquoi toute la prudence de l'homme consiste à défendre sa faiblesse contre les accidents qui la peuvent incommoder. Que s'il est sujet aux maladies, comme à des accidents qui servent à éprouver sa sagesse, il ne peut être moins sujet à la mort. Pour n'être sujet à aucune maladie, il faudrait avoir une constitution tout à fait forte et inébranlable, qui ne donnerait lieu ni à la vieillesse, ni à la mort, qui en est comme la suite. De plus, si la mort avait été remis à un certain temps, l'homme n'aurait eu aucune douceur et se serait rendu tout à fait insupportable. Presque tous les liens de la société civile dépendent de la connaissance que nous avons de notre faiblesse et de l'appréhension que nous avons de tout ce qui nous peut nuire. C’est pour cela que les plus faibles et les plus timides des animaux s'assemblent pour se conserver par leur union et par leur nombre, au lieu que ceux qui ont la force en partage demeurent dans les déserts. Si l'homme pouvait se fier de la même sorte en ses forces, il n'aurait aucune raison de rechercher la compagnie ni d'entretenir la société. Il n'aurait ni respect, ni estime pour les autres, enfin il n'y aurait rien de si farouche ni de si intraitable, ni de si cruel que lui. Mais parce qu'il est faible et qu'il ne peut subsister sans le secours d'autrui, il recherche la compagnie, où il trouve sa sûreté. On voit par la combien la faiblesse de l'homme et les accidents qui le rendent sujet aux maladies, et à une mort qui semble lui arriver avant la saison, contribuent à rendre sa manière de vivre plus polie, plus civile et plus honnête. Si on le délivrait des périls et des infirmités qui l'environnent, on le dépouillerait de la raison et de la sagesse. Mais je m'arrête trop longtemps à raisonner sur une question si claire, étant certain que rien n'a jamais été fait ni pu être fait que par un ordre particulier de la providence divine. Que si je voulais parcourir en détail tous ses ouvrages, ce serait une entreprise qui n'aurait aucunes bornes. C'est pourquoi je m'attacherai uniquement à examiner le corps de l'homme et à remarquer les traces de la Providence qui y sont visibles, sans parler de celles qui ne tombent point sous les sens.