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Nach der Stiftung des Klosters zum heiligen Joseph in Ávila verweilte ich dort fünf Jahre, und soviel ich jetzt beurteilen kann, scheinen mir diese wohl die ruhigsten meines Lebens gewesen zu sein; jene Ruhe und Stille vermißt meine Seele oft gar sehr. Um diese Zeit traten einige Jungfrauen von zartem Alter in dieses Kloster. Soviel man aus ihrem sorgfältig ausgesuchten Kleiderschmuck abnehmen konnte, hatte sie die Welt anscheinend schon als ihr Eigentum angesehen; allein der Herr riß sie noch frühzeitig aus diesen Eitelleiten heraus, zog sie in sein Haus und verlieh ihnen eine so hohe Vollkommenheit, daß sie mir gar sehr zur Beschämung gereichten. Als die Zahl dreizehn, die wir nie zu überschreiten uns entschlossen hatten, voll geworden war, lebte ich in seliger Wonne unter diesen so heiligen und reinen Seelen, deren einzige Sorge es war, unserem Herrn zu dienen und ihn zu lobpreisen. Die göttliche Majestät versorgte uns mit dem Notwendigen, ohne es begehren zu müssen; und wenn uns etwas mangelte, was höchst selten geschah, so war ihre Freude um so größer. Ich lobte den Herrn beim Anblick so vieler, erhabener Tugenden, vorzüglich der Sorglosigkeit um alle Dinge, die nicht den Dienst des Herrn betrafen.
