2.
In jener Zeit erhielt ich Kunde von dem durch die Lutheraner verursachten Schaden und der Verwüstung in Frankreich sowie von der immer stärkeren Ausbreitung dieser unheilvollen Sekte. Dies betrübte mich sehr; und wie wenn ich etwas vermöchte oder etwas wäre, weinte ich vor dem Herrn und bat ihn, er möchte doch einem so großen Übel abhelfen. Ich würde, wie mir schien, tausend Leben zur Rettung einer einzigen von den vielen Seelen hingegeben haben, die dort zugrunde gingen. Doch das Bewußtsein, daß ich ein Weib und elend und nicht imstande sei, das zu tun, was ich zum Dienste des Herrn tun zu können wünschte, erfüllte mich und erfüllt mich noch jetzt mit dem sehnsüchtigen Verlangen, es möchten bei der großen Anzahl der Feinde Gottes wenigstens seine wenigen Freunde wahrhaft gut sein. Ich entschloß mich daher, das Wenige zu tun, was an mir lag, nämlich die evangelischen Räte mit aller mir möglichen Vollkommenheit zu befolgen und die wenigen Nonnen, die hier sind, zum gleichen Streben anzuleiten. Dabei vertraute ich auf die große Güte Gottes, der es nie unterläßt, jenen beizustehen, die sich entschließen, um seinetwillen alles zu verlassen. Wenn diese Nonnen, dachte ich, so wären, wie ich sie mir meinem Verlangen gemäß vorgestellt hatte, so würden unter ihren Tugenden meine Fehler wirkungslos bleiben, und ich könnte so den Herrn in etwa zufriedenstellen. Wenn dann wir alle uns damit beschäftigten, für die Verteidiger der Kirche, für die Prediger und Gelehrten, die für sie streiten, zu beten, so würden wir dadurch nach unserem Vermögen diesem meinem Herrn helfen; denn er wird von jenen, denen er so viel Gutes erwiesen, so sehr verfolgt. Scheint es ja, als wollten ihn diese Verräter aufs neue kreuzigen und ihm kein Plätzchen gönnen, wo er sein Haupt hinlegen könnte.
