4.
Einige geben noch einen vierten Grund an, der gar nicht ungereimt klingt, sondern der Wahrheit recht nahe kommt. Da die Gemüter die Überzeugung gewinnen sollten, dass die Gesetze nicht etwa Erfindungen eines Menschen, sondern ganz klare Offenbarungen Gottes sind, führte er das Volk weit weg von den Städten in eine tiefe Wüste, die nicht nur der edleren Früchte, sondern selbst eines trinkbaren Wassers entbehrte; denn wenn sie bei dem Mangel am Notwendigsten vor Hunger und Durst schon zu sterben erwarteten und wenn sie dann plötzlich eine Fülle von Lebensmitteln fänden, die ohne ihr Zutun ihnen gewährt wurde, indem der Himmel als Nahrung das sogenannte Manna regnen liess und als Zukost der Speise aus der Luft einen Schwarm Wachteln, indem ferner das Wasser, das zuvor bitter war, auf einmal süss zum Trinken ward, und der schroffe Felsen Wasserquellen hervorsprudeln liess, da sollten sie sich nicht mehr wundern, dass die Gesetze Offenbarungen Gottes seien, da sie doch den greifbarsten Beweis an den Nahrungsmitteln hatten, die sie in der grössten Not empfingen, wo sie es am wenigsten erwarteten. Der die Mittel zum Leben gab in Fülle, gab eben auch die Bedingungen zum rechten Leben: zum Leben brauchten sie Speise und Trank, und diese fanden sie ohne ihr Zutun, zum rechten Leben aber Gesetze und Verordnungen, durch die sie ihre Seelen vervollkommnen sollten (Etwas anders zu derselben Frage die Mechilta zu 2 Mos. 19,2, wonach die Offenbarung oder Gesetzgebung in der Wüste stattfand, um anzudeuten, dass sie Gemeingut der Menschen sei.).
