4. Herkunft und Berufung.
Und nun schöpfe ich aus beiden das Vertrauen, das Leben des gerechten Mannes in Angriff zu nehmen. Demgemäß nun möge das Versprochene vorgelegt werden. Und nach der Väter gepriesenen Art soll, was bei unserer Art gefällt, auch deren wohlwollender Befehl entsprechend erfüllt werden.
Der Mann1 , den wir in den vorausgehenden Worten bezeichneten, um dessentwillen wir auch die Mühe unserer Erzählung übernommen haben, hieß mit Namen Maschthotz2 aus der Provinz Taron3 , aus dem Dorfe Hatzik, der Sohn eines glücklichen Mannes, der Wardan S. 203 hieß. In den Tagen seiner Jugend, geübt in griechischer Wissenschaft, kam er in die Provinz der Arschakunier4 der Könige von Groß-Armenien, und stand in den Diensten der königlichen Kanzlei als Beamter der königlichen Regierung bei der Verwaltung des Landes der Armenier unter einem gewissen Verwaltungsvorstand Arawan5 . Eingeweiht und vertraut geworden mit den weltlichen Verhältnissen, gewann er auch Interesse für die Kriegswerke seiner Soldaten und darauf widmete er seine Aufmerksamkeit mit Eifer der Lesung der göttlichen Schriften. Dadurch gewann er bald die Erleuchtung und warf sich mit Eifer und Einsicht auf die Angelegenheiten des von Gott gegebenen Gesetzes und riß sich los vom Dienste der Fürsten.
Und als er daraufhin nach dem im Evangelium gegebenen Maße in den Dienst des menschenliebenden Gottes zurückgekehrt war, legte er fortan das Verlangen nach Fürstendienst von sich, nahm das Kreuz der Ehre und wandelte dem Gekreuzigten nach, der allen Leben spendet. Und den Geboten ergeben, reihte er sich unter die kreuztragende Schar Christi und trat darauf rasch in den Orden der Einsiedler6 . Viele und mannigfaltige Beschwerden trug er gemäß dem Evangelium in allen Dingen; mit allem Eifer gab er sich den geistlichen Dingen allzumal hin, dem Leben auf den Bergen, dem Hunger und dem Durst, der Kräuterkost7 , lichtlosen Absperrungen, den Bußkleidern und dem Lager auf hartem S. 204 Boden. Und viele Male vollbrachte er die süße Ruhe[zeit] der Nacht und die Not des Schlafes in Wachsamkeit stehend in einem Augenblick8 Und all das beobachtete er nicht kurze Zeit; und als er noch manche fand, schloß er sie an sich an als Jünger für dieselbe gewohnte Verkündigung des Evangeliums. Nachdem er so alle Versuchungen, die über ihn kamen, mit williger Tugendhaftigkeit ertragen und sich ausgezeichnet hatte, wurde er angesehen und beliebt vor Gott und den Menschen.
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Hier beginnt Welte mit seiner Übersetzung, ebenso Emin bei Langlois. ↩
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Ein anderer Name für Mesrop. Da Moses v. Ch, mit Vorliebe den Namen Mesrop gebrauchte, ist dieser Name im Abendland der gebräuchlichere geworden. Die älteren Schriftsteller gebrauchen Maschthotz wohl ebensooft als Mesrop. ↩
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In Mittelarmenien. ↩
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Ararat, das Land am mittleren Araxes, wo das Reich der vorarmenischen Araratäer oder Urararatäer sich am längsten hielt; daher blieb diesem Gebiet der Name des alten, weit größeren Königreiches Ararat. [S.S. Weber, Ararat in der Bibel a.a.O.] ↩
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Für diesen Posten eignete sich Mesrop besonders wegen seiner reichen Sprachkenntnisse, die nicht nur die Nachbarsprachen der Iberer und Albanier, sondern auch Griechisch und Persisch umfaßten. ↩
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Welte: trat in ein Mönchskloster. ↩
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Welte übersetzt hier: „Und bewog auch noch viele aus anderen Familien zu gleicher evangelischer Entbehrung aller Dinge.„ ↩
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Welte: „Oftmals vertauschte er auch die süße Ruhe der Nacht und die Erquickung des Schlafes mit anhaltendem Wachen, wobei er aufrecht stehen blieb, um dem Schlafe nicht zu unterliegen.“ ↩
