5.
Zum fünften, hat die Seele kein ander Ding, weder im Himmel noch auf Erden, darinne sie lebe, fromm, frey und Christen sey. Denn das heilige Evangelium, das Wort Gottes von Christo gepredigt, wie er selbst sagt, Joh. 11, 25: Ich bin das Leben und Auferstehung, wer da glaubt an mich, der lebet ewiglich; Item 14, 6: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; item Matth. 4, 4: Der Mensch lebet nicht allein von dem Brod, sondern von allen Worten, die da gehen aus dem Munde Gottes. So müssen wir nun gewiß seyn, daß die Seele kann alles Dinges entbehren, ohne das Wort Gottes, und ohne das Wort Gottes ist ihr mit keinem Ding geholfen. Wo sie aber das Wort hat, so darf sie auch keines andern Dinges mehr; sondern sie hat in dem Wort gnug, Speise, Freude, Friede, Licht, Kunst, Gerechtigkeit, Wahrheit, Weisheit, Freyheit und alles Gutes überschwenglich.
Also lesen wir im Psalter, sonderlich im 119. Psalm v. 33. daß der Prophet nicht mehr schreyet denn nach Gottes Wort. Und in der Schrift die allerhöchste Plage und Gottes Zorn gehalten wird, so er sein Wort von den Menschen nimmt. Wiederum ist keine grössere Gnade, den wo er sein Wort hinsendet, wie Psalm 107, 20. stehet: Er hat sein Wort ausgesandt, damit er ihnen hat geholfen. Und Chri-
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wegen ↩
