1. Von der Gottesfurcht.
1. Seligkeit des Gottesfürchtigen; Gründe dafür.
S. 324 Selig ist jener Mensch, welcher die Furcht Gottes in sich hat; denn ein solcher ist offenbar auch vom hl. Geiste selig gepriesen (mit den Worten): „Selig der Mann, welcher den Herrn fürchtet.“1 In der That, ja, wirklich befindet sich, wer den Herrn fürchtet, fern von jeder Tücke des Feindes und entgeht jeder Nachstellung des Widersachers. Wer im Besitze der Gottesfurcht ist, überwindet leicht die Anschläge des Gegners; denn dieser macht ihn durch Nichts zum Gefangenen. Wegen dieser Furcht (Gottes) nämlich läßt er keine Lust des Fleisches zu.
2. Charakter desselben.
Der Gottesfürchtige schweift nicht leichtsinnig da- und dorthin aus; denn er ist immer in Erwartung, sein Herr S. 325 möchte plötzlich kommen und ihn im Zustande der Unthätigkeit antreffen und ihn ausscheiden.2 Wer die Furcht Gottes besitzt, ist nicht sorglos; denn er ist allezeit wachsam. Der Gottesfürchtige überläßt sich nicht unmäßigem Schlafe; denn er bleibt wach und harret auf die Ankunft seines Herrn. Der Gottesfürchtige ist nicht gleichgiltig, damit er seinen Herrn nicht beleidige. Der Gottesfürchtige ist nicht fahrlässig; denn er sorgt immer für seinen Besitz (der Gnade), damit er nicht verdammt werde. Der Gottesfürchtige prüft immer, was seinem Herrn wohlgefällig sein möchte,3 und bereitet sich Dieß zu thun, damit sein Herr, wenn er kommt, ihn in Vielem loben könne.4 Viel Gutes also verursacht die Furcht des Herrn ihren Besitzern.
