4.
Die Aechtheit der Reden des heiligen Gregorius also vorausgesetzt, sind sie jedenfalls sehr wichtig für die Kenntniß christkatholischer Glaubens und Sittenlehre aus sehr alter Zeit, und auch in ihnen findet sich schon Dasjenige bestätigt, was ich von den Reden eines anderen geistlichen Redners der Armenier, des Katholikos Johannes Mandakuni,1 geschrieben habe, daß nämlich der Glaube der katholischen Kirche zu allen S. 10 Zeiten und bei allen Völkern, immer und überall, derselbe bleibt, daß die jetzige Lehre der Kirche keine andere ist, als die Lehre der Kirchenväter vor vielen Jahrhunderten; denn das, was die Kirche lehrt, hat sie ja von Christus, von den Aposteln und von den Kirchenvätern durch die Schrift und die Tradition überkommen.
Der Inhalt der Reden ist theils dogmatischer, theils moralischascetischer Art. Besonders erörtert Gregorius das Geheimniß der Trinität in Uebereinstimmung mit den griechischen Kirchenvätern jener Zeit. Namentlich ausgesprochen und betont ist die Lehre vom Dasein Gottes, von dem Wesen und Sein Gottes, von den Eigenschaften desselben, von dem Verhältniß der drei göttlichen Personen nach Innen und nach Außen (Schöpfung, Erlösung, Heiligung). Gegenüber dem heidnischen Fatalism wird die Erschaffung der Welt und der Geschöpfe, sowie die Vorsehung Gottes für seine Geschöpfe durch alle Reden hindurch wiederkehrend hervorgehoben; ebenso wird die Nichtigkeit des Pantheismus gezeigt. Die Lehre von den Sakramenten findet sich deutlich ausgesprochen, besonders die Lehre von der Nothwendigkeit des Sündenbekenntnisses (Beichte) zur Erlangung der Sündenverzeihung, vom Empfange des heiligen Altarssakramentes, von der Salbung der Kranken u. s. w. Gregorius redet auch von der künftigen Auferstehung, von der Belohnung und Strafe, von der Fürbitte der Heiligen, von den Wundern durch die Reliquien der Heiligen, kurz von allen wichtigen Lehren des katholischen Glaubens.
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Heilige Reden des Johannes Mandakuni. Aus dem Armenischen übersetzt von Joh. Mich. Schmid. Regensburg. Manz. 1871. ↩
