III.
S. 82Nach Art eines Künstlers schmiedetest du eine Waffenrüstung und bekleidetest damit umsonst die Leiber der Menschen, auf dass sie gleich dir siegen sollten1 . Zur Zeit des Kampfes zogst du voran, und wenn es Friede war, arbeitetest du an der Rüstung, um die anderen damit zu bekleiden. [10] Du lehrtest aber nur das, was du selbst tatest und tatest das, was dein Herr zu tun befohlen hatte. Was dein Mund redete, bezeugte dein Wandel als Wahrheit; denn dein Schoß war angefüllt mit den Früchten deiner Predigt, mit Taten und guten Werken. [20] Das, was man aus deinem Munde hörte, sah man auch an deinem Leibe; dein Wandel bestätigte durch Worte und Werke die Rede deiner Zunge. Die Gebote der Heiligen Schrift zeigtest du an dir selbst in einem lebendigen Beispiel; denn das, was du predigtest, tatest du zuerst selber. [30] Was du tatest, schrieb dein Mund allen als Gesetz vor, und dem Ohr, welches dich hörte, bezeugte das Auge, dass deine Lehre in dir selbst lebte. Deine Lehre, o Vater, war süß für den Hörer; denn die Rede deiner Zunge war gleichsam ausgegossen über deine Gestalt und die Augen konnten dafür Zeugnis ablegen. [40] Nicht einmal in Gedanken konnten dich die Zuhörer tadeln2 , denn das Wort deiner Zunge war durch das Strahlen deines Geistes auch an deinem Leibe ausgeprägt. Ohren und Augen hörten und sahen die Wahrheit; denn während das Ohr horchte, weidete sich auch das Auge an dem Gehörten und Geschauten. [50] Du lehrtest schön, weil du es auch selbst übtest, und deine Worte wurden wegen deiner guten Werke freundlich aufgenommen, denn dein Herr war in dir wirksam.
Wer vermochte wohl die Früchte deiner Predigt aufzuladen und davonzutragen? Du aber ertrugst die ganze Last der von dir abgeschnittenen Ernte, und deine S. 83Zunge legte sie den anderen vor3 . [60] Der Baum war nur ein einziger, aber seine Früchte waren zahlreich; an einem einzigen Menschen strahlten die unzähligen Zierden, die über dich ausgebreitet waren. Die Augen schlürften den Anblick der Ordnung in sich ein und die Ohren die reine Stimme, die aus deinem Munde ertönte. [70] Täglich wurden die Früchte von deinen Zweigen abgepflückt und alsbald andere an ihrer Stelle hervorgebracht, denn täglich wurden solche erzeugt. Dein Herr war deine Zuversicht, welcher dich an die Wasser des Lebens gepflanzt hatte4 , wo du täglich Früchte der Vollkommenheit hervorbrachtest. [80] Der Apostel5 schrieb das Buch des Geistes und du empfingst es; er erstaunte über dich, weil du es öffnetest und nicht nur vorlasest, sondern auch beobachtetest. Er wies dir durch seine Gebote die mannigfaltigsten Wege und du folgtest ihm nach, fähig, die Pfade zu wandern, die dir der Wegführer zeigte, [90] Durch den Schmelztiegel seiner Leiden ging auch dein freier Wille hindurch; auf seine Leiden schautest du hin, über die deinigen freutest du dich, weil deine Mühsal der seinigen ähnlich war. Auf dem Meere und auf den Seen predigte er und ward verfolgt; siehe, auch du hast auf dem Meere und in allen vier Himmelsgegenden für die Kirche gearbeitet. [100] Jene Sorgfalt, von welcher der Apostel schrieb6 , hast auch du angenommen und an allen Orten für die Kirche gewirkt, um deinem Herrn Wohlgefallen zu bereiten. Durch deinen Frieden zerstörtest du die Mauer der Zwietracht und erniedrigtest durch Liebe die Höhen des Zorns, damit die Kirche Frieden hätte. [110] Die schwere Last kam dir leicht vor, ja du fügtest noch weitere Mühe hinzu, weil du des deiner Arbeit bestimmten Lohnes gedachtest.
Deine Fürbitte habe ich angerufen S. 84und deinen Lobpreis dargebracht. Möge durch dich meine Zunge Frucht bringen, weil mein Herz dich liebt! Möge ich deinem Herrn um deinetwillen Wohlgefallen!
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unter den Waffenrüstung sind die heilsamen Predigten und Ermahnungen des Akazius zu verstehen. ↩
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Sie konnten dir nicht vorwerfen, dass du deine Lehre selbst auszuüben versäumtest. ↩
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d.h. Akazius vermochte, was fast unmöglich schien, die vielen und hohen Tugenden, welche er in seinen Predigten vorschrieb und empfahl, auch selbst auszuüben. ↩
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Psalm 1,3; Jesaja 41,18 ↩
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Der hl. Paulus wurde schon in der alten Kirche oft als der Apostel schlechthin bezeichnet ↩
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1.Kor.11,28 ↩
