6. Inhaltsübersicht. S. 270
Die Bittschrift für die Christen.
Einleitung (Kap. 1-3).
Im weiten römischen Reiche kann ein jeder „nach seiner Fasson selig werden“, nur wir Christen werden verfolgt (Kap. 1). Unlogischerweise gilt bei uns schon der Name als todeswürdiges Verbrechen. Man untersuche doch unsere Taten! (Kap. 2). Die mit unserem Namen in Verbindung gebrachten Anklagen auf Atheismus, thyesteische Mahlzeiten, ödipodeische Beilager sind völlig aus der Luft gegriffen (Kap. 3).
1.Hauptteil (Kap. 4-30). Widerlegung der Anklage auf Atheismus.
1. Positiver Teil (Kap. 4-12): Wir sind keine Atheisten, sondern Monotheisten.
Wenn wir auch nicht an Götter glauben, so glauben wir doch an Gott; Atheist im eigentlichen Sinn war z. B. Diagoras (Kap. 4). Monotheistische Anklänge finden sich auch bei den heidnischen Dichtern und Philosophen, ohne daß diesen deswegen Atheismus vorgeworfen wurde; so bei Euripides und Sophokles (Kap. 5), bei den Pythagoreern, bei Plato, bei Aristoteles, bei den Stoikern (Kap. 6). Und doch konnten diese ihre monotheistische Anschauung. nur schwach begründen, wir Christen aber haben darüber eine untrügliche, göttliche Belehrung empfangen durch die vom heiligen Geiste inspirierten Propheten (Kap. 7). Jedoch haben wir für unseren Gottesglauben auch rationelle Gründe; es folgt der sog. topologische Gottesbeweis (Kap. 8); aber mehr als Menschenweisheit gelten uns die göttlichen Aussprüche (Kap. 9). Unser Gottesbegriff ist ein reiner und voller; es folgt der Hinweis auf die Trinitätslehre S. 271 und Engellehre der Christen (Kap. 10), dann auf ihre Nächstenliebe, besonders Feindesliebe (Kap. 11), Tugenden, die eben ihrem geläuterten Gottesbegriff und ihrem Jenseitsglauben entspringen (Kap. 12).
2. Negativer Teil (Kap. 13-30): Weil wir Monotheisten sind, sind wir keine Polytheisten; daher opfern wir nicht wie die Heiden und glauben auch nicht an ihre Götter.
Wir opfern nicht wie die Heiden, weil unserem Gotte solche Opfer nicht gefallen (Kap. 13). Wir glauben auch nicht an die Götter der Heiden. Die Heiden selbst haben keine einheitliche Auffassung von den Göttern; jeder hat andere Götter; daher kann jeder dem andern Atheismus vorwerfen (Kap. 14). Wie sollten wir Götterbilder anbeten, die von Menschenhänden gemacht sind! (Kap. 15). Wir beten nicht einmal die Welt an, die doch ein größeres Kunstwerk ist als irgendein Götterbild, sondern ihren Schöpfer (Kap. 16). Sowohl die Namen der Götter als ihre Bilder sind ein Ergebnis der Zeit; erstere wurden von den Dichtern erfunden, letztere gibt es erst, seitdem es plastische Künste gibt (Kap. 11). Weder hinter dem Namen der Götter steht etwas Göttliches noch hinter ihren Bildern. Denn die angeblichen Götter, die Träger der Götternamen, sind geworden (Kap. 18) und ebendeshalb . auch vergänglich (Kap. 19). Die Schilderungen von den Gestalten der Götter (Kap. 20) sind ebenso unwürdig wie die Berichte von ihren Taten (Kap. 21). Selbst dann, wenn man die Götter als personifizierte Naturvorgänge auffaßt, bleibt nichts Göttliches übrig (Kap. 22). Wenn von einigen Götterbildern auffallende Wirkungen ausgehen, so ist dies zurückzuführen auf die hinter den Götterbildern sich verbergenden Dämonen; es folgt der Hinweis auf die Dämonenlehre eines Thales und eines Plato (Kap. 23) und eine Darlegung der christlichen Lehre von den guten und bösen Engeln (Kap. 24). Die Dämonen S. 272 bringen Unordnung in die Welt (Kap. 25); sie wirken von den Götterbildern aus (Kap. 26) besonders auf solche Seelen ein, die irdisch gesinnt sind (Kap. 27). Die ersten Träger der Götternamen waren Menschen; Zeugen dafür sind die ägyptischen Priester (Kap: 28); in gleichem Sinne äußern sich auch griechische Dichter und Geschichtsschreiber (Kap. 29 und 30).
2. Hauptteil (Kap. 31-36). Widerlegung der Anklagen auf thyestische Mahlzeiten und ödipodeische Beilager.
Derartige Anschuldigungen entspringen dem Hasse; von jeher wurde die Tugend durch das Laster verfolgt; aber Gott wird uns für unsere Sittenreinheit das ewige Leben geben (Kap. 31). Der unterschiedslose Geschlechtsverkehr, den die Heiden uns verleumderisch nachsagen, gefällt ihnen bei ihren Göttern; wir aber sind so weit von solchen Dingen entfernt, daß wir uns nicht einmal eine Gedankensünde gegen die Reinheit erlauben (Kap. 32); Anschauungen der Christen über Jungfräulichkeit und Ehe (Kap. 33). Gerade der unterschiedslose Geschlechtsverkehr, den die Heiden uns verleumderisch nachsagen, wird von ihnen selbst gepflogen; die Schönheit des Menschenleibes so zu entweihen, die unschuldigen Christen in den Tod zu drängen, das heißt sich an Menschenfleisch versündigen (Kap. 34). Wir Christen genießen kein Menschenfleisch, wir töten niemand, wir sehen nicht einmal bei Tötungen zu, während gerade letzteres den Heiden Freude macht; auch schrecken sie nicht vor Menschenmord zurück (Kap. 35). Uns würde schon der Glaube an die Auferstehung der Leiber abhalten, Menschenfleisch zu genießen (Kap. 36).
Schluss (Kap. 37).
Neiget, o Herrscher, Euer Haupt unseren Bitten! Schaffet uns Ruhe!
