2.
S. 4 Der Titel der Schrift ist von Origenes selbst als περὶ εὐχης, Vom Gebet, angegeben (vgl. Origenes’ Werke, Band I S. LXXVIII). Ihre Gliederung ist einfach und durchsichtig und von Origenes am Anfange des letzten Kapitels angedeutet. Danach sind zwei Teile zu unterscheiden: ein all gemeiner, über das Problem des Gebets, und ein spezieller, über das Vaterunser. Da aber Origenes am Schlusse noch einige Nachträge zum ersten allgemeinen Teil hinzufügt, so liegen tatsachlich drei Teile vor.
In der Einleitung (cap. 1. 2) wird vor allem der Gedanke, daß wir von selbst nicht wissen, was und wie wir beten sollen, nach Rom. 8, 26. 27 durchgeführt.
In dem ersten Teile (cap. 3-17) spricht Origenes von dem Gebet im allgemeinen, und zwar 1. von den Namen εὐχὴ und προσευχὴ (cap. 3. 4), 2. dem Zweck, der Notwendigkeit und dem Nutzen des Gebets (cap. 5-13), 3. dem Inhalt und der Art des Gebets (cap. 14-17).
Dann folgt der zweite Teil üb er das Vaterunser (cap. 18-30). Der Erklärung der einzelnen Bitten (cap. 22-30) geht eine besondere Einleitung (cap. 18-21) voraus.
Den dritten Teil bildet ein Nachtrag zum allgemeinen Teile (cap. 31-33), der allgemeine Vorschriften über Stimmung und Haltung des Betenden, den Gebetsort, die Himmelsgegend, wohin der Betende blicken soll, und die einzelnen Teile des Gebets enthält.
In einem kurzen Schlußwort spricht Origenes die Bitte aus, Ambrosius und Tatiana möchten sich einstweilen mit dem Gebotenen begnügen.
Die Schrift „Vom Gebet" ist vor andern Schriften des Origenes durch Tiefe und Innigkeit der religiösen Empfindung ausgezeichnet. Auch hebt der Verfasser gewisse Grundanschauungen seines Glaubens gerade hier deutlich hervor, so daß die Schrift für die Kenntnis seines theologischen Systems von Wichtigkeit ist.
