Erste Vorschrift.
S. 264 Nicht die Speisen machen uns Sorgen, heiligster Vater, wenn die Gefangenen gegessen haben, was ihnen eben ihre Besieger vorgesetzt haben, besonders da von allen Seiten einstimmig behauptet wird, daß die Fremden, die in unsere Gegenden eingedrungen sind, den Götzen nicht geopfert haben. Der Apostel aber sagt: „Die Speisen sind für den Magen und der Magen für die Speisen; Gott aber wird sowohl jenen als diese zerstören„1. Aber auch der Erlöser, der alle Speisen für rein erklärt, sagt: „Nicht was in den Menschen eingeht, macht ihn unrein, sondern was von ihm ausgeht“.2. Das gilt auch davon, daß die gefangenen Frauenspersonen geschändet wurden, indem die Ausländer ihren Leib vergewaltigten. Aber (man muß unterscheiden) wenn gegen jemand schon früher wegen seines Lebenswandels eingeschritten wurde, weil er nach dem Ausdrucke der Schrift den Augen der Unzüchtigen nachgezogen ist3, so erweckt offenbar sein Hang zur Unzucht auch Bedenken in der Zeit der Gefangenschaft und mit solchen Frauenspersonen darf man nicht leichthin Gebetsgemeinschaft pflegen. Wenn jedoch eine Person früher in strenger Zucht gelebt und einen Lebenswandel an den Tag gelegt hat, der rein und über allen Verdacht erhaben war, aber jetzt infolge von Gewalt und Zwang der Entehrung verfallen ist, so haben wir für diesen Fall das Beispiel mit der Jungfrau im Buche Deuteronomium4, S. 265 die ein Mann auf freiem Felde traf und mit Gewalt bezwang, worauf er mit ihr den Beischlaf vollzog. Der Jungfrau, heißt es dort, sollt ihr nichts tun; für die Jungfrau besteht keine Verschuldung, die den Tod verdient, weil hier der Sachverhalt derselbe ist, wie wenn sich ein Mann gegen seinen Nebenmenschen erhebt und ihm das Leben nimmt. Die Jungfrau hat (um Hilfe) gerufen, und niemand war da, der ihr zu Hilfe kommen konnte. So verhält es sich also mit diesem Punkte.
