3.
Ihr Zentralgedanke ist ewig modern, von der ersten Jüngerauswahl und dem Abschiedsabendmahl bis zum letzten Siege des Guten in fernen Ewigkeiten. „Ihr alle müßt Christus werden, jeder von euch nach seiner Art, nach seinem Vermögen, nach seiner Lebenslage.“ Zweifellos war das die praktische Bedeutung des Genusses jenes Heilandsbrotes und Heilandsweines: „Nun gehe ich, euer Meister, von dannen und wirke nicht mehr sichtbar am Reiche Gottes in der Welt; aber euch habe ich erwählt, daß ihr meine Stelle vertretet, daß jeder aus euch ein Christus sei und daß ihr die Menschheit umschafft zu einer Heerschar von Christusen. Wie Speise und Trank will ich in euch eingehen und euch in mein eigenes Selbst umschaffen“. Was könnte auch Christus anders wollen, als daß sein Werk geschehe, als daß sein Geist in allen Menschen erstehe, als daß sein Fleisch und Blut eines jeden Fleisch und Blut werde? Hier öffnet sich der alten Menschensehnsucht „daß wir doch wären wie Gott“ das ewige Tor: seien wir wahre Kinder Gottes, Lichtfunken des Göttlichen, Handlanger, Werkmeister und Künstler des Guten, dann drehen unsere winzigsten Werke das Rad der Welt und Ewigkeit, dann steht unser Leben auf dem festen Boden, den Grab und Tod und Schicksal und Untergang nur wie verächtliche Pfützen umspülen. Denn die Ewigkeit, das ist das Gute, das ist Gott. Idealismus heißt man solches Denken und Leben heute, die alte Theologensprache hat andre Worte dafür, aber die Sache ist die gleiche.
